Weniger ist mehr.

Ein Satz, den ich schon so oft gehört habe. Könnte auch ein Kalenderspruch sein oder auf einer Postkarte stehen, einfach so dahingesagt. Was bedeutet das schon – weniger ist mehr?

von Rica Rösner

Ich nun seit Ende letzten in Europa unterwegs und lebe derzeit in meinem kleinen Hoch Jahresdachkombi auf 2,5 Quadratmetern. Gerade stehe ich auf Gran Canaria an einem Leuchtturm. Wenn ich den Blick schweifen lasse, sehe ich nur das blaue Meer, ein paar weiße Schaumkronen und eine Sandwüste. In der Ferne kann ich noch ein Segelboot erkennen. Nicht viel und doch fühlt es sich nach so Vielem an.

Die Sonne scheint mir auf die Haut und der Wind fährt mir durch die Haare. Ich schmecke das Salz auf der Zunge und spüre den sandigen Boden unter den Füßen. Ich fühle mich lebendiger denn je – auch ohne Dusche, feste Toilette oder einen Fernseher. Ich habe nur das Nötigste dabei. Und doch ist es gerade alles, was ich brauche. Vielleicht bedeutet „weniger ist mehr“ viel mehr, als es auf den ersten Blick erscheinen mag.

Weniger von den Dingen, von denen man annimmt, dass man sie braucht. Weniger Besitz kann befreiend sein.

Ich würde mich nicht als minimalistisch bezeichnen – schließlich habe ich auch Pflanzen und eine Lichterkette dabei. Und trotzdem besitze ich gerade nicht viel. Mein gesamtes Leben passt in ein kleines Auto.

Vielleicht bedeutet weniger ist mehr: Weniger Ballast, weniger Sorgen – mehr Freiheit, mehr Gefühle.

Vielleicht bedarf es gar nicht so viel, um glücklich zu sein. Einen Ort zum Schlafen, die ersten Sonnenstrahlen am Tag, ein gutes Gespräch oder der Sternenhimmel in der Nacht.

Und vielleicht muss man manchmal alles zurücklassen, um dieses „mehr“ zu finden. Um herauszufinden, wovon man eigentlich mehr haben möchte. Denn es gibt so viel mehr zu entdecken.

Mehr Abenteuer. Mehr Träume. Mehr Lagerfeuer. Mehr Sterne. Mehr Meer.

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