„Das ist nicht mehr mein VCP“

Foto: Waldläuferzeichen Spielbeginn

Seid nett zueinander – ein Kommentar von Johannes Malinowski.

„Das ist nicht mehr mein VCP“ … ist der schlimmste und beleidigendste Satz, den ich seit langem über unseren wunderbaren Verband gehört habe. Wir sind kein konservativer Verein, der der freien Entfaltung von jeder*jedem von uns einen Riegel vorschiebt, sondern ein pluralistischer Verband, der jedem*jeder die Möglichkeit gibt, so zu sein wie er*sie mag.

Puh. Ein ganz schöner Bandwurmsatz. Aber kürzer geht es nun mal nicht.

Die Frage ist doch: Wie sehr darf ein Verband sich verändern, ohne sein Profil zu verlieren? Wie sehr darf ein Lagergottesdienst zum Rockkonzert ausarten? Brauchen wir W-Lan auf dem Lagerplatz? Auf keine dieser Fragen gibt es die einzige richtige Antwort.

Aber die Wahrheit ist doch: Schon als der VCP 1973 durch die Fusion von zwei Pfadfinderinnen- und einem Pfadfinderverband entstand und koedukative Ansätze auf einmal absolut selbstverständlich waren, war der Verband fortschrittlicher, als es so manchem*mancher gepasst hätte.

Im VCP gibt es viele verschiedene Strömungen. Keine politischen, sondern pfadfinderkulturelle. Sind wir bündisch? Wird bei uns die Kluft in die Hose gesteckt? Geht kurze Lederhose bei minus 10 Grad? Auch das sind Fragen, auf die es abschließend keine richtige Antwort geben kann. Ich probiere es trotzdem, mein Versuch einer Antwort sieht so aus: Mache was du willst, lebe wie du willst. Akzeptiere die Meinung anderer. Hauptsache es geht dir gut und du schadest niemandem damit.

Ach ja, und lasst uns über das Thema Liebe sprechen. Ist es eigentlich okay wenn sich zwei Pfadfinder ineinander verlieben? Wenn eine Pfadfinderin Gefühle für eine andere Frau empfindet? Wenn ein Pfadi nicht so richtig weiß, ob er oder sie jetzt ein Junge oder ein Mädchen ist? Oder irgendetwas dazwischen? Und wir dies jetzt sogar in unserer Schreibweise mit einem * berücksichtigen? Großer Gott, wieso soll das ein Problem sein? Reaktionäres Denken hat in unserem Verband nichts zu suchen. Und ist es nicht gerade das Prinzip von Pfadfinden jeden*jede so zu nehmen wie er*sie ist? Unser Miteinander sollte in erster Linie von Respekt anderen gegenüber geprägt sein. Das Mittelalter ist – Gott sei Dank – schon ein paar Jahre her.

Der wichtigste Appell an alle Menschen, ob Pfadfinder*in oder nicht, lautet doch: Seid nett zueinander!

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