„Ihr Ehrgeiz hat mich beeindruckt“

Der RPS Stamm Lohengrin aus Nieder-Olm hat rund 60 Mitglieder und engagiert sich an zwei verschiedenen Orten für geflüchtete Menschen. Fünf bis sieben Ranger/Rover zwischen 15 und 25 Jahren sind hier schwerpunktmäßig aktiv.

Alina Büttner, Saulheim erzählt von Begegnungen mit Geflüchteten:

Wir besuchen regelmäßig das Café International in Nieder-Olm bei Mainz. Das Café bietet Kontaktmöglichkeiten für geflüchtete Familien und Einheimische. Dort knüpfen wir Kontakt zu Kindern, die wir dann auf pfadfinderische Veranstaltungen einladen. Der Spielenachmittag am Fastnachtsdienstag war ein echter Erfolg. Daran nahmen zehn Kinder und Jugendliche aus Afghanistan teil und hatten Spaß beim Kreppel essen, Luftschlangen pusten und Spiele spielen.

Der Aufhänger für die Arbeit mit geflüchteten Jugendlichen war das Landesführerlager in Rheinland-Pfalz/Saar (RPS)letztes Jahr im November. Es stand unter dem Motto: „Helping by doing“. Am Samstag fuhren wir in zwei Clearinghäuser, um dort geflüchtete Jugendliche kennenzulernen. Das hat uns – als Stamm – so viel Spaß gemacht, dass wir danach noch öfters samstags ins Saarland gefahren sind und einen Tag mit den Jungs dort verbracht haben. Wir spielten oder bastelten zusammen, machten eine Wanderung und zum Abschluss gab es Stockbrot und Tschai.

Als Clearinghaus bezeichnet man die Erstaufnahmestelle für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Sie verbringen dort ihre ersten Monate in Deutschland, bis geklärt ist, wo sie danach dauerhaft untergebracht werden. Das Besondere an diesen Häusern ist, dass dort ausschließlich Jugendliche unter 18 Jahre untergebracht werden. Im Schnitt wohnen dort 25-30 Jugendliche gemeinsam in einer Art WG.

Bei unseren späteren Besuchen haben wir keine großen Aktionen geplant. Einmal haben wir z.B. gemeinsam Plätzchen gebacken oder einen Ausflug gemacht. Meist haben wir nur unsere Spielekiste eingepackt und den Jungs einen Samstag lang unsere Zeit geschenkt und etwas Abwechslung in ihren Alltag gebracht. Kontakt zu den Jungs aufzunehmen war überhaupt kein Problem, viele können schon ein bisschen deutsch bzw. englisch, ansonsten verständigten wir uns mit Händen und Füßen immer ganz gut. Und im Zweifelsfall gab es noch die Möglichkeit per google translate Fragen zu stellen.

Das Ganze haben wir in Absprache mit den Mitarbeitenden in unserem Landesbüro gemacht. Sie haben uns dann gefragt haben, ob wir nicht Lust hätten, einige Jungs mit unser Landeslager zu nehmen. Da haben wir natürlich nicht lange gezögert und zugesagt. Der Kontakt war inzwischen so gut, dass wir keine Bedenken hatten, fünf Jungs aus Afghanistan nach Hauenstein einzuladen.

Die Jungs (Bashir, Seraj, Ghaffar, Hasan und Reza; 16 bzw. 17 Jahre) waren reguläre Teilnehmer in unserem Stamm, geschlafen haben sie in einer Kohte und auch am Programm haben sie in ihrer Kleingruppe teilgenommen. Dadurch, dass sie mittlerweile schon ziemlich lange in Deutschland leben und auch zur Schule gehen, kann man sich auf Deutsch gut mit ihnen unterhalten und ihnen die Spiele und Aufgaben erklären. Ansonsten haben wir ihnen das einfach direkt gezeigt, bzw. vor gemacht wie es geht.

Mich hat vor allem ihr Interesse an den abendlichen Singerrunden überrascht und gefreut, besonders ihr Ehrgeiz bei den Liedern mitzusingen, auch wenn das nicht immer leicht war. Umso schöner fand ich es zuzusehen wie viel Spaß sie an leichten Refrains hatten.

Das Landeslager hat allen ziemlich viel Spaß gemacht und die Jungs haben schon angefragt, wie man denn Pfadfinder werden kann. Ich habe ihnen Ansprechpartner aus den Stämmen in Saarbrücken vorgestellt, sie haben ihre Nummern ausgetauscht und werden die Jungs, denke ich, zu kommenden Veranstaltungen einladen. Darüber hinaus wollen wir jetzt auch weiterhin Geflüchtete auf unsere Lager mitnehmen. Als nächstes steht bei uns das Stammes-Sommerlager an. Außerdem wir würden gerne den Kontakt zu geflüchteten Jugendlichen in unserer Nähe verstärken. Vielleicht bekommen sie dann auch Lust darauf, regelmäßig in unsere Sippenstunden zu kommen.

Auf Landesebene wurde parallel eine Projektgruppe gegründet, die das Thema nun aktiv in der Öffentlichkeit und im Land RPS ansprechen möchte. Die Projektgruppe setzt sich aus Ranger/Rovern, Teilen der Landesführung und Menschen aus dem Landesbüro zusammen. Unsere ersten Ideen sind: vor Ort mit Stämmen aus unserem Land Aktionstage für Geflüchtete zu organisieren, Arbeitshilfen zu verfassen und die Öffentlichkeit über die Arbeit mit Geflüchteten aufzuklären, umso als VCP-Land Rheinland-Pfalz/Saar Zeichen für Toleranz und gegen Fremdenfeindlichkeit zu setzen.

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