ZOOS – aus Sicht einer Tierpflegerin

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von Judith Friedlaender

Zoos werden in den letzten Jahren häufig hinterfragt – und das ist gut so!
Ich arbeite in einem Zoo als Tierpflegerin, und fühle mich selbst auch in der Verantwortung, Zoos und Tierhaltungen immer besser zu gestalten. Zum einen bin ich selbst verantwortlich für das Wohlbefinden „meiner“ Tiere, denn das hängt keinesfalls nur vom verfügbaren Platz, sondern auch von vielfältigen Tagesabläufen, gut nutzbaren Gehegen und mentaler und körperlicher Reize und Beschäftigung ab. Mindestangaben für Gehegegrößen werden in den meisten Fällen um ein Vielfaches übertroffen.


Aber: Wie bedroht ist eine Art? Ist es nötig, eine Reservepopulation in Zoos aufzubauen? Und wie gut funktioniert die Haltung und Auswilderung dieser Art? Meines Befindens nach sollten daher Haltungen wie zum Beispiel die der Orang-Utan-Arten auslaufen, da die Auswilderung aus europäischen und amerikanischen Zoos eh keine Option ist.

Gleichzeitig sind Zoos dort, wo keine Wildtiere sind. Sprich in den Städten, in denen die Kinder noch nie einen anderen Vogel als Stadttauben wahrgenommen haben. Einen intakten Wald für einen Klassenausflug gibt es auch nicht. Diese Menschen bekommen in Zoos die Chance, sich mit Tieren auseinander zu setzen und sich für eines der Tiere begeistern zu können. Sie bekommen die Chance, zu merken, dass Orang-Utans in „lustigen“ Tiktok-Videos (missbrauchte) Affen sind, die auf Sumatra und Borneo geschützt werden müssen! Denn sobald sich für eine dieser Flagschiff-Arten eingesetzt wird, profitieren sehr, sehr viele unbekanntere Arten von dem Schutz des gemeinsamen Lebensraumes.

Eine der Hauptmissionen von Zoos ist es also, Menschen für Tiere zu begeistern, denn nur was man kennt, kann man auch schützen.
Ich bin überzeugt davon, dass wir keine Zoos bräuchten, wenn alle Menschen wie Pfadis denken und handeln würden, sich selbst informieren und versuchen, die Welt ein bisschen besser zu hinterlassen als wir sie vorgefunden haben.

Ich stehe weiterhin hinter meinem Beruf und wissenschaftlich geführten Zoos, so bergen sie doch einen riesigen Wissens- und Erfahrungsschatz, der weiter mit in-situ (im natürlichen Verbreitungsgebiet) Artenschutz- und Lebensraumerhaltungsprogrammen verknüpft werden muss. Wer sich ein gutes Beispiel dafür anschauen möchte, darf gerne die anp an dieser Stelle beiseitelegen und sich mit dem „Angkor Centre for conservation of biodiversity“ (kurz ACCB) unter der Trägerschaft des Allwetterzoos Münster auseinandersetzen.

Zoos sind ein Weg von vielen, dem globalen Biodiverstätsverlust entgegen zu treten. Und das müssen wir, ganz dringend!

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