500 Pfadis auf dem Weg zum Haessehaven

Foto: Bahnhof Fulda

Haessehaven? Das ist der Name des hessischen Landeslagers. Und da geht es um die Hanse. Ein historisches Thema? Langweilig? Nein, ganz im Gegenteil. Denn beim Pfadfinden lernt man nicht wie so häufig in der Schule, sondern durch Spielen und Erleben. So ganz nebenbei, beim Spaß haben.

Sonderzug zum Lagerplatz

Rund 700 hessische VCPerinnen und VCPer haben sich auf den Weg nach Großzerlang, auf unseren schönen Bundeszeltplatz an der Mecklenburgischen Seenplatte gemacht. Über 500 VCPerinnen und VCPer sind heute mit dem Sonderzug dorthin unterwegs. Ein Sonderzug aufs Lager – das gab es auch schon lange nicht mehr. Der Sonderzug DPE 1895 fuhr heute früh in Darmstadt los, hielt in diversen kleineren hessischen Städten und soll heute Abend um 19.00 Uhr Brandenburg erreichen. Von da aus geht’s mit dem Bus zum Lagerplatz.

Die weite Anreise wird sich lohnen: Der Bundeszeltplatz Großzerlang ist für viele Pfadis – nicht nur für die aus dem VCP – einer der schönsten Zeltplätze überhaupt. Umgeben von Wasser, mit Obstwiesen, einem stimmungsvollen Andachtsplatz, einer eigenen Kanustation und Badestegen… Dazu kommt in den nächsten Tagen ein tolles Programm, eine super Spielidee, eine gigantische Oase „Moby Fritt“ mit Literaturcafé und Karaoke, ein nachhaltiges und regionales Versorgungssystem, die musikalisch versierte Notenflotte …die hessischen Pfadis sind zu beneiden.

Das ist Grund genug, sie auf der Fahrt zu treffen. Diane Tempel-Bornett stieg in Fulda mit in den Pfadfinder-Sonderzug und fragte die Pfadis nach ihren Erwartungen.

Nach dem letzten Lager waren wir eine Familie

Los ging es mit dem Stamm Ottheinrich von der Pfalz: Anja, Jonas, Helene, Alina und Jojo… Jonas freut sich auf seine erste Sommerfahrt ohne Gruppe und Amt. Alle freuen sich auf die Oase… und das Motto? Wie finden sie das? „Da müssen wir bestimmt handeln. Aber dann lernen wir auch Leute aus den anderen Stämmen kennen“. Eine meint mit kritischem Seitenblick auf einen kleinen Jungen mit grüngerändertem Halstuch: „Und wir müssen den Kleinen Manieren beibringen. Der redet die ganze Zeit mit vollem Mund.“ Eine andere sagt etwas nachdenklich: „ Es ist eine schöne Abwechslung von der Stammesarbeit. Ich wünsche mir, dass unser Stamm wieder mehr zusammenfindet. Nach dem letzten Lager waren wir wie eine Familie.“

Zehn elektronikfreie Tage sind mal ganz gut

Weiter geht’s zum Stamm Hohenburg aus Bad Homburg. Jannis freut sich auf die tolle Landschaft in Brandenburg und zehn elektronikfreie Tage. „Ich kenn das selbst von mir. Man wird schnell von seinem Smartphone abhängig. Ich glaube, das ist ganz gesund, das mal zehn Tage nicht zu nutzen. Dominic freut sich auf viele Menschen, die etwas zusammen machen. „Das ist das erste Großlager, das ich mitmache. Und ich freue mich auf große Geländespiele.“ Konrad wünscht sich: „Keine Evakuierung“. Und was ist sonst wichtig? „Gutes Essen – mit gutem Essen ist es ein gutes Lager. Ich mag zelten. Ich mag Lager. Ich mag die ganzen Menschen dort“. Und ein Motto mit historischem Hintergrund? „Auch gut. Obwohl ich nicht so auf Mottos stehe. Aber ich bin gespannt, wie es umgesetzt wird.“

Nele und Jannies vom Stamm Dietrich von Bern aus Hofheim freuen sich ganz besonders aufs Schwimmen, alte Freunde wiederzutreffen und sind gespannt auf die Großkonstruktion der Oase.

Es ist wichtig, dass alle zusammen singen können

Jannis gehört zum Team der Notenflotte. Die Notenflotte hat eine Jurte, in der sie singen und musizieren. Sie helfen, wenn man musikalische Tipps braucht und wollen auch neues Liedgut in den VCP bringen. Und sie haben Instrumente mitgebracht – Gitarren und ein Akkordeon, kleinere Saiteninstrumente – und vielleicht sogar ein Kontrabass. Ein Anliegen der Notenflotte ist, die musikalische Kultur zu fördern und das bedeutet, unterschiedliche Musikkulturen kennenlernen zu können. Jeder Stamm darf seine Liederbücher mitbringen, die sie dort auch verkaufen dürfen. „Uns ist es wichtig, so Jannis, dass wir gemeinsam singen können.“

Die Pfadfinderinnen aus den Stämmen Parzival und Schinderhannes freuen sich auf ihr erstes Landeslager. Was sich wünschen? Spaß, neue Erfahrungen machen, auf die Großspiele, auf den Tag des offenen Kochtopfs und Jungs von anderen Stämmen kennenlernen. „Haben die anderen Stämme schickere Jungs?“ Hier fallen die Antworten unterschiedlich aus: „Klar.“ „Nein, sei mal nicht ungerecht, wir haben auch wirklich schöne Jungs“. „Aber ich will Kevin wiedersehen“. „Der hieß nicht Kevin, der hieß Sebastian.“

Aus Pfadis werden Siedler und Freibeuter

Jetzt treffe ich Elisabeth und Kielius. Beide engagieren sich im Familienteillager – dort sind zwölf Familien mit kleineren Kindern untergebracht – und im Programmbereich. Elisabeth arbeitet in der Theologie mit und gestaltet den Taizé-Abend, Kielius bietet AGs an. Dort können die Pfadis lernen, Marzipan herzustellen, Buddelschiffe, Brettspiele und kleine Boote zu bauen. Wichtig dabei ist, erklärt Kielius, dass Handelswaren produziert werden, die getauscht und verkauft werden können.

Wie werden die Pfadis in das Programm eingeführt? Das beginnt schon im Zug, ab Kassel. Denn da werden dann drei Depeschen verteilt, aus denen drei Aufträge hervorgehen: Zuerst muss man sich einen Siedlungsnamen überlegen, dann ein Siedlungswappen und dann noch eine Fanfare als Erkennungsmelodie ausdenken. Mit der Fanfare, dem Wappen und dem Siedlungsnamen sind aus den hessischen Pfadis dann Siedlerinnen, Stadtbewohner, aber vielleicht auch Freibeuter geworden. Und damit sind sie schon mitten drin im Spiel.

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