Bist du irre? Von Stereotypen in mentaler Gesundheit

von Rebecca Haugwitz

Mittlerweile wird immer häufiger über das Thema „ mentale Gesundheit“ gesprochen und geschrieben, als es noch vor ein paar Jahren der Fall war. Die Corona-Pandemie hat mit ihren Kontakteinschränkungen und Auflösung unserer Routinen auch gezeigt, dass gar nicht so wenige Menschen von psychischen Problemen betroffen sind. Dementsprechend ist es sehr wichtig, hierüber aufzuklären und Betroffenen zu zeigen, dass sie gesehen und verstanden werden.

Allerdings ist es leider immer noch häufig so, dass sich bestimmter Stereotype bedient wird, um auf die Thematik aufmerksam zu machen.

Oft werden Fotos von Menschen in Zwangsjacken und Gummizellen zur Illustration der Texte benutzt oder es wird das romantisch-ästhetische Bild eines jungen Mädchens hergenommen, dass in einem schwarzen Kapuzenpullover nachdenklich aus dem Fenster schaut und dabei traurige Musik hört.

Für einige Menschen mag diese Darstellung zutreffen, Isolation und Nachdenklichkeit können definitiv Teil der Lebenswirklichkeit von psychisch Erkrankten sein. So sieht es aber keinesfalls immer aus! Diese Bilder ziehen natürlich im ersten Moment Aufmerksamkeit auf sich und die Thematik, allerdings unterstützen sie damit weiterhin die Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen.

Auch das Wort „irre“ wird gern verwendet – laut Duden beschreibt es den Zustand eines Menschen, der an einer Psychose leidet. Dort steht aber auch, dass dieses Wort „im öffentlichen Sprachgebrauch nicht auf Menschen bezogen werden [sollte], die geistig oder psychisch krank sind“. Das ist nämlich verletzend und steht der Aufklärung über psychische Krankheiten im Weg, außerdem gibt es Betroffenen das Gefühl, nicht richtig gesehen zu werden.

Teilweise kommen sie sogar in Erklärungsnot: „Du kannst doch gar nicht depressiv sein, vorhin hast du noch über meinen Witz gelacht!“ Das tut nicht nur weh, es kann auch Selbstzweifel auslösen. Oft haben Menschen, die sich eigentlich gern therapeutische Hilfe holen möchten, die Bedenken, dass sie ja gar nicht rund um die Uhr traurig sind und es anderen sicher viel schlechter geht. Dabei entspricht das auch wirklich nicht der Realität einer psychischen Erkrankung. Die Formen davon sind nämlich genauso unterschiedlich wie wir Menschen es sind.

Wir sollten also unbedingt darauf achten, die Stigmatisierung von mentaler Gesundheit abzubauen und mit offenen Ohren und offenem Herzen auf unsere Mitmenschen zugehen, wenn sie uns brauchen, statt sie zu hinterfragen. Wenn ihr mehr zu diesem Thema wissen wollt, hört unbedingt in unseren Podcast Pfadfinden rein! Da wird es in einer der nächsten Folgen wieder ein Gespräch mit Celine geben, die auf Instagram mit ihrem Account @celinehandschuh Aufklärung über psychische Erkrankungen betreibt.

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