Am häufigsten sind Verstauchungen des „oberen Sprunggelenkes“, d. h. zwischen Unterschenkel und Fuß. Meist knickt der Fuß nach innen ab und überlastet dabei den äußeren Bandapparat, s. Abb. 1. So was passiert schnell:
- im Dunkeln beim Purzeln über Wurzeln,
- auf hohen Hacken, durch Übersehen einer Vertiefung,
- bei allen Lauf- und Ballsportarten oder bei allgemeiner Gebrechlichkeit wie Schwindel, Übergewicht, Osteoporose oder Gefühlsstörungen an den Beinen, zum Beispiel durch unzureichend behandelten Diabetes.
Abb. 1. (Copyright: Ulrich Eiden)
Erste Hilfe: Das PECH-Schema ist allgemein bei Verstauchungen nützlich.
P = Pause.
E = Eis – zum Kühlen, aber nicht direkt auf die Haut, um Erfrierungen zu vermeiden.
C = Compression mit einer elastischen Bandage.
H = Hochlagern.
Auf Englisch – wichtig auf Jamborees – heißt das „RICE“: Rest – Ice – Compression – Elevation.
Oft wird empfohlen, den Wanderstiefel gleich wieder anzuziehen, um das Anschwellen des Knöchels zu mindern („C“/Compression“), besonders, wenn man noch weiterlaufen muss. Dann lege jedoch vorher einen Tape-Verband an – s. unten.
Wie geht es weiter?
Vereinfacht gesagt:
- Wenn das Auftreten – trotz leichter Fußschmerzen – noch ganz gut möglich ist,
- nur eine geringe Schwellung vom Knöchel besteht,
- kein starker Schmerz beim Abtasten des Fußes besteht und
- die Schmerzen von Tag zu Tag nachlassen,
… dann darf ruhig erst einmal der Erfolg des „PECH-Schema“ abgewartet werden, eine ärztliche Kontrolle ist nicht erforderlich. Bei intakter Haut können äußerlich aufgetragene Kytta-Salbe®, Retterspitz® oder Pferde-Salbe die Schmerzen und Schwellung lindern. Allerdings haftet danach kein Tapeverband (s.u.) mehr auf der Haut.
Ob Ibuprofen oder Diclofenac aus einem Salbenverband in wirksamer Menge durch die Haut bis zum schmerzhaften Gelenk gelangt, ist umstritten. Außerdem dürfen diese Salben aufgrund mangelnder Erfahrung bei Unter-14jährigen gar nicht, bei Unter-18jährigen nur unter ärztlicher Kontrolle verwendet werden!
Tapeverband: Unterwegs lässt diese Entlastung der gedehnten Bänder mit nicht-elastischen Pflasterstreifen improvisieren. Dazu wird der Fuß an der Außenkante gestützt und mehrere Streifen von oberhalb des Innenknöchels nach unten um die Ferse herum bis oberhalb des Außenknöchels geklebt – das stützt das untere Außenband. Eine zweite Serie wird waagerecht von der Innenseite des Fußes über den Innenknöchel nach hinten um die Achillesferse bis zur Außenseite geklebt (Abb. 2). Bei leichten Verstauchungen klappt´s mit dem Laufen gleich wieder besser.
Abb.2 (Copyright: Ulrich Eiden)
Dieses Vorgehen gilt nicht
- bei Über-55jährigen,
- Schmerzen in Ruhe, starken Schmerzen beim Auftreten oder beim Bedürfnis nach Schmerzmitteln trotz PECH-Schema oder
- Hinweisen auf morsche Knochen („Osteoporose“, zum Beispiel durch regelmäßigen Alkoholkonsum oder frühere Knochenbrüche ohne großen Anlass).
Hier ist eine ärztliche Untersuchung und Beratung sinnvoll: Wann darf das Bein wieder belastet werden? Meist werden spezielle Schienen und Bandagen, teils eine Thromboseprophylaxe (gegen Blutgerinnsel in den Beinvenen) und Unterarmgehstützen („Krücken“) verordnet. Zeigt die Röntgenaufnahme einen Knochenbruch, braucht es in der Regel einen Gips, um dem Bruch die nötige Ruhe zur Heilung zu verschaffen.
Gut Pfad,
Lennart, Uli und Römi
Lennart Scheel, VCP Stamm Albert Schweitzer Breitenbach, GPW, RP/S
Dr. Uli Eiden, VCP Stamm Johannes Gutenberg Mainz, GAB, RP/S
Michael Römer, VCP Stamm Franz von Sickingen Hambach, Neustadt, GNB, RP/S
In eigener Sache: Wir sind Lennart sehr dankbar, das er seine Fähigkeiten als Unfallchirurg, Notarzt und Mitglied der Bergwacht hier einbringt!