Erste-Hilfe-Set für Lager und Fahrten: Was alles drin sein muss

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Pfadi-Gesundheit Folge 13

Grundsätzliches

Die Vorhaltung eines Erste-Hilfe-Sets auf Lagern und Fahrten ist selbstverständlich, streng genommen für Gruppenleitungen zugleich Teil ihrer Pflicht, Erste-Hilfe zu gewährleisten („Garantenstellung“).

Art und Umfang sollte jeweils an die Gruppengröße und ggf. die Länge eines Lagers angepasst sein, getreu der Devise „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“.

Verbandstoffe immer steril – oder nicht?

Wunden, die wir uns auf Lagern zuziehen (z.B. Schürfwunden oder Schnittverletzungen mit dem Fahrtenmesser) gelten in der Medizin grundsätzlich als „verunreinigt“, selbst wenn kein sichtbarer „Schmutz“ erkennbar ist.

Für die Erstversorgung bedeutet dies, dass offene Wunden zwar mit einer möglichst keimarmen, aber nicht zwingend sterilen (= absolut keimfreien) Wundauflage abgedeckt werden sollten.

Daraus resultiert auch, dass ein z.B. auf Mullkompressen aufgedrucktes Verfalldatum weniger relevant ist, als die korrekte Lagerung. Verpackte Verbandstoffe zur Wundversorgung sollten immer trocken und staubfrei gelagert werden. Optimal eignet sich hierfür z.B. eine wasserdichte „Tupperbox“.

Das Universal-Verbandmittel jedes Pfadis haben wir auf jedem Lager ohnehin immer dabei: unser Halstuch. In Verbandkästen wird es aus weißem Vliesstoff unter dem Namen Dreiecktuch geführt.

Nachfolgend unterscheiden wir in solche Artikel, die in jedem Erste-Hilfe-Set für Lager immer (auch auf kurzen Rudellagern) dabei sein sollten = „Must-have“ und solche, die darüber hinaus zusätzlich z.B. auf längeren Stammeslagern sinnvoll/hilfreich sein können = „nice to have“.

Must-have

  • Wundschnellverband (6 cm breit) als Meterware oder in Streifen (Pflaster mit Wundauflage)
  • Schere
  • Elastische Fixierbinden (6 und 8 cm breit)
  • Sterile Wund-/Mullkompressen 10x10cm
  • Verbandstuch 60x80cm
  • Zeckenzange, -schlinge oder -karte
  • Wunddesinfektionsmittel (z.B. Octenisept®)
  • Fieberthermometer
  • Rettungsdecke (Gold-Silber-Folie)

Nice to have

  • Sterile Wundpflaster mit zentraler Wundauflage (7 x 5 cm)
  • Blasen-(Hydrokolloid)pflaster
  • Fingerkuppenpflaster
  • Fingerpflaster (2 cm x 10 cm)
  • Fingerverband (z.B. Askina Fingerbob®)
  • Rollenpflaster/Tape (2,5 cm breit)
  • Idealbinde für Stützverbände (8 und 10 cm)
  • Splitterpinzette
  • Aloe-Vera-Gel als kühlendes und juckreizhemmendes Gel bei Verbrennungen 1.-2.° und Sonnenbrand
  • Klammerpflaster (Steri-Strips®) – Diese können durch erfahrene Anwender eine große Hilfe sein.

Besteht jedoch Unsicherheit, ob eine Wunde evtl. genäht werden muss oder handelt es sich um klaffende Wunden in kosmetisch sensiblen Bereichen (z.B. im Gesicht), sollte grundsätzlich eine Vorstellung beim Arzt erfolgen. Es gilt auch zu bedanken, dass eine evtl. erforderliche Hautnaht innerhalb von 6 Stunden nach Verletzungseintritt erfolgen muss.

Ein Tipp zur Wahl von Verbandstoffen mit Wundkontakt:

Am Markt werden verschiedene Wundauflagen mit spezieller „nicht haftender“ (Aluminium-)Beschichtung angeboten. Diese sind zweifelsohne gut, aber meist auch recht teuer.

Auch jedes x-beliebige Pflaster oder jede Mullkompresse, die durch Blut/Sekret auf der Wunde haftet, lässt sich problemfrei nach Befeuchtung mit sauberem, lauwarmem Wasser (für 1-2 Minuten) ablösen.

Gut Pfad!

Römi, Lennart & Uli

Dr. Uli Eiden, VCP Stamm Johannes Gutenberg Mainz, GAB, RP/S

Michael Römer, VCP Stamm Franz von Sickingen Hambach, Neustadt, GNB, RP/S

Lennart Scheel, VCP Stamm Albert Schweitzer Breitenbach, GPW, RP/S

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