Auf die Plätze gegen Hetze als Teil der Weltausstellung Reformation

Foto: Andreas Kläger

von Rebecca Haugwitz

Im Rahmen des Bundeslagers Weitblick 2017 boten verschiedene Akademien eine Vielzahl unterschiedlichster Workshops an: Das Angebot reichte von Traumfänger basteln über Maniküre und Samenbomben herstellen bis hin zu „Edelweißpiraten oder Hitlerjungen?“.

Wir von der Projektgruppe Auf gute Nachbarschaft boten unter anderem letzteren Workshop in unserer Akademie „Auf die Plätze gegen Hetze!“ an, die wir nach der laufenden Kampagne des VCP benannt hatten. Was diese Akademie so besonders machte war nicht nur, dass die Teilnehmer*innen die Bereitschaft mitbringen mussten, schwierigere Texte zu lesen und sich intensiv mit den Themen Rechtsextremismus, Rechtspopulismus und Demokratie auseinanderzusetzen. Auch der Standort unserer Akademie war außergewöhnlich, denn die Ranger*Rover begaben sich nach Wittenberg, genauer zum „youngPOINTreformation“ (yPr), um an den Workshops teilzunehmen.
Der yPr ist ein Projekt der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e.V. (aej), ein temporärer Bau, der Teil der Weltausstellung Reformation im sogenannten „Torraum Jugend“ ist. Dazu gehören ein Kletterparcour auf dem Dach, eine Ausstellung zum Thema „Gutes Leben in Europa“ auf der mittleren Plattform und ein paar Wohncontainer für die gastgebenden Gruppen im Basement. Jede Woche begrüßen Daniela Broda, die Projektleiterin von der aej, und die „Volees“ (Volunteers/Freiwilligen) des Reformationsjubiläum 2017 e.V. eine neue Jugendgruppe im yPr, die dann dort die Besucher*innen durch die Ausstellung führt und ihr eigenes Programm anbietet.
In der Woche vom 31. Juli bis zum 6. August waren sogar zwei Gruppen zu Gast, da alle Mitglieder der Projektgruppe auf dem Bundeslager übernachteten und somit die Wohncontainer frei waren. Wir teilten uns den yPr mit den Hagener Friedenszeichen, die eine Begegnung mit griechischen Jugendlichen unter dem Thema „No Hate Speech“ hatten. Somit ergänzten sich unsere Workshopangebote auch ganz gut.
Auf jeden Fall ein Highlight war für uns der Wittenbergtag. Obwohl bis dahin noch keine Workshops in der Akademie „Auf die Plätze gegen Hetze !“stattgefunden hatten, kamen viele VCPer*innen vorbei und sahen sich die Ausstellung an oder kletterten den Parcours entlang. Dank ihnen allen kamen an diesem Tag weit mehr als doppelt so viele Besucher*innen als an gewöhnlichen Tagen. Ein paar Tage später konnte man sogar den insgesamt 15.000 Besucher im yPr feiern – Theo aus dem Stamm Ritter von Lichteneck. Wir haben uns sehr gefreut, dass der VCP damit ein Zeichen setzen konnte.
Als es dann wirklich mit den Workshops losgehen sollte, hatten wir einen etwas holprigen Start. Das Entleihen der Fahrräder auf dem Lagerplatz war nach ein paar Tagen Bundeslagerbetrieb gar nicht mehr so einfach, es fehlten Schlüssel, die Räder wurden nicht rechtzeitig zurückgebracht, einige hatten einen Platten… doch die Teilnehmer*innen trotzten diesen Umständen und kamen mit etwas Verspätung doch noch im yPr an und beteiligten sich sehr konstruktiv und mit Wissensdurst an den Workshops. Wir gingen gemeinsam der Frage nach, warum es überhaupt Nazis und andere Rechte gibt oder was Rechtsextremismus eigentlich bedeutet, überlegten, wie man in verschiedenen Situationen mit gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit (z.B. Ablehnung von Homosexuellen, Ausländerfeindlichkeit…) umgehen und dazu kontern kann oder erforschten die Geschichte unseres Verbandes unter der Leitfrage „Edelweißpiraten oder Hitlerjungen?“.
Zum Abschluss unserer erlebnis- und erkenntnisreichen Woche in Wittenberg konnten wir unsere erworbenen Skills gleich umsetzen: Am Samstag hatten wir etwas Zeit, uns die Weltausstellung und die Stadt anzuschauen und stolperten dabei über einen Stand der Partei AfD. Wir sprachen die Damen und Herren an, um ihnen die Widersprüche in ihrem Wahlprogramm aufzuzeigen. Sie zeigten sich zunächst sehr überrascht darüber, dass wir uns tatsächlich damit auseinandergesetzt hatten und mit ihnen sachlich darüber diskutieren wollten. Auf Nachfragen konnten sie uns aber keine fundierten Antworten geben. Wir übergaben ihnen das Heftchen zu unserer Kampagne und verteilten noch ein paar Buttons an Passanten, die sich sehr darüber freuten (im Gegensatz zu den Leuten vom Stand, die die Geschichte der Pfadikartoffel gar nicht erst lesen wollten). Dass wir unsere Position gegen Diskriminierung und für Toleranz so noch einmal öffentlich zeigen konnten war das Beste, das uns am Ende der Woche passieren konnte.

Nun sind wir alle wieder zu Hause angekommen, haben unsere nach Feuer duftenden Klamotten gewaschen und uns wieder im Alltag eingefunden. So schnell geht ein Bundeslager zu Ende. Wir hoffen, dass alle Teilnehmer*innen unserer Workshops etwas mitnehmen konnten und wir uns nun für die anstehende Bundestagswahl bereit machen können. Auf die Plätze gegen Hetze!

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