Das Leben hat nun einmal verschiedene Facetten…

Olaf Eybe ist Fotograf, Pfadfinder und Inhaber einer PR-Agentur. Er belegte beim internationalen Fotowettbewerb von WOSM, dem Scout Photo Missions Contest den 3. Platz. Aus diesem Grund wollte ich ihn kurz für anp vorstellen. Aber was sich aus dem kurzen Telefongespräch ergab, was Olaf alles gemacht hat und noch macht – das wollen wir euch nicht vorenthalten. Mehr als ein Interview, ein Porträt…

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Foto: Olaf Eybe – 3. Platz Scout Photo Missions Contest

anp: Ganz herzlichen Glückwunsch zu deinem 3. Platz. Was glaubst, warum sich die Jury für dein Bild entschieden hat?

Olaf: Das Gewinnerbild bringt die „Pfadfinderregel“ „Der Große hilft dem Kleinen“ auf den Punkt. Ich denke, das wird den Usern, die für das Bild gevotet haben, und den Juroren gefallen haben.

anp: Seit wann fotografierst du denn schon? Was waren deine Lieblingsmotive?

Olaf: Ich habe sie noch – meine ersten selbst geschossenen Fotos. Die Farben verschwimmen schon. Sie entstanden in den 70er Jahren im Essener Grugapark und ich war mächtig stolz auf sie. Das waren Statuen, aber auch Kraniche und Seehunde.

Nach der ersten Einfach-Kamera lieh mir irgendwann mein Vater seine Spiegelreflexkamera. Das war eine Yashika, eine Marke, die es nicht mehr gibt. Später kaufte ich mir dann andere Analogkameras und arbeitete mich bis zu einer Nikon F1 hoch. Die war extrem schwer, aber auch sehr robust und machte gute Bilder.

Danach wurde Schreiben für mich immer wichtiger. Ich wirkte an Schülerzeitungsprojekten mit, schrieb gerne Editorials, viele Gedichte und ab und zu Reportagen. Doch Gedichte und Reportagen ohne Illustrationen oder Fotos, das fand ich zu einseitig. So galt es mit Menschen zusammen zu arbeiten, die eine Kamera und besser noch eine Dunkelkammer hatten.

anp: Wie bist du zum Pfadfinden gekommen?

Olaf: Als 15-jähriger hatte ich einen Brieffreund in den USA. Er lud mich ein und so konnte ich zwei Jahre hintereinander verlängerte Sommerferien machen. Mein Brieffreund war bei den Boy Scouts of America. So habe ich Pfadfinden kennengelernt – die typische amerikanische Variation mit Merit Badges und großen summer camps. Ich hab auch einige Badges erworben – zum Beispiel das „Überleben in der Wildnis“. Das habe ich in den Wäldern von Tennessee gemacht – eine spezielle Erfahrung. Es galt Feuer zu machen ohne Streichhölzer und improvisierte Hütten zu bauen, Nahrung im Wald zu finden etc.

anp: Wie ging es mit dem Fotografieren weiter?

Olaf: In dieser Zeit als Schüler und später als Student zogen mich Extremsituationen an. Es reichte mir nicht, das Erlebte in Worte zu fassen. Ich hatte eine Kamera dabei und wurde zum Demonstrationsbeobachter. Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und martialisch wirkenden Polizisten, Verhaftungssituationen, Zwischenfälle bei Gelöbnissen oder sonstige Großdemonstrationen wurden meine Motivlieferanten.  In den 80er Jahren war ich viel in Berlin unterwegs.

anp: Wenn ich dich richtig verstehe, wolltest du aber nicht nur dokumentieren. Du hattest auch ein inhaltliches Anliegen dabei. Oder?

Olaf: Natürlich stand ich auch hinter vielen Zielen, auch wenn ich nicht alle Protestformen mittragen konnte. Es ging um Atomkraft, Nachrüstung und vieles mehr.

anp: Wolltest du eher künstlerisch oder dokumentarisch arbeiten? Was hast du dann studiert?

Olaf: Es war eigentlich immer eine Mischform und reichte vom Straßentheater bis zum Zeitungsartikel. Ich habe zwei Studiengänge absolviert. Kommunikationswissenschaft und Publizistik sowie Neuere und Osteuropäische Geschichte in Bochum.

Während der Studienzeit verlagerte sich mein Schwerpunkt weiter in den Wortbereich und ich suchte mir immer wieder Verbündete, die gut mit dem Zeichenstift oder der Kamera umgehen konnten. Es entstanden Projekte, die die Zusammenarbeit von Wort und Bild betonten. Beispielsweise die Essener Literatur Flugblätter. Das waren Themenhefte, die teilweise eine Auflage bis 10.000 erreichten.

Später war ich häufig in Polen unterwegs. Um mich herum wurde Geschichte geschrieben. Ich lernte spannende Leute kennen und schrieb während meiner Aufenthalte unzählige Gedichte und andere Kurztexte, die in Polen und in Deutschland veröffentlicht wurden.

Auf mein Geschriebenes wurden Fotografen aufmerksam. Der Düsseldorfer Fotograf Walter Rüth nahm eine Auswahl meiner in Polen entstandenen Texte mit auf eine Fotoreise nach Polen und interpretierte die Texte fotografisch. Das Ergebnis war das Buch „PolenTexte“ und eine große Wanderausstellung mit Text- und Fototafeln, die in polnischen und deutschen Kulturzentren gezeigt wurde.

Spätfolge dieser Aktivitäten ist ein Buch, das vom Essener KZ-Überlenden Josef Königsberg herausgegeben wurde. Hier sind Fotografien von Jürgen Kahlert und Harald Nadolny mit Texten von Josef Königsberg und mir kombiniert.

Beruflich hatte ich parallel mit Werbung und PR zu tun. Ich begleitete Fotografen bei Shootings, kam in große Studios und blickte hinter viele Kulissen. Einer der Fotografen, die ich begleitete, ist der besonders im Osten Deutschlands bekannte „Menschenfotograf“ Thomas Billhardt.

Nach und nach wurde ich immer wieder um Rat gefragt und musste Fotos für unterschiedlichste Publikationen auswählen. Oft stand die Frage im Raum: Wie passen Text und Foto optimal zusammen?

Immer stärker engagierte ich mich im Kulturbereich. Als Vorsitzender der Deutsch-Polnischen Gesellschaft (erst in Sachsen, dann in Essen) organisierte ich Konzerte, Ausstellungen, Lesungen und vieles mehr. Gerade für die Pressearbeit waren dabei Fotos immens wichtig. Da es nicht geht, eine Veranstaltung zu organisieren und sie dabei noch angemessen zu dokumentieren, versuchte ich Fotografen zur Mitarbeit zu gewinnen.

Ein einschneidendes Erlebnis wurde dann ein ganz besonderes Geschenk einer Nachbarin. Sie gab mir einen Kasten mit Fotos von ihrem Vater, die er während des II. Weltkriegs u.a. in Polen gemacht hatte. Helmut Riemann hieß er. „Machen Sie etwas daraus, etwas, was der Verständigung dient“, sagte sie mir dazu. Dazu musste ich erstmal Verbündete gewinnen. Ich sprach mit Grafikern, Webexperten, Wissenschaftlern und Historikern. Alles Fotos wurden gescannt, das Ergebnis war eine Ausstellung im Internet.

Ein Freund von mir ist Professor an der Hochschule für Film und Fotografie in Lódz. So wurden Fotos eines Essener Amateurfotografen Gegenstand von Wissenschaftlichen Symposien. Das Museum zur Geschichte der Fotografie in Krakau wurde auf die Fotos aufmerksam. Mit einem Boten gelangten die Originale nach Krakau und wurden zur „Schenkung-Eybe“.

Auf dem Tisch des zuständigen Museumsmitarbeiters kam es zu einer Vermischung der Fotos von Helmut Riemann mit Kriegsfotografien polnischer Soldaten. So entstand die Idee zu einer Ausstellung mit der Botschaft: „Für den einfachen Soldaten sieht der Krieg eigentlich gleich aus, egal auf welcher Seite er steht.“ Er sieht Elend, Zerstörung und Tod. Er feiert mit seinen Kameraden und steht an ihren Gräbern.

Die Ausstellung wurde mit großem Medienaufgebot in Polen eröffnet. Es gab einen dreisprachigen Ausstellungskatalog und viele Presseberichte. In Polen sorgte die Ausstellung für politische Auseinandersetzungen. Grund: Darf man Fotos polnischer Soldaten gemeinsam mit Fotos polnischer Soldaten zeigen? Insbesondere bestimmte nationalistische Kreise waren strikt dagegen.

Nachdem die Ausstellung auch im Essener Rathaus präsentiert wurde, ging sie dann auf eine größere Deutschlandtournee.

anp: Das ist aber ein ziemlich starker Wechsel – von der politischen Fotoausstellung zu den netten Pfadi-Fotos?

Olaf: Das hing natürlich auch mit den Veränderungen in der Fotografie, aber auch in meinem Leben zusammen.

Zum Pfadfinden im Rahmen des VCP kam ich durch meine Töchter. Es sprach sich herum, dass ein Pfadfinderstamm gegründet wird. Ich habe sie angemeldet und bin dann selbst hängen geblieben… Meine Töchter waren nur zwei bis drei Jahre dabei. Durch meine Pfadfindererfahrungen in den USA konnte ich den Stamm gut unterstützen, wurde Stammesleiter und bin das heute noch. Gleichzeitig habe ich die Pressearbeit für den Stamm gemacht. Viele Pressemeldungen von uns wurden abgedruckt, weil gutes Fotomaterial dabei war. Gerne habe ich die Friedenslicht-AG mit Rat und Tat unterstützt. Viele meiner Fotos aus Wien und von Aussendeorten sind heute im Einsatz. Außerdem entwickelte ich den VCP-Friedenslicht-Flyer.

anp: Und du lebst vom Fotografieren?

Olaf: Nicht allein, meist von der Kombination von Texten und Bildern. Gemeinsam mit meiner Frau betreibe ich eine Kommunikationsagentur (Eybe + Eybe – Text + Foto). Wir erstellen Mitarbeitermagazine, schreiben Presseinformationen. Ich fotografiere Referenzobjekte und bin inzwischen als Fotograf über die Grenzen Deutschlands hinaus unterwegs.

http://www.eybeeybe.de

anp: Welche Motive sind deine liebsten?

Olaf: Neben den Auftragsfotos und Pfadfinderfotos ist ein Schwerpunkt die Tierfotografie. Mein Lieblingsmodel ist mein Entlebucher Sennenhund Ida. Gegen kleine Belohnungen lässt sie sich immer wieder in Posen bringen und verliert fast nie die Geduld.
Weiterer Schwerpunkt wurde die Landschaftsfotografie. Dazu zähle ich sowohl die Weiten Islands und all der anderen faszinierenden Orte, die ich schon sehen durfte,  als auch die Landmarken meiner Heimatregion Ruhrgebiet.
Inzwischen hatte ich verschiedene eigene Ausstellungen u.a. in Essen, Paderborn:
http://www.pressebox.de/pressemitteilung/eybe-eybe-text-foto/Stadt-Land-Fluss/boxid/634853

http://www.lokalkompass.de/essen-ruhr/kultur/landschaftsmalerei-mit-der-kamera-fotografien-von-olaf-eybe-in-paderborn-d442325.html

Auch Politisches spielt bei mir weiterhin eine wichtige Rolle. So bin ich im Januar in Auschwitz und fotografiere dort für eine Ausstellung zum 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers. Das Leben hat nun einmal verschiedene Facetten.

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