Warum du nicht (mehr) in den Zoo gehen solltest

Foto: KI

von Lena Simosek


Eine Zoo-Kritik am Beispiel der Orang-Utans

Der Orang-Utan gehört zur Familie der Menschenaffen und lebt heutzutage noch in den tropischen Regenwäldern der südostasiatischen Inseln Sumatra und Borneo – ja, oder halt bei uns in Zoos in Berlin, Rostock oder Gelsenkirchen.

In ihrem natürlichen Lebensraum sind Orang-Utans eher Einzelgänger*innen und verfolgen verschiedene Revierstrategien, ansässige Tiere bewohnen dabei feste Territorien, die 70 bis 900 Hektar (♀) bzw. bis zu 5000 Hektar (♂) groß sind – das ist mehr als 416-mal unser Bundeszeltplatz in Großzerlang! Sie leben dabei größtenteils in den Bäumen und klettern oder schaukeln von Ast zu Ast. Vor allem die Jungtiere und Weibchen bewegen sich selten auf dem Boden, da dort Feinde wie der Sumatra-Tiger oder der Sunda-Nebelparder warten könnten.

Für die Haltung von Säugetieren gibt es in Deutschland Mindestanforderungen, die 2014 vom Bundeslandwirtschaftsministerium veröffentlicht worden sind. Das Außengehege von bis zu vier Orang-Utans sollte dementsprechend eine Fläche von 120 m2 und ein Volumen von 720 m3 nicht unterschreiten, für jeden weiteren erwachsenen Orang-Utan reiche es, das Gehege um 25 m2 zu erweitern. Im Zoo müssen sich die Tiere also mit einem durchschnittlichen Wohn- und Esszimmer mit großzügiger Deckenhöhe zufriedengeben. Hier haben sie nur eingeschränkte Möglichkeiten ihren Mitbewohner*innen auszuweichen.

Dass sie sich auf so wenig Platz nicht wohlfühlen, zeigen sie in fast allen deutschen Zoos durch Verhaltensstörungen. Sie verletzen sich selbst, essen ihre Exkremente oder Erbrochenes, wippen mit dem Körper hin und her, reißen sich die Haare aus, werden apathisch.
Die Besucher*innen von Zoos bekommen ein falsches Bild davon, wie die Tiere und die Umgebung, in der sie in der Natur leben, aussehen und wie sie sich verhalten.

Die Ansprüche von Orang-Utans sind so komplex, dass kein Zoo in der Lage ist, ihnen eine Umgebung zu bieten, die ihren natürlichen Bedürfnissen gerecht wird. Die lebenslange Gefangenschaft stellt für sie eine enorme psychische Belastung dar.

Die Orang-Utans sind vom Aussterben bedroht. Ihr Lebensraum wird, zur Holzgewinnung oder für den Palmölabbau, immer weiter zerstört; die Tiere werden gejagt oder illegal als Haustiere verkauft. Den Auswilderungs- und Schutzprogrammen auf Sumatra und Borneo fehlt es an Geld. In Dresden wurde gerade für 22 Millionen Euro ein neues Orang-Utan-Haus gebaut.

Noch mehr Informationen

https://www.nationalgeographic.de/tiere/2022/04/artgerecht-oder-altmodisch-wie-zeitgemaess-sind-zoos

https://www.peta.de/themen/menschenaffen-verhaltensstoerungen/

https://www.swr.de/swr2/wissen/orang-utan-auswildern-ist-schwierig-swr2-wissen-2019-09-23-100.html

https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Tiere/Tierschutz/HaltungSaeugetiere.pdf?__blob=publicationFile&v=7

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