Auf Großer Fahrt: Bulgarien

von Philip Chinery (chip), Barmstedt

Bulgarien ist Mitglied in der EU und deswegen zumindest theoretisch leicht zu erreichen. Praktisch ist das nicht ganz so. Die Bulgaren sind aber bekannt als Volk von Wanderern, die ihre Freizeit gerne in den Bergen verbringen. Grund genug also, dorthin eine Herbstfahrt zu unternehmen.

Direkt an Sofia grenzt im Süden das Vitosha-Gebirge, das zwar einige Höhenmeter bietet, aber ansonsten problemlos zu durchwandern ist. Es gibt viele kostenlose Schutzhütten, die in sehr gutem Zustand und teilweise sogar mit Ofen oder Kamin ausgestattet sind. Wir konnten die Bedeutung der jeweils aushängenden Texte nur erahnen, aber vermuten, dass die Wanderer angehalten werden, die Hütten sauber und ordentlich zu hinterlassen. Das hat vorbildlich funktioniert.

Das Rila-Gebirge im Süden ist das höchste Gebirge der Balkanhalbinsel. Es gibt hier viele Wanderwege, die auch meist gut gekennzeichnet sind. Das Gelände ist sehr abwechslungsreich, von Wiesen mit sanften Hügeln bis zu schroffen Felsen in großer Höhe. Die Strecke an den sieben Rila-Seen lohnt sich. Es gibt im Gebirge allerdings deutlich weniger Schutzhütten. Die Wege sind anspruchsvoller und man bewegt sich häufig zwischen 2000m und 2600 Höhenmetern. Etwas Erfahrung und Kondition sollte man mitbringen. Das sehenswerte Rila-Kloster mitten im Gebirge hat eine zentrale Bedeutung für den orthodoxen Glauben in Bulgarien hat.

Vorab sind Wanderkarten schwer zu bekommen, doch vor Ort gibt es aber eine große Auswahl für jede Region. Allerdings stimmen die eingezeichneten Wanderwege nicht immer mit den tatsächlich vorhandenen Wegen überein. Die Schutzhütten fehlen häufig ganz auf den Karten.

 

Es gibt reichlich natürliche Quellen, die meist auch ausdrücklich als Trinkwasser gekennzeichnet sind. Lebensmittel kann man im Gebirge nur bei den bewirtschafteten Hütten kaufen. Besser ist es, wenn man sich in den Ortschaften versorgt, insbesondere, wenn man nicht in der Saison unterwegs ist. Die jüngeren Bulgaren sprechen fast alle Englisch, die älteren meist nur Bulgarisch und Russisch. Sehr verwirrend: In Bulgarien schüttelt man den Kopf, wenn man „Ja“ sagt und nickt, wenn man „Nein“ sagt. Und um die Verwirrung zu komplettieren, machen es die Jüngeren umgekehrt.

Die beste Reisezeit ist der Sommer, weil es da recht zuverlässig trocken und warm ist, dafür teilt man die Wege aber mit vielen anderen Wanderern. Da wir im Herbst unterwegs waren, hatten wir teilweise mit Nebel, Frost, Regen und sogar Schnee zu kämpfen, letzteres war aber eher ungewöhnlich. Tagsüber war es sehr angenehm. Im Land gibt es viele Busverbindungen, die regelmäßig und zuverlässig fahren. Außerdem gibt es einige Bahnstrecken, die aber nicht in alle Regionen des Landes fahren. Für die Vorbereitung lohnt es sich, wenn man etwas Kyrillisch lesen lernt. Wir fühlten uns dabei zwar wie Erstklässler und lernten natürlich nicht die Sprache, wir konnten aber die Schilder besser lesen und auch häufiger mal die Trinkflaschen auffüllen, als wir den Wegweiser вода sahen.

Bulgarien war für uns ein wunderbares, wenn auch anspruchsvolles Fahrtenziel. Die Landschaft ist wunderschön und die Einheimischen sind sehr nett und aufgeschlossen.

Habt ihr auch einen Fahrtentipp? Schickt ihn mit Fotomaterial an anp-kellertreppe@vcp.de

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