Antwort auf den Leserbrief zu „Die Feder und das Spiegelei“ in anp 02/2022, S. 13

Gendersternchen Beitragsbild

Lieber Klaus,

vielen Dank für deinen Leserbrief. Es ist unglaublich wichtig, dass wir miteinander sprechen und versuchen, uns zu verstehen.

Ich kann dein Argument, dass sich Eltern abgeschreckt fühlen, sehr gut nachvollziehen. Ich denke, wir sollten diesbezüglich einfach transparenter, offener und verständlicher kommunizieren, warum Gendern wichtig ist. Dann – so ist meine Hoffnung – können wir alle besser mitnehmen.

Eine Sache möchte ich aus rein sachlicher Sicht klarstellen: Gendern ist keine Ideologie.

Nach Schuberts und Kleins Politiklexikon handelt es sich bei einer Ideologie um eine bestimmte Weltanschauung verbunden mit bestimmten Interessen und Absichten, die in der Regel eigenen Zielen dienen.

Gendern ist keine Ideologie. Warum?

Es gibt nicht nur ein Geschlecht, darüber sind sich Geschlechterforscher*innen genauso einig wie Biologen*Biologinnen – denn die Möglichkeiten der Varianzen bei Chromosomen, Hormonen, bei sekundären wie auch primären Geschlechtsmerkmalen sind unendlich. Theoretisch gibt es die Möglichkeit der Kategorisierungen bis ins Unendliche. Davon hat aber natürlich niemand etwas und da die Biologie sich besonders mit der Evolution und dem Fortpflanzungsverhalten von Spezies beschäftigt (siehe hier), ergibt eine Kategorisierung in zwei Geschlechter eben sehr oft Sinn.

Dagegen ist das Schließen von dieser oft üblichen Kategorisierung auf eine angebliche Wahrheit, es gäbe nur zwei Geschlechter, Ideologie – denn sie verfolgt oftmals das Ziel, patriarchale Strukturen und Diskriminierungen aufrechtzuerhalten. Mit dem Bild der Ideologisierung von Gendern wird genau das reproduziert, auch wenn man das selbst vielleicht gar nicht wollte.

Und auch eine andere Sache möchte ich präzisieren: Zu der Anzahl von nicht-binären Menschen gibt es übrigens gar keine verlässliche Datenlage, eben weil jahrzehntelang nur in den Kategorien männlich und weiblich gedacht wurde. „In der ZEIT-Vermächtnisstudie, der ersten repräsentativen Befragung, die nach sozialem Geschlecht fragte, waren 2,1% nicht-binär“ (Quelle). Da sprechen wir dann schon von ein paar mehr Menschen (bei ca. 40.000 Menschen, die der VCP erreicht, wären das immerhin 840 – das sind deutlichst mehr Menschen als mein VCP-Land Mitglieder hat). Ganz abgesehen davon bin ich der Ansicht, dass es jeder Mensch verdient, bestmöglich repräsentiert zu werden, denn schließlich sind wir alle gleich – und gerade wir als Pfadfinder*innen legen darauf auch großen Wert.

Das also nur als sachdienliche Hinweise zur Diskussion. Ansonsten schließe ich mich Lenas Aufruf an: Schreibt uns und diskutiert mit!

Gut Pfad!

Jakob

 

Leserbrief zu „Die Feder und das Spiegelei“ in anp 02/2022, S. 13

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