Pfadfinden ist politisch!

Foto: Pfadfinder*innen auf einer Demo in Berlin

Max Zeterberg: Hallo Georg! Du hast vor kurzem gemeinsam mit anderen Pfadis an einer Demonstration teilgenommen. Worum ging es dabei?

Georg Dirlack: Um genau zu sein handelte es sich um eine Gegendemonstration. Sie richtete sich gegen den rechtsextremen Aufmarsch „Merkel muss weg“, welcher von der Gruppierung „Wir für Berlin & Wir für Deutschland“ organisiert wurde. Das Ziel der Gruppierung ist es „der Regierung die rote Karte“ zu zeigen.

MZ: Bedeutet das, dass ihr Unterstützer*innen von Angela Merkel seid?

GD: Nein das sind wir nicht. Wir als Pfadfinder*innen haben ein Problem damit, dass rechtsextreme sich durch diese Demonstration in Berlin eine Plattform nehmen, auf der sie ihre rassistischen, sexistischen und menschenverachtenden Ansichten kundtun.

MZ: Und wer hat zur Gegendemo aufgerufen?

Das war das überparteiliche „Bündnis für ein weltoffenes und Tolerantes Berlin“. Das Bündnis wird unterstützt von den Grünen und der Linken, jedoch auch von der Caritas Berlin, der Arbeiterwohlfahrt Berlin, dem DGB, dem Diakonischen Werk und von der evangelischen und katholischen Kirche.

MZ: Wie seid ihr auf den Gedanken gekommen, als Pfadis zu demonstrieren? Und wie habt ihr die Aktion dann organisiert?

GD: Der Gedanke mal als Pfadis auf eine Demonstration zu gehen kursierte schon etwas länger bei uns im Land, bestärkt bei dieser Idee wurden wir dann durch die Kampagne „Auf die Plätze gegen Hetze“. Ausschlaggebend speziell für diese Demo war dann ein Antrag eines Stammesmitglieds an den Stammesrat, der dann einstimmig angenommen wurde. Wir fragten darauf hin noch andere Stämme, Freunde und Pfadis, die in Berlin waren, an, ob sie uns bei dieser Aktion unterstützen wollen. Am Ende waren wir dann 14 Pfadfinder*innen aus 4 Berliner Stämmen und 3 VCP Ländern.

MZ: Und wie lief es dann ab? Was für Erfahrungen habt ihr gemacht?

GD: Die Gegendemonstration fand am Hauptbahnhof, dem Startpunkt der „Merkel muss weg Demo“ statt. Da war eine kleine Bühne und der Berlin-gegen-Nazis-Bär aufgebaut. Auf der Bühne haben unterschiedlichste Aktivisten und Politiker Reden gehalten. Eine große Enttäuschung war es, dass wir nur etwa 80 bis 100 Gegendemonstranten waren, im Vergleich zu den 200 Rechten. Dies lag wohl zum einem am schlechten regnerischen Wetter und zum anderen daran, dass die Neonazis von anderen Gegendemonstranten an ihrem Zielpunkt dem Potsdamer Platz „empfangen“ werden sollten. Auch gab es zur gleichen Zeit in Berlin etwa sechs andere links gerichtete Demonstrationen. Zum Beispiel zwei gegen Gentrifizierung und eine gegen einen Auftritt von Björn Höcke (oder vielleicht heißt er doch Bernd?).

MZ: Na, wenn es insgesamt so wenig Gegendemonstrant*innen waren, dann war es ja besonders gut, dass so viele Pfadis da waren. Wie habt ihr die ganze Aktion beurteilt? Würdet ihr es nochmal machen?

GD: Also ich glaube, dass ich da im Namen aller sprechen kann, wenn ich sage, dass es uns Spaß gemacht und wir es sofort wieder tun würden. Schöner fänden wir es aber, wenn sich da generell mehr Berliner beteiligen würden und es eher 1000 Gegendemonstranten gäbe!

MZ: Cool. Ich danke dir für dieses Interview!

Georg Dirlack ist 17 Jahre alt und ist im Stamm Otto Witte in Berlin-Pankow Stammessprecher und Gruppenleiter.

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