Kiwi-Pfadi

Foto: Hobbithöhlen

Von Fabian Loske, Stuttgart

Fabian Loske kommt aus dem Stamm Allemannen, Sonthofen und hat nach einem Auslandssemester in Australien seinen ersten Job in Neuseeland gefunden.

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Wellington, Neuseeland. Glaubt man dem ‚Lonely Planet‘, ist Wellington die coolste kleine Hauptstadt der Welt. Doch nach 24 Stunden Flug und wenig Schlaf falle ich im Hostel dann trotzdem erstmal erschöpft ins Bett. Nach dem Frühstück am anderen Ende der Welt lässt ein erster Rundgang durch die Stadt erahnen, dass der Lonely Planet nicht Unrecht hat. Eigentlich bin ich für den ersten Job nach dem Studium nach Wellington gekommen, aber natürlich habe ich auch Kluft und Halstuch im Gepäck. Man weiß ja nie, ich habe gehört, Pfadis gibt es auf der ganzen Welt.

Die erste Woche im Hostel vergeht mit der Suche nach einer Wohnung für das nächste Jahr. Die Resultate sind zunächst demotivierend und auf Dauer im Hostel wohnen ist dann doch etwas zu teuer. Nach dem Motto: „wenn etwas nicht mehr weiter geht, frag jemand, der dir helfen kann“ schreibe ich die neuseeländische Rovergruppe auf Facebook an. Und siehe da, eine halbe Stunde später habe ich ein Zimmer in der WG einer Pfadfinderin und eine Einladung zum nächsten Treffen der „Victoria Rover Crew Wellington“.

Die Roverstufe in Neuseeland ist etwas anders aufgebaut als im VCP. Nach der Pfadfinderinnen- und Pfadfinderstufe ist die Zeit von Pfadfinden erst einmal beendet. Man muss sich bewusst entscheiden, einer Rovergruppe beizutreten und wird erst nach einer Anfangsphase aufgenommen, wenn die Gruppe und man selbst entscheiden, dass man zusammen passt. Entgegen unserer Definition von „Rover“ sind das in Neuseeland Frauen und Männer im Alter von 18 bis 26 Jahren.

Die Rovergruppe wählt sich eine eigene Leiterin oder einen Leiter, die oder der die Gruppentreffen plant und die Gruppe vertritt. Die Zeit bei den Rovern ist geprägt von gemeinsam geplanten Aktivitäten und sogenannten „Services“ in deren Rahmen man sich ehrenamtlich engagiert. Dabei engagieren sich die Rover in allen möglichen gesellschaftlichen Bereichen. Für diese Services bekommt man Punkte, die am Ende eines jeden Rover Jahres auf dem Rover Moot mit allen anderen Rovergruppen aus Neuseeland verglichen werden.

Das Rover Moot ist ein jährliches Lager nur für Rover, das als Belohnung für ein erfolgreiches Roverjahr gesehen wird. Neben einem brasilianischen Pfadfinder und einem Kontingent aus Australien durfte ich als internationaler Gast mit „meiner“ Rovergruppe teilnehmen. Das diesjährige Rovermoot fand in der Nähe von Auckland statt und stand unter dem Motto „She’ll be right“ was so viel heiß wie „wird schon passen“. Die Atmosphäre auf dem Lager war dementsprechend auch sehr entspannt. Es gab viele Aktivitäten, wie Sky diven, Höhlenwandern, Baden in heißen Quellen, Mountain biken und sogar einen Ausflug zu den Hobbithöhlen! Es gab zwar auch einen Servicetag, bei dem ein Pfadfinderplatz renoviert wurde, den man aber ganz gut verkraften konnte, nachdem es jeden Abend eine andere Motto-Feier gab. Den Abschluss des Lagers bildete die Auszeichnung und Würdigung des Engagements der Rovergruppen in verschiedensten Bereichen und die Verleihung von Ehrenpreisen für langjähriges Engagement.

Über das Rover Moot hinaus konnte ich mit meiner Rovergruppe noch einiges unternehmen und habe so Gegenden in Neuseeland sehen und Eindrücke gewinnen können, die ich als „normaler Backpacker“ in Neuseeland, also ohne die internationale Verbundenheit durch Pfadfinden höchstwahrscheinlich verpasst hätte.

Aber auch ohne ortskundige pfadfinderische Begleitung perfekt für alle, die Neuseeland bereisen und die beeindruckende Natur erleben wollen sind die Great Walks: atemberaubende Mehrtageswanderungen an pazifischen Stränden, im Gebirge und um aktive Vulkane und mehrtägige Kanu- und Kajakfahrten auf Seen, Flüssen oder dem Ozean. Neuseeland und seine unvergleichliche Natur sind zugegeben nicht am leichtesten erreichbar, aber allemal die Reise wert. Und als Pfadfinderin oder Pfadfinder kann man sich sicher sein: Freunde sind schon da.

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