Zwischen Sprachwelten und Wertschätzung

Foto: frdmn (flaticon)

von Rica Rösner

Sprache kann verbinden, mit Worten können wir in andere Welten abtauchen, auf die Reise gehen und die Gedanken fliegen lassen. Aber uns auch direkt austauschen. Diskutieren, wertschätzen und den eigenen Horizont erweitern. Sprache ist Kultur, sie gehört zu uns – als Menschen haben wir das Bedürfnis, miteinander in Kontakt zu treten. Wir sind soziale Wesen.

Doch Worte können auch verletzen.

Manchmal reichen nur wenige Sätze – oder auch einzelne Aussagen –, um tiefe Narben bei Menschen zu hinterlassen. Verletzungen, die tief gehen und oftmals nicht sichtbar sind. Umso häufiger in genau diese Kerbe geschlagen wird, desto tiefer wird sie.

Deshalb sollten wir uns immer fragen, wie unsere Worte auf andere wirken könnten. Was wir mit ihnen auslösen können. Manchmal sollten wir dabei auch die eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund stellen.

So ist es doch auch beim Gendern. Denn gerade dabei können Worte sehr verletzend sein. Die eigene Sprache kann aber stattdessen auch eine Form der Wertschätzung, des Respekts sein. Ich gendere, weil ich weiß, dass es Menschen gibt, die ohnehin schon nicht gesehen werden. Menschen, die oft mit Ablehnung zu kämpfen haben. An dieser Stelle habe ich mit meiner Sprache die Chance, andere zu empowern. Ihnen den Rücken zu stärken. Denn mit meinen Worten mache ich sichtbar, rege zum Nachdenken an.

Natürlich ist es ein Prozess, die eigene Sprache zu verändern. Es ist ungewohnt, erfordert Zeit. Aber sollte nicht unser Ziel sein, eine Sprache zu etablieren, bei der wir niemandem verletzen? Eine sensible Sprache, die alle mit einbezieht.

Mit Worten neue Welten schaffen und neue Pfade begehen. Sprache ist Kultur. Sie ist dynamisch, verändert sich immer wieder. Passt sich an aktuelle Gegebenheiten an. Sie ist unsere Ausdrucksmöglichkeit. Unsere Chance, uns zu verständigen. Dank der Sprache sind Theaterstücke möglich, Songtexte – um nur einen kleinen Teil zu nennen. Sie prägt die Art und Weise, wie wir die Welt sehen. Entscheidet, welche Gedanken und Bilder in unserem Kopf entstehen.

Wenn wer denn die Sprache so vielfältig eingesetzt werden kann, dann sollte sie doch auch eine möglichst vielfältige und aktuelle Welt nachzeichnen. Eine bunte Welt.

 

PS: Ich muss Schluss machen – muss zum Arzt.

 

… Hast du an einen Arzt oder eine Ärztin gedacht? Tatsächlich bin ich zur Ärztin gegangen. Nur mal so als praktisches Beispiel – wie Sprache bestimmte Bilder und Gedanken in unserem Köpfen produziert.

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