Ich habe keinen Bock mehr!

Foto: Sören Bröcker

von Sören Bröcker

Zwischen Fort William und Bluff

Nie ist meine Wohnung so sauber oder wird der Kühlschrank so häufig geöffnet, wie wenn ich keinen Bock auf etwas habe. Besonders in der Klausurenphase ist dieses Phänomen herrlich zu beobachten.

Hast du schon von einer sogenannten „Exitstrategie“ gehört?
Wenn einem der Himmel auf den Kopf fallen sollte, ist es gut, einen Ort zu kennen, an dem „alles einfach“ ist; wo man sich vor Alltag und Sorgen verstecken kann. Die „Exitstrategie“ eines guten Freundes von mir liegt in Fort William, einem verschlafenen Dorf am Fuße des Ben Nevis in Schottland. Wenn alle Stricke reißen, meint er, so treffe ich ihn da, als Taxifahrer vor der Bahnhofsstation. So jedenfalls die Abmachung. Eigentlich verrät man seinen Exitort nicht, denn dort möchte man ja möglichst ungestört sein.

Wenn ich einmal meine Ruhe von den Abenteuern des Alltags haben möchte, dann fahre ich zu unserem Blauen Haus im Harz. Einem Haus, zu dem mein Stamm schon seit Jahren fährt. Nirgendwo sonst möchte man häufiger einsam sein als dort. Man lernt die einfachen Dinge zu schätzen, sich auf das Wesentliche zu beschränken. Es ist keine Schande, wenn man mal so richtig Bock auf eine Auszeit hat. Wenn man auf die Suche nach der Entdeckung der Einsamkeit geht und dabei einen Sinneswandel, eine Standortneuorientierung findet oder eine neue Herausforderung für sich entdeckt. Nicht nur unsere beiden Freunde aus der VCP-Geschäftsführung, Heiko und Carsten hatten oder werden sich in einem Sabbatjahr auf den Weg begeben, mal Zeit für sich selbst zu haben. Für Heiko geht es zu Fuß quer durch Neuseeland, von Cape Reinga bis nach Bluff.

Wenn es denn heißt: „Ich bin dann mal weg“, werden Raum und Zeit irrelevant. Das Erfahrene wird intensiver und eine innere Ruhe kehrt ein.

Ein guter Platz, um über das Leben nachzudenken, zeichnet sich dadurch aus, dass man ganz alleine oder mit wenigen guten Freund*innen mit sich und der Natur ist. Hast du schon einmal dem Eis beim Schmelzen zugesehen? Wann hast du zuletzt den Sonnenuntergang im Wald beobachtet? Den Tag ohne Uhr verbracht oder Pilze gesammelt und dabei die himmlische Ruhe genossen? Wann am Strand dem Meeresrauschen gelauscht? Unser Körper und unser Geist brauchen Ruhephasen. Ein Ausbruch aus dem Alltag und den täglichen Verpflichtungen kann dabei Wunder bewirken. Es sollte völlig selbstverständlich sein, dass man offen und ehrlich sagt: „Ich habe (gerade) keinen Bock mehr“ und man dann gestärkt und mit neuen Ideen wieder­kommt.

Wie ist deine Exitstrategie? Wohin zieht es dich, um Abstand vom Alltag zu nehmen und Kraft für Neues zu ­gewinnen? Schreib uns an:
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