Darknet: Grenzenloses Internet

von Patrick Franz

Das Internet wird nicht selten als Rechtsfreie Zone bezeichnet. Noch krasser geht es da im mittlerweile bekannt gewordenen Darknet zu. Hier treiben sich allerlei Menschen mit den unterschiedlichsten Absichten herum. Aber ist dort alles immer so schlimm, wie wir das so hören und lesen? Oder bringt das Darknet vielleicht sogar Vorteile und die nächste Materialbestellung kann darüber laufen? Grenzenloser Internetraum oder nur dunkle Materie?

Die Dunkelheit schützt. Auch Kriminelle. Das Darknet hat seinen Namen nicht von ungefähr und die Idee des günstigen Jurtendachs fürs kommende Sommerlager fällt da doch eher weg. Das dunkle Netz dient dem Schutz von Menschen, die ihn für ihre Absichten dringend benötigen und sich rechtsfrei bewegen wollen. Es lässt sich nicht mal eben über den Internetbrowser erreichen, und das aus gutem Grund. Als Marktplatz für Drogen, Waffen und gefälschte Dokumente ist es nicht gerade das, was man als sichere Wohlfühloase bezeichnet.

Aber ganz so pauschal können wir das Darknet doch nicht abstempeln. Da lohnt der Blick etwas tiefer ins Innere. Denn da, wo Kriminelle sich anonym bewegen können, ist auch noch Platz für unsereins. Für die, deren Privatsphäre ihnen heilig ist und die sich nicht gerne in die Karten gucken lassen. Verfolgung durch Werbetreibende Datenkraken im Netz wie Google, Facebook und Co. sind nämlich nicht jedermanns Sache. Doch worin liegt denn nun der Unterschied genau und wie ist das Darknet aufgebaut?

Anders als bei der normalen Internetnutzung werden hier durch speziell zu installierende Software auf dem Rechner Informationen durch zufällig ausgewählte, sichere und auf der ganzen Welt verteilte Server geleitet. Und das bringt uns zurück zu dem springenden Punkt, warum das Darknet nicht nur ein Rummelplatz für die bösen Jungs ist. Beim arabischen Frühling konnten Menschenrechtsaktivisten das Darknet dazu nutzen, um Ihre Aktivitäten besser zu planen und zu strukturieren, ohne dass jemand dahinter gekommen ist, wo und wie sie als nächstes für das Recht ihrer Mitmenschen einstehen. Auch in Russland hat das Darknet geholfen. Regimegegner*innen organsierten sich für Demonstrationen zur Wiederwahl des russischen Präsidenten Putin. Dass hier Regierungen also etwas gegen eine solche Art der Internetnutzung haben, kommt nicht alleine davon, dass sich Räuber und Banditen zum nächsten Coup verabreden.

Das Darknet ist also die klassische Medaille mit ihren zwei Seiten. Auf der einen Seite dient es als offenes Netzwerk zur weltweiten, geschützten Kommunikation. Auf der anderen Seite bietet es aber auch die Möglichkeit, sich mit weniger rühmlichen Absichten dort aufzuhalten. Wie kann der Rechtsstaat also kontrollieren, ohne zu viel einzuschränken? Oder ist das Darknet wirklich ein Grenzenloser Raum und bietet alle Möglichkeiten, ob sie nun gut oder schlecht sind? Eins ist Gewiss: Jurtendächer und Fahrtenrezepte werden nur schwer dort zu finden sein … noch.

 

Filmtipp zum Thema „Who Am I – Kein System ist sicher“

Deutscher Thriller aus dem Jahr 2014. FSK ab 12 freigegeben
Für seine Umwelt ist der schüchterne Benjamin ein Niemand. Daher stürzt er sich oft in die Tiefen des Internets. Dort kann er sein, was und wer er will – und niemand weiß, wer sich wirklich hinter seinem Pseudonym verbirgt…

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