#junge Themen in Helsinki – Background und Ergebnisse

von Lena Simosek

Die OECD und Inclusive Growth

Die OECD, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, ist ein Zusammenschluss von zurzeit 34 Staaten, der sich zur Aufgabe gemacht hat, das Wirtschaftswachstum der Mitgliedsstaaten zu fördern und damit für steigende Lebensstandards zu sorgen.
Inclusive Growth, zu Deutsch etwa inklusives Wachstum, stellt die neue Vision der OECD dar. Grob gesagt bedeutet das, dass jedes Individuum eines Staates auch etwas von dem erreichten wirtschaftlichen Wachstum haben sollte und weiterhin, dass der Reichtum eines Staates nicht nur an seinem Bruttoinlandsprodukt, sondern auch an weiteren sozialen Faktoren gemessen wird. Bildung, Vollbeschäftigung und Wohlfahrt eines Staates sind wichtige Bestandteile.
In diesem Rahmen bat die OECD auch Jugendliche der Mitgliedstaaten um ihre Meinung zu den ihnen wichtigen Themen. In Deutschland geschah dies durch das Bundeskanzleramt, das auf den Deutschen Bundesjugendring (DBJR) zuging.

Der DBJR und Ichmache>Politik

Das Projekt Ichmache>Politik des Deutschen Bundesjugendrings ermöglicht Jugendlichen die Teilhabe an nationalen und internationalen politischen Prozessen zum Thema Demografie sowie der Demografiestrategie der Bundesregierung, mit der Politik für alle Generationen angestrebt wird.

Schon vor einiger Zeit gab es auch hier auf dem VCP Blog einen Aufruf für die BarCamps #jungeThemen, die im September in Hannover, Westernohe und Potsdam stattfanden.
Auf diesen Aufruf wurde Lena Simosek aus dem VCP Land Mecklenburg – Vorpommern aufmerksam.
Sie bewarb sich auch dafür, die besprochenen Themen im Kanzleramt sowie beim Jugenddialog der OECD – Ministerkonferenz in Helsinki vorzustellen.

Lena und fünf weitere Jugendliche aus ganz Deutschland machten sich schließlich auf den Weg in die Hauptstadt Finnlands.

Die BarCamps

Alles begann mit den BarCamps, die Anfang September in Hannover, Westernohe und Potsdam stattfanden. An diesen konnte sich jede und jeder beteiligen, die oder der Interesse daran hatte, über politische Themen zu diskutieren und zwischen 12 und 27 Jahren alt war. „BarCamp“ steht dabei für eine Methode, bei der jede und jeder eine Session anbieten konnte und alles selbstständig protokolliert und moderiert wird.

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Lena nahm am BarCamp in Potsdam teil. Themen dort waren z.B. eine einheitliche Bildungspolitik in Deutschland und Europa, die Rolle des Ehrenamts in Deutschland, das Thema Inclusive Growth der OECD sowie die aktuelle Flüchtlingspolitik in Deutschland und Europa, aber auch das Wahlalter und Wahlsystem in Deutschland. Die zwei Tage haben kaum für all die Themen gereicht und in den Sessions wurde stets hitzig diskutiert. Schon das BarCamp war also eine tolle Erfahrung.
Mit der Teilnahme am BarCamp gab es dann noch die Möglichkeit, sich für die Teilnahme am Jugenddialog der OECD – Ministerkonferenz in Helsinki zu bewerben.
Schließlich wurden jeweils zwei Jugendliche aus jedem BarCamp ausgewählt. Natalie und Robert aus Hannover, Denja und Benedikt aus Westernohe sowie Lena und Basti aus Potsdam.

Der Vorbereitungsworkshop und das Kanzleramt

Diese sechs trafen sich am 27. September in Berlin zu einem Vorbereitungsworkshop, in dem sie sich nochmal genauer mit den Forderungen der BarCamps sowie den Online-Abfragen beschäftigten und sich am Ende in drei große Bereiche aufteilten. Natalie und Robert übernahmen den Bereich Bildung, Benedikt und Basti Inclusive Growth und Denja und Lena Partizipation und Teilhabe von Jugendlichen.
Die einzelnen Forderungen wurden gewichtet und für die Präsentation im Kanzleramt vorbereitet. Ebenfalls warfen die Jugendlichen hier einen genaueren Blick auf die OECD sowie das aktuelle Thema dieser, Inclusive Growth.

Am Montag machten sie sich auf den Weg zum Kanzleramt. Nach einer kleinen Führung präsentierten die Jugendlichen die Forderungen und verschafften sich Gehör. Die Rückfragen der Mitarbeitenden des Kanzleramtes verrieten ihr Interesse an den Belangen der Jugendlichen.
So konnten sie guten Gewissens in die Vorbereitung für Helsinki starten. Jetzt heißt es: Alles einmal auf Englisch.

Aufenthalt in Helsinki

Von Berlin, Frankfurt und München aus ging es am 25. Oktober mit dem Flieger auf in die Hauptstadt Finnlands. Die Tage bis zum Jugenddialog, der am 27. Oktober stattfand, wurden zur Vorbereitung, aber auch für Sightseeing genutzt.

Als der „große“ Tag dann endlich gekommen war, wartete eine vollgepackte Agenda auf die Jugendlichen, die dann auch aus Irland, der Tschechischen Republik und Finnland kamen. Ursprünglich wollten auch weitere Staaten Jugendliche entsenden, doch am Ende waren es doch nur die genannten vier. Nachdem viele wichtige Menschen Finnlands und der OECD viele nicht so wichtige Dinge erzählten und die Jugendlichen zwischenzeitlich mit „Button-Basteln“ und Finnland-Quiz beschäftigt wurden, war der erste Einsatz der Jugend an diesem Tag die Vorstellung des finnischen Pfadfinderverbands sowie andere lokale Jugendverbände und Vereine.

Im selben Raum wurde auch eine Wand aufgestellt, jeder sollte dort sein schönstes Erlebnis des Tages hinterlassen. Doch die deutschen Entsandten, mittlerweile etwas enttäuscht von der Veranstaltung, nutzten diese etwas anders und stellten dort nun endlich die Forderungen, um die es eigentlich den ganzen Tag über gehen sollte und übten auch ein wenig Kritik an der Veranstaltung. „Everybody says that the Youth should be heard but who is listening“ oder „Young people have to be taken seriously as experts on their own life circumstances“ standen dann unter anderem an dieser Wand.

Der Jugenddialog – Ernüchterung

Um 16 Uhr begann dann der eigentliche Jugenddialog, dieser sollte zwei Stunden dauern und zwischen den entsandten Jugendlichen sowie verschiedenen Ministerinnen und Ministern stattfinden. Doch auch hier erstmal Ernüchterung. Drei Ministerinnen und Minister aus Finnland und der OECD brauchten insgesamt eine halbe Stunde, um die schon im Voraus eingegangenen Ergebnisse der Jugendbefragungen zusammenzufassen. Sie fassten Dinge für die Jugendlichen zusammen, mit denen diese sich selbst beschäftigt hatten und mit denen sie sich vermutlich besser auskannten, als die jeweiligen Ministerinnen und Minister.

Als dann endlich die Jugendlichen zu Wort kamen, wurden sie direkt und ehrlich. Verschiedene Themen wurden besprochen und immer mit Beteiligung von mindestens einem der deutschen Jugendlichen, die später den Dialog bestimmten. Vor allem beim tschechischen und dem mexikanischen Minister stießen sie damit auf Verwunderung. Die sehr konservative Einstellung der beiden Herren ließen die Jugendlichen nicht auf sich sitzen. Politik passiert nicht nur in Parteien oder im Parlament. Die Kommunikation zwischen Politikern und Jugendlichen sollte nicht durch den Fernseher oder die Zeitung geschehen, diese Medien sind schon fast altmodisch. Dinge, die für die Jugendlichen selbstverständlich waren, hatten die Minister und Minsterinnen überhaupt nicht in ihrem Bewusstsein. Um Jugendliche für Politik zu interessieren, bedarf es den richtigen Zugang, Zeit und auch Raum. Über die Schule hinaus sollten Möglichkeiten der Partizipation geschaffen werden. Die Kommunikation zwischen Entscheidungsträgerinnen und – trägern und den Jugendlichen sollte umfangreich, klar und auf allen möglichen Wegen, soziale Medien mit inbegriffen, geschehen um Wissen und Möglichkeiten der Partizipation zu verbreiten, auf eine vertrauensvolle, ernste und respektvolle Art. Es ist wichtig, hierbei auch Schulen und Jugendverbände einzubeziehen und Engagement zu fördern. Die Politik wird aufgefordert, Willkommenssignale für Jugendpartizipation zu senden.

Die Ergebnisse

Nachdem der Jugenddialog beendet war, hatte sich die Laune der Jugendlichen verbessert. Sie konnten ihre Forderungen einbringen und wussten, dass zumindest einige davon in den Köpfen der „Politik“ hängen blieben. Auch Herr Naundorf, der Mitarbeiter des Kanzleramts, der beim Jugenddialog zugesehen hatte, war erstaunt über die direkte Art der Jugendlichen und wie sie mit den Politikerinnen und Politikern sprachen.

Einen Tag später fand dann die Konferenz statt. Die Jugendlichen bekamen das resultierende Chair’s Summary per Post zugeschickt, fanden dann auch einige ihrer Forderungen wieder und konnten somit doch einen kleinen Erfolg in Sachen Jugendpartizipation feiern.

Hier gibt es noch ein Video, das die BarCamps, den Besuch im Kanzleramt sowie die Forderungen der Jugendlichen ein wenig dokumentiert:

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