Zum Leserbrief von Klaus Meier
Lieber Klaus,
deine Datengrundlage ist falsch. Oder du unterliegst einem Irrtum.
Intersexuelle Menschen haben bei den inneren und/oder äußeren Geschlechtsmerkmalen von beiden Geschlechtern etwas abbekommen. Sie sind also in ihrer körperlichen Erscheinung nicht binär. Das ist aber nur eine Teilgruppe derer, die sich als non-binär bezeichnen würden.
Was ist aber mit jenen, deren Geschlechtschromosomen nicht der binären Norm entsprechen, die z.B. ein Y- und 2 X-Chromosomen haben, oder überhaupt nur eins, oder, oder, oder?
Was ist mit jenen, die sich nicht dem ihnen laut ihrer Biologie zugeteilten Geschlecht zugehörig fühlen, dem anderen aber auch nicht so recht? …
Es gibt also noch mehr Möglichkeiten, sich als non-binär einzuordnen, als deine Datengrundlage hergibt.
Und die Zahlen des gesellschaftlichen Durchschnitts auf die Mitgliedszahlen des VCP anzuwenden ergibt überhaupt keinen Sinn. LGTBQ+-Menschen sind nämlich in der Jugendverbandsarbeit im Vergleich zur Gesamtgesellschaft deutlich unterrepräsentiert, wie übrigens auch People of Color, arme Menschen, Menschen mit niedrigem Bildungsgrad oder Migrationshintergrund usw.
Das Ziel des VCP ist es aber zu wachsen. Und da bietet es sich an, auf die unterrepräsentierten Gruppen besonders zuzugehen und ihnen die Scheu vor einem Jugendverband zu nehmen, indem man deutlich macht, dass sie uns willkommen sind.
Im Übrigen vertritt der VCP an vielen Stellen deutlich politische Positionen, die sicher auch immer mal wieder Personen abschrecken, wie bei der Rettung und Aufnahme von Flüchtenden oder im Einsatz gegen Nazis und für Vielfalt. (Als ich das Projekt „Auf die Plätze gegen Hetze“ auf internationaler Ebene vorgestellt habe, hörte ich genau deine Argumente z.B. von den britischen Pfadfindern: „Was, ihr traut euch offen eine politische Position zu beziehen? Wenn wir das täten würde die Hälfte der Eltern ihre Kinder abmelden.“)
Soweit ich weiß, haben unsere Positionierungen den Mitgliedszahlen des VCP bisher nicht deutlich geschadet. Das Gendersternchen – und das wäre tatsächlich die logische Fortführung unserer seit langem praktizierten Schreibweise – ist nicht der Versuch, eine ideologisch aufgeheizte Debatte für sich zu entscheiden, sondern einer von vielen Schritten hin zu einem größeren, bunteren, vielfältigeren Verband, der die gesellschaftliche Realität repräsentiert.
Anja Blume