Teilhabe bei den Pfadis
von Jutta Moosbach
Wer nicht in den Wald kacken kann, ist kein*e Pfadfinder*in …
Stammeshajk an Fronleichnam – endlich mal wieder. Alles in den Rucksack, rein in den Wald, draußen schlafen, das wird cool! Wann war noch mal Fronleichnam? Ein schneller Blick in den Kalender macht alles klar, Ende der Planung. Aber halt: Das gilt nur für einen Teil unserer Pfadis. Für einen andren Teil fängt das Zählen und Planen jetzt erst an. Hab‘ ich meine Tage? Und wenn ja, wie checke ich das im Wald? Wie kriege ich meine Hände sauber? Was mache ich mit dem „Hygienemüll“? Was, wenn ich wieder Bauchschmerzen kriege? Ach, vielleicht fahre ich diesmal besser nicht mit …
Was für den Hajk gilt, gilt auch sonst für unsere Aktivitäten. Fahrt und Lager und Menstruation bedeutet eine Menge Management. Man will ja voll mit dabei sein und seine Zeit auch nicht für Monatshygiene verwenden. Dabei sind die Bedingungen auf unseren Plätzen oft alles andere als ideal. Der Lagerplatz unserer Region ist eine traumhafte Wiese mitten in einem Naturpark – Trinkwasser aus einem Bach, Morgentau auf den Kothen. Wunderschön, aber ohne Sanitäranlagen eine Herausforderung.
Verzicht auf Fahrt und Lager ist allerdings auch keine Option. Wie können wir also Teilhabe für alle erleichtern? Drei Tipps, mit denen der VCP-Friedberg weitergekommen ist:
Reden hilft: Aus einem beiläufigen Kommentar einer Pfadfinderin wurde eine lange Reihe von Erlebnissen. Damit lagen die Herausforderungen für alle auf dem Tisch. Den Jüngeren hat es gezeigt, dass zum Thema Menstruation und Hygiene für Fragen und Bedürfnisse Raum ist. Gut ist, solche Gespräche zunächst in geschütztem Raum zu führen, unter Betroffenen spricht es sich leichter.
Unterstützen hilft: Wir bieten Binden und Tampons zur freien Entnahme in einer unserer Kisten oder direkt im Waschhaus. Zwei Wärmflaschen fahren außerdem mit. Fürs Bula gab es zusätzlich „Hygienetäschchen“ mit Desinfektionsmittel, Desinfektionstüchern, Papier-Toilettensitzen und Platz für Binden oder Tampons. Damit ist alles Nötige in einem „neutralen“ Päckchen dabei. Für den Hajk ergänzen wir Zip-Beutel für die Entsorgung.
Planen hilft: Bei längeren Lagern achten wir auf gute Sanitäranlagen, bei Fahrten auf Stopps auf Plätzen mit Infrastruktur. Bei Großlagern Toiletten und Waschbecken immer zusammen denken – nicht nur wer seine Tage hat, will Hände waschen. Mülleimer von ausreichender Größe vorsehen, Monatshygiene macht Müll. Alternativen zu Dixis prüfen, Dixis sind für Erwachsene und für junge Menschen oft zu hoch.
Am wichtigsten aber: Eine Atmosphäre, in der Sprüche wie oben gar nicht fallen. Denn bis dahin gilt: Wer noch nie einen Tampon im Wald gewechselt hat, braucht übers Kacken gar nicht reden.
Das Thema Menstruation ist bis heute ein Tabuthema, obwohl es über die Hälfte der Weltbevölkerung betrifft. Gerade am 28. Mai dem internationalen „Menstruation Hygiene Day“ wird weltweit auf die Belange Menstruierender Menschen aufmerksam gemacht und versucht der Stigmatisierung der Periode entgegenzuwirken. Mehr zur „Red Pride Week“ findest du hier.
Um es mit den Worten von Robina Asiimwe Sentumbwe (Global Programmes Manager, WAGGGS) zu sagen: „Girls don’t have the struggle because the bleed. We need to celebrate periods; it’s not a shame. It is Red Pride.“