Glaube – fast fertig

Foto: Andreas Kläger

von Oskar Hoffmann

Wenn man klein ist, glaubt man seinen Eltern erstmal fast alles. Man hält sie für Superheld*innen. Man glaubt vielleicht an den Weihnachtsmann oder den Osterhasen. Und man glaubt den Geschichten, die andere Leute einem erzählen, etwa von Geistern oder Monstern. Oder von einem alten Mann im Himmel, der aufpasst, was wir so machen und dass uns nichts allzu Schlimmes passiert. Dieser Mann soll die Welt gemacht und einen Sohn mit einer Frau gehabt haben. Der hat dann den Menschen erzählt, dass der Mann da oben im Himmel wie ein Vater ist. Leider haben die Menschen ihn irgendwie missverstanden und ihn umgebracht. Aber der Vater im Himmel soll ihn auferweckt und zu sich geholt haben.

Wenn wir dann älter werden, dann merken wir, dass mit den Geschichten von Geistern und Monstern irgendetwas nicht stimmt. Wir erfahren, dass die Geschenke an Weihnachten und Ostern von Eltern und Freund*innen kommen. Dass Eltern auch Probleme haben und keine Superheld*innen sind. Es wird klar, dass eben nicht alles stimmt, was man so erzählt bekommt.

Genauso merken wir vielleicht, dass wir den Geschichten mit dem Mann im Himmel und seinem Sohn und so nicht mehr so richtig glauben können. Wie mit den Monstern und Weihnachtsgeschenken, kann man die Geschichten nicht mehr mit dem zusammenbringen, was man über die Welt sonst noch so weiß. Das finden dann manche schade oder beunruhigend. Denn an den Geschichten, das fühlen sie, war irgendetwas „dran“. Im Glauben an Papas und Mamas Superkräfte steckt ja beispielsweise auch ein Wissen. Das Wissen, dass sie alles tun würden, um uns zu beschützen und uns zu helfen.

Aber was steckt in den Geschichten von Gott und Jesus?

Was ist da „dran“? Woran glaubt man eigentlich, wenn man an sie glaubt?

Tja. Das muss man leider selber herausfinden. Denn wir merken, wenn wir älter werden, dass wir nur glauben können, wovon wir wirklich überzeugt sind und nicht, was uns andere erzählen. Deshalb hilft es nur sehr selten, wenn man einfach so wörtlich wie möglich an den Geschichten der anderen über Gott festhält. Damit zeigt man zwar, dass man etwas spürt, aber eigentlich hört man auf, zu suchen was das sein könnte. Andere geben die Suche auf, weil sie viele Geschichten unglaubhaft finden und deshalb denken, da könne gar nix dran sein.

In beiden Fällen verpasst man was: Weil es bei den Fragen nach Gott und Jesus um das große Ganze geht: Was ist der Sinn des Lebens? Was verbindet uns miteinander? Worauf kommt es am Ende an? Ist es Quatsch, an das Gute zu glauben?

Und weil es um das Ganze geht, ist man damit immer nur fast fertig. Aber darin besteht der Reiz! Es gibt immer wieder Neues zu verstehen.

Jeder neue Zweifel, jede Frage führt weiter auf dem Weg im Glauben. Denn weil er immer nur fast fertig ist, sind wir immer wieder frei, neu anzufangen.

Foto: Andreas Kläger
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