Schokolade von Kindern für Kinder?!

Kinder-Schokolade Beitragsbild Grafik: Jascha Buder

von Patrick Franz

Jede*r liebt sie, die Produkte der Marke Kinder. Ob es leckere Kinder-­Schokolade, ein schmackhafter Kinder­-Bon oder ein Überraschungs-Ei ist – bei jedem Kind und auch bei den meisten Erwachsenen schlägt das Herz ein wenig schneller und Zunge und Gaumen freuen sich auf die süße Leckerei.

Aber was steckt hinter der Schokolade der Marke Ferrero, welche die Kinder-Produkte produziert? Können wir ohne schlechtes Gewissen genießen?

Fast alle Ferrero­-Produkte enthalten Palmöl aus tropischen Billiglohnländern. Der Süßigkeiten-­Konzern bezieht sein Palmfett größtenteils aus Indonesien, Malaysia und Papua-Neuguinea. Der Anbau in diesen Ländern ist eine kostengünstige Möglichkeit für Ferrero. Doch für diesen Vorteil werden Regenwälder abgeholzt und der Lebensraum für viele Arten zerstört. Das erklärte Greenpeace vor kurzem in einer Reportage im ZDF. Wo sich zuvor Regenwälder befanden, erstrecken sich nach der Rodung riesige Monokulturen. Etwa 200.000 Tonnen Palmöl kauft Ferrero jährlich bei mehreren Großhändlern. Nach einem Greenpeace-­Bericht kaufen sieben dieser Unternehmen ihr Palmfett bei lokalen Ölmühlen, welche durch Brandrodung den Boden für den Palmölanbau möglich machten. Brandrodung ist laut Greenpeace besonders umweltschädlich.

Doch nicht nur das Palmöl ist ein „Problem“ beim süßen Genuss. Auch die Haselnüsse für viele der Produkte haben ein richtiges Imageproblem. Ferrero bezieht seine Haselnüsse nicht aus seinem Gründerland Italien, sondern aus der Türkei. Das Unternehmen ist der größte Abnehmer mit rund zwei Drittel der türkischen Haselnussernte. Mit dieser Marktmacht gelingt es Ferrero, den Preis auf etwa 230 Euro je 100 Kilogramm zu drücken. Dies bedeutet einen geringen Gewinn für die Erzeuger und schlechte Arbeitsbedingungen.

2016 hatte es nach Recherchen der britischen Zeitung The Sun Vorwürfe gegen Ferrero wegen Kinderarbeit gegeben.

Damit bekommt das Wort „Kinderschokolade“ leider eine eher unschöne, zweite Bedeutung, auch beim Kakao: Noch immer arbeiten rund 1,5 Millionen Kinder unter ausbeuterischen Bedingungen auf Kakaoplantagen in Westafrika. Dort müssen sie gefährliche Arbeiten mit scharfen Werkzeugen verrichten, Pestizide spritzen oder schwere Lasten tragen. Bereits im Jahr 2001 unterzeichneten Vertreter der Schokoladenindustrie, darunter Nestlé, Mars und Ferrero, eine freiwillige Vereinbarung – das nach zwei US-Senatoren benannte Harkin-­Engel-­Protokoll. Darin versprachen die Unternehmen, die schlimmsten Formen der Kinderarbeit bis 2005 zu beenden. Dieses Ziel wurde nie erreicht. Zuletzt strebte die Industrie an, die schlimmsten Formen von Kinderarbeit bis 2020 um 70 Prozent zu reduzieren. Doch auch dieses Ziel haben die Unternehmen verfehlt:

Im Oktober 2020 kam eine Studie im Auftrag des US­-Arbeitsministeriums zu dem Ergebnis, dass die Kinderarbeit trotz der bisherigen Bemühungen von Regierungen und Unternehmen nicht abgenommen hat. Im Gegenteil: Die Verbreitungsrate von Kinderarbeit ist in den letzten zehn Jahren sogar gestiegen.

Kinder-­Produkte von Ferrero bewerben die Zutat Milch, welche mit positiven Eigenschaften verbunden wird. So enthält Milch wichtige Spurenelemente wie Calcium, Kalium, Natrium und Magnesium. Diese Spurenelemente können in den Ferrero-­Produkten sogar in höheren Mengen als in Milch gefunden werden. Dies liegt an dem enthaltenen konzentrierten Milchpulver. Dieses enthält zwar mehr Kalium und Co., aber auch mehr Milchzucker und Milchfett. So bestehen Schoko-­Bons beispielsweise aus 90 Prozent Zucker und Fett. Von richtig gesund, wie es in der Werbung gerne mal heißt, kann leider auch nicht die Rede sein.

Wenn ihr also das nächste Mal in ein Produkt von Ferrero beißen möchtet, dann macht euch gerne mal Gedanken, wie das Produkt in die Verpackung gekommen ist, die ihr freudig geöffnet habt.

Oft gibt es auch leckere Alternativen, die gesünder sind und vielleicht sogar ein bisschen besser schmecken. Zumindest, wenn man sein Gewissen auch ein wenig in den Geschmack mit einfließen lässt. Und wenn euch die Lust nach Schokolade packt, dann schaut zum Beispiel im Weltladen in eurer Nähe vorbei.

Zur Doku in der ZDF-Mediathek

https://www.zdf.de/dokumentation/zdfzeit/zdfzeit-die-tricks-von-ferrero-100.html

Wer bekommt die Schokolade?

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