#kurzblick – die Bundeslagernachtour der ganz besonderen Art

Von Lena Radmer und Sören Bröcker

„Sie wählten den Sommer und schnürten ihre Schuh nach dem Bundeslager und trampten der Einsamkeit zu.“

Foto: VCP/Caroline Winnicker

 

Neun Pfadis aus acht VCP Ländern genossen die Unerreichbarkeit beim blauen Haus in Breitenstein im Harz. Es gelang ihnen, das „Bula-Flair“ auf R*R typische Weise einzufangen, beizubehalten und weiterzuleben. Im minimalistisch ausgestatteten Haus mit Holzofen und Klampfen, sowie einem Wald voller Pilze vor der Haustür war genügend Platz und Zeit für Erholung nach dem Bundeslager.

Während sich die eine Hälfte mit den verbliebenen Lebensmitteln vom BuLa im Auto auf den Weg nach Breitenstein machte, fuhr die andere Hälfte mit Bus und Bahn querfeldein zum blauen Haus. Die letzten Kilometer hieß es dann Daumen raushalten, da die Busse im wunderschönen Südharz leider nur sehr unregelmäßig fahren.

Schon bei Ankunft waren alle vom Haus begeistert und fühlten sich sofort pudelwohl. Denn nirgendwo sonst möchte man öfter mit seinen Freund*innen einsam sein als im blauen Haus.
Die Tage über wurde das Haus bis in die letzte Ecke erkundet, nicht zuletzt um das beste Versteck zu finden.
Die Hexe wurde zum gemeinsamen Kochen ordentlich eingeheizt und mit dem Gong wurden die Festmähler zeremoniell eröffnet sowie auch beendet. Neben den selbstgesammelten Pilzen aus dem angrenzenden Wald gab es selbstkreierte Salzbratlinge und einen besonders süßen Lutherkekskuchen. Die Reste vom Bundeslager galt es aufzubrauchen.

Bei bestem Wanderwetter wurden die Pfade ins nahegelegene Stolberg als auch zum Dreiländereck vom heutigen Niedersachsen, Sachsen- Anhalt und Thüringen erkundet. Auf diesen Wegen stieg allen ein Lächeln ins Gesicht, ob bei „drei roten Pfiffe“, Pilzbestimmungen oder bei verschiedenen Diskussionen übers Pfadfinden: Welche Rolle hat Pfadfinden in der heutigen Gesellschaft? Welche Rolle sollte es übernehmen?
Da die Pfadfinder*innen aus diesen 8 verschiedenen VCP Ländern kamen, kann man fast von einem „Warm-Up“ zur aktuellen „Pfadfindung“ im VCP sprechen. Folgende VCP-Länder waren vertreten: VCP Schleswig-Holstein, VCP Hamburg, VCP Niedersachsen, VCP Mecklenburg-Vorpommern, VCP Berlin Brandenburg, VCP Württemberg, VCP Bayern und das VCP Land Baden.
Als Ergebnis kann man festhalten, dass eine Doppelmoral zwischen Sprechen und Handeln gerade im Bereich des Klimaschutzes den Großteil der Teilnehmer*innen ankotzt, dass Pfadfinden etwas für das gesamte Leben ist und dass man bei den Pfadis die Freundschaften fürs Leben findet.

Die traditionelle Wanderung der Harzfahrer*innen nach Stolberg zeigte eine erste Ernüchterung: Der Bratwurststand, an dem wir schon Stammesser*innen sind, hatte geschlossen. Montag ist eben Schontag. Trotzdem gab es für alle zunächst ein Eis, denn eine Wanderung ohne süßes ist wie Freizeit ohne Freund*innen.
Den traditionellen Sultanzwieback aus dem Friwi-Laden gab es noch als genüssliche Wegzehrung für den Rückweg. Bei einem kleinen Abstecher zum Stolberger Schloss konnten wir einen wunderschönen Blick über das Tal erhaschen. In einem Improvisationstheater wurde das Bula noch einmal ganz zurückgeholt. Viele bekannte und auch weniger bekannte VCP Mitglieder wurden unter großem Beifall parodiert und ihre Aktionen und liebenswerten Macken nachgespielt.

Die Abende klangen neben mehreren Runden Versteckspielen, – es wird gemunkelt, dass der*die ein oder andere im Versteck eingeschlafen sei – bei verschiedenen Gesellschaftsspielen und in singender Runde aus, sodass alle sich, nach einem aufregenden Tag, ruhig niederlegen und von einem neuen Abenteuer träumen konnten.

Der Rückweg verlief einmalig spannend:  Da in Sachsen-Anhalt am Mittwoch der letzte Ferientag angebrochen war, fuhren die Busse noch immer sehr unregelmäßig und so beschlossen die Pfadis wieder den Daumen rauszuhalten. Hierbei traf man auf mehrere Leute, die sie ein Stück des Weges begleiteten, sodass sie ihrem Zwischenziel Berga-Kelbra schnell näher kamen. Von dort trennten sich alle Wege nach Norden und Süden, Osten und Westen – zurück in den Alltag der Zivilisation.

„Und kommen die Stunden, da wieder rührt der Ruf jener Tage im Harz von Fernweh entfacht, dann wird unser Summen nach kurzem verstummen. Wir wissen: So wird es nie wieder mehr sein.“

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