Respekt haben und die Welt mit liebenden Augen betrachten

Predigttext des Gottesdienstes auf der Bundesversammlung am 12. Juni auf Burg Rieneck

Von Clara Groß

Den einen ist im VCP zu viel Gott, den anderen zu wenig. Was bedeutet heute noch das C im Verband? Was macht uns als VCP aus, auch gegenüber anderen Verbänden und Bünden? Darüber kann man sich die Köpfe zerschlagen.

Ich stelle mir diese Fragen auch immer wieder und sie haben in unseren Debatten um die Verbandsentwicklung ihren Platz. Wie auch immer man sich positioniert, stehen für uns doch die gleichen Themen im Vordergrund, arbeiten wir nicht sogar mit ähnlichen Argumenten? Bewahrung der Schöpfung und Nächstenliebe; Nachhaltigkeit und Toleranz.

Warum ist uns das wichtig?
Was macht das mit meinem Leben?

Wozu soll ich denn die Erde bewahren? Weil sie Schöpfung ist. Weil sie Leben ermöglicht. Weil ich nicht wertvoller bin als sie. In der Gesamtzeit der Erde vergehen wir so schnell wie eine Eintagsfliege. Unser Leben ist nur ein Lidschlag im Vergleich zu den Abermillionen Jahren der Erde.

Warum sollte ich dann das Recht haben, außer guten Sachen, einen bleibenden Fußabdruck auf ihr zu hinterlassen?

Warum ‚Jeden Tag eine gute Tat‘? Warum dem AfD´ler nicht mal aus Maul hau‘n? Warum Fairer Kaffee und keine Klamotten bei Primark?

Weil ich nicht mehr wert bin als der Kaffeebauer und die Näherin und ich ihnen Respekt schulde. Weil sie meine Nächsten sind, die ich lieben soll, wie mich selbst. Und das nicht erst, wenn sie als Geflüchtete vor meiner Tür stehen. Weil der Andersdenkende mir und anderen auch ohne Gewalt begegnen soll. Ich bin es ihnen schuldig, ihnen mit Respekt entgegenzutreten. Auch dem Rassisten oder Homophoben oder Kapitalisten oder Kommunisten habe ich nichts an Wert voraus und soll ihnen mit Respekt begegnen. Nicht ihrer Meinung, da gehöre ich selbst eher zu den Polemischen. Aber vor dem Leben muss ich Respekt haben. Ich glaube, dass sie ihr Leben, dem gleichen verdanken wie ich. Demütig können wir anerkennen, dass wir nicht mehr wert sind, als andere oder jedes andere Lebewesen.

Das ist aber keine „Ich-bin- so- schlecht-Demut“, keine, die mich zwingt stillzuhalten und mich zu geißeln. Sondern eine Demut, die mich auffordert und herausfordert, alles mit liebenden Augen zu betrachten und jeden Menschen mit Respekt zu behandeln.

Ich bin nicht die Krone der Schöpfung und ganz sicher auch nicht der westliche, weiße, gebildete und gut verdienende Mensch.

Der Ursprung unseres Daseins liegt außerhalb von uns. Ob wir es nun Schicksal, Glück, Zufall oder Gott nennen. Wir verdanken unser Leben etwas, was wir nicht kontrollieren können, ich kann es nicht, wir können es nicht. Auch der Ursprung eines Baumes und einer Blume liegt außerhalb von ihnen. Weder der Mensch, noch andere Lebewesen haben die Macht über ihre Entstehung. ICH glaube an Gott als Schöpfer und damit daran, dass er auch mich geschaffen hat. Dafür bin ich dankbar. Mein Professor nennt das „Verdanktheit“ des Lebens. Ein ziemlich sperriger Begriff. Der aber ganz einfach meint, dass wir danken können, dass es uns gibt. Und auch dankbar sein können, für das, WAS uns umgibt. Ich bin dankbar für die Menschen, die mich seit Jahren begleiten, die Freude, die ich an meinem Studium habe, den Sommer und die Natur.

Wofür seid ihr dankbar, was geschah euch einfach so? Wem dankt ihr?
An wen richtet man den Dank, wenn man ihn nicht an Gott richten KANN?

Diese Frage wird wohl jeder und jede für sich beantworten müssen.
Aber wir können freudig erkennen und dankbar sein, dass wir auf dem gleichen Fundament stehen. Es gibt so viel in dieser Welt, das Bewahrens wert und unserer Würdigung wert ist. Wir können anerkennen, dass wir nicht Kraft unserer eigenen Wassersuppe geworden sind. Eine Komikerin hat es so ausgedrückt: „Wir sind alle Siegersamen.“ und damit sind wir doch alle gleich viel wert und wert, uns gleich gut zu behandeln.

Und der Friede Gottes, der höher ist, als unsere Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.

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