Die (etwas andere) Spurensuche

Foto: Johanna Mixsa

Was uns die Natur so alles verrät – wenn wir nur genau hinschauen

Suchen. Das machen diese Pfadfinder*innen doch ständig! Sie suchen den Weg. Oder Tierspuren. Oder das nächste Abenteuer. Ich will mich heute auf Spurensuche machen.

Die erste Spur, die ich finde, die ist sehr offensichtlich und einfach zuzuordnen. Fußabdrücke, Reifenspuren und leider auch Müll – hier waren Menschen am Werk. Nicht ganz das, was ich mir erhofft habe, also weiter geht es.

Dann die nächste Spur! Ich bin heute in den Kiefernwäldern Brandenburgs unterwegs. Und da auf dem Weg, da liegen überall Spitzen von Kiefernzweigen verteilt. Wenn man genau hinschaut, sieht man, dass die Zweige hohl sind. Dafür ist eine Gattung von Borkenkäfern verantwortlich, die Waldgärtner (ist das nicht ein schöner Name?). 

Nach einer Weile finde ich an totem, liegenden Holz noch mehr Hinweise: das typische Brutbild des kleinen und des großen Waldgärtners. Schon finde ich die Spur eines weiteren Insektes, die wesentlich offensichtlicher ist. Kiefern, die, statt gerade nach oben zu wachsen, einen Bogen im Stamm haben. Das nennt man Posthorn. Dafür verantwortlich ist wahrscheinlich ein winziger Schmetterling, der die Spitze des Baumes mal beschädigt hat. Der Kieferntriebwickler. 

Weiter geht’s. Ich sehe vor mir, dass sich die Bodenpflanzen plötzlich verändern. Wo die ganze Zeit nur Heidekraut, Moos und ab und an eine Preiselbeere zu sehen war, stehen plötzlich Farne. Die brauchen eine höhere Luftfeuchtigkeit. Sogenannte Zeigerpflanzen verraten uns viel über die Umgebung. Je spezifischere Ansprüche eine Pflanze an ihre Umwelt hat, desto mehr verrät uns ihre Anwesenheit. Man sagt auch, dass diese Pflanzen eine geringe ökologische Potenz haben. Und solche Zeigerpflanzen hast du sicher auch schon gesehen! Die Brennnessel und Brombeere zum Beispiel sind Stickstoffzeiger. Stickstoff kommt vor allem durch den Menschen in Ökosysteme. Deshalb findet man sie oft an Wegesrändern (durch die Abgase und Schotter) oder an Feldern (durch Düngung). 

Und noch etwas fällt mir auf: Wo es erst ganz typisch nach Kiefer gerochen hat, riecht es plötzlich nach Zitrone! Woran liegt das? Natürlich nicht am brandenburgischen Zitronenbaum. Sondern daran, dass hier auf einmal Douglasien (aus Nordamerika) stehen. Für den Geruch verantwortlich sind organische chemische Verbindungen, sogenannte Terpene. 

Und die ganze Zeit habe ich die Rufe der Kraniche im Ohr, die sich sammeln, um in den Süden zu ziehen. Was für eine erfolgreiche Suche!

Nützliches Wissen: Von „dem“ Borkenkäfer liest und hört man in letzter Zeit sehr viel. Dabei gibt es ganz viele verschiedene! Meistens sind dann Kupferstecher und Buchdrucker gemeint, die an Fichten anzutreffen sind.

Nützliches Wissen: Brombeere und Himbeere kannst du gut an der Blattunterseite unterscheiden. Während diese bei der Brombeere grün ist, ist sie bei der Himbeere weiß.


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