Gemeinsam ans Ziel

Foto: Gipfelfoto

Stammesgroßfahrt des Stammes Astrid Lindgren nach Slowenien

von Annika Habekost, Stamm Astrid Lindgren Hamburg

Dieses Jahr machte sich aus unserem Stamm eine sehr gemischte Gruppe gemeinsam auf den Weg, eine Großfahrt in Slowenien zu meistern. Die Hälfte der Fahrtengruppe bestand aus kleinen Jungpfadis ohne Großfahrterfahrung, die andere Hälfte hatte schon zum Teil mehrere Großfahrten in den verschiedensten Teilen von Europa in den Wanderschuhen. Außerdem hatten wir Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit diverse Handicaps, angefangen von Asthma über eine Jungpfadfinderin mit Rheuma und ein Jungpfadfinder mit teilweiser eingeschränkter Leistungsfähigkeit durch eine Bluterkrankung. Aber das alles hielt uns nicht davon ab, gemeinsam auf Fahrt zu gehen und das Ziel zu erreichen. Allerdings gaben auch zwei „alte Hasen“ Sicherheit – vor allem für die betroffenen Eltern).

Los ging es in aller Frühe mit der Bahn ab Hamburg Richtung Ljubljana. Abends angekommen, gab es eine Pause im Hostel Tabor (zentral und günstig). Am nächsten Tag ging es nach einem kurzen Sightseeing-Programm durch die Altstadt von Ljubljana mit dem Zug weiter zum Ausgangspunkt unserer Wanderstrecke: Ilistra Bistrica.

anp1503_fahrtentipp_IMG_1326Wir hatten uns den Fernwanderweg E6 herausgesucht und wollten ihm ab hier bis zum Mittelmeer folgen. Nach kurzem Einkauf, da der Weg durch dünnbesiedeltes Gebiet führt, machten wir uns voller Vorfreude auf den Weg zum Meer, der Wegmarkierung folgend. Gesäumt war unser Weg von einsamen Dörfern, nur teilweise mit Einkaufmöglichkeiten, wunderschöner Landschaft und – wenn man welche traf, freundlichen Menschen.

Höhepunkt der Wanderung war sicherlich die Ankunft oben auf dem Slavnik (1028m), ein Berg im grünen Karst – unserer höchster Punkt der Wanderung, wo wir einen wunderschönen Abend und eine ruhige Nacht in der Berghütte verbrachten und in Ruhe das Gewitter abwarten konnten, das nachmittags plötzlich losbrach und kurzfristig die Welt um uns herum untergehen ließ. Abends legte justa auf dem Gipfel ihr Pfadfinderversprechen ab, selten habe ich einen passenderen Ort für ein solches Versprechen gefunden. Litfy und ich werden noch lange von dem traumhaften Sonnenaufgang morgens um 6 Uhr auf dem Slavnik zehren, den wir bewundern durften, während der Rest der Fahrtengruppen noch selig träumte.

Ab dort ging es dann immer weiter Richtung Piran, eine wunderschöne alte Stadt am Mittelmeer. Wir erreichten sie nach 8 Tagen Wanderung mitten in der Nacht, alle auf ihren eigenen Füßen – glücklich und stolz. Dort hatten wir im Vorfeld Kontakt zu slowenischen Pfadfindern aufgenommen, die uns Quartier auf ihrem Pfadfindergelände gaben. Die letzten drei Tage verbrachten wir mit Baden im Meer, Besuch des Aquariums in Piran, vielen Mußestunden auf dem wunderschönen Pfadi-Gelände oberhalb der Altstadt und beim gemeinsamen Spiel mit den slowenischen Pfadfindern.

Danach ging es dann wieder mit Bus und Bahn zurück nach Hause, nur unterbrochen von einer weiteren Nacht im Hostel Tabor in Ljubljana und einem wunderschönem Abendessen am Ufer des Ljubljanica.

Den Weg dahin meisterten wir gemeinsam, die täglichen Streckenlängen waren dem Können der Gruppe und den Temperaturen (bis zu 37°C im Schatten) angepasst. Jeder trug seinen Teil dazu bei, dass auch die nicht so „fitten“ Pfadis auf eigenen Füssen das Ziel erreichten. Bergab wurde der Rucksack unseres Rheumakindes reihum von anderen zusätzlich zum eigenen Gepäck getragen (dafür hatte dieses Kind wirklich nur das eingepackt was wirklich nötig war), bergauf konnten die Asthmakranken in Ruhe ihr Tempo gehen und wurden immer im Auge behalten, teilweise legten die Vorderen Waldläuferzeichen oder kamen bei einer Pause und holten bei den letzten die Rucksäcke schon mal ab. Oder aber zwei der Pfadfinderstufe gingen vor, um den nächsten (und einzigen) Lebensmittelladen noch offen zu erreichen um den Gruppeneinkauf zu tätigen.

Ansonsten haben wir das volle Großfahrtprogramm erlebt:

  • schlafen im Zelt (gerne auch mal schwarz)
  • schlafen unterm Sternenhimmel
  • oder beim Bauern im alten Wirtschaftsraum seines Hauses.
  • Frühes Aufstehen(5 Uhr), um der Hitze des Tages zu entgehen
  • Wandern bei Nacht, trotzdem immer noch 26°C
  • Essen, das was man unterwegs zu kaufen bekommt, um sich dann um so mehr zu freuen, wenn es zur Abwechslung zum eigentlichen trockenem Weißbrot mal ein Graubrot gibt.
  • An sich selbst und seinen Kräften zu zweifeln, doch durch die Gruppe Sicherheit bekommen um dann nach geschaffter Leistung umso stolzer sein zu dürfen.
  • Genuss eines Eis, wo immer sich eine Möglichkeit ergab.

Rückblickend hatten wir eine wunderschöne Großfahrt, die Sipplinge haben ganz viel mitgenommen und sind jetzt schon wieder heiß auf die nächste. Geholfen haben die vielen Stunden der Vorbereitung, angefangen beim Festlegen der Route, beim Planen des Gruppengepäcks, den vielen Gesprächen mit den Eltern unserer „Problemkinder“ und nicht zu Letzt unseres Probewanderwochenende, das für alle Pfadis Pflicht war, damit sich der zusammengewürfelte Haufen gemeinsam für die Fahrt zusammenraufen konnte.

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