Von Annkathrin Mertz und Moritz Dietzsch
Pfadfinderinnen und Pfadfinder versorgen Klimapilger mit geretteten Lebensmitteln
Die Auftaktveranstaltung zum Klimapilgern ist bereits eine Woche vergangen und noch immer begleiten wir die Klimapilger auf ihrem Weg nach Paris zur UN-Klimakonferenz. Die komplette erste Woche haben wir die Pilger mit Lebensmitteln verköstigt, die eigentlich im Müll gelandet wären.
Wir möchten euch nun von unseren Erlebnissen bei diesem Kochprojekt erzählen.
Spontanität ist wichtig
Solltet ihr euch auf dieses Projekt einlassen, so müsst ihr wirklich spontan sein, denn viel planen konnten wir nicht. Anfangs sind wir in jeden Supermarkt auf unserer Route zur nächsten Unterkunft gegangen. Später waren wir ein eingespieltes Team und haben uns bereits abends zusammengesetzt, um die Adressen für die nächsten Einkaufsmöglichkeiten aufzuschreiben. Meistens stellte sich uns mittags allerdings die Frage: Was essen wir eigentlich zum Abendbrot? Wir bekamen natürlich nicht alle Lebensmittel, die für ein Abendessen mit etwa zwanzig Personen ausreichten von einer Supermarktfiliale. Am Tag besuchten wir über fünfzehn Läden, um unsere Mahlzeit zu sichern.
Hallo, dürfen wir was fragen?
Das Fragen im Supermarkt erforderte eine kleine Portion Überwindung. Gerade beim ersten Mal waren wir uns uneinig, wer von uns die Angestellten anspricht. Wir guckten uns fragend an und einer von uns dreien musste den Anfang machen. Je öfter wir aber gefragt haben, umso einfacher wurde es dann. Irgendwann waren wir so geübt, dass wir fast immer das Gleiche sagten: „Hallo! Dürfen wir Sie kurz stören? Wir kommen von der Aktion Klimapilgern. Haben Sie davon schon etwas gehört? Nein? Bei der Aktion geht es darum, dass Menschen einen Akzent für das Klima setzen wollen, sich nun auf den Weg gemacht haben und von Flensburg bis nach Paris zur UN-Klimakonferenz im Dezember pilgern. Wir Pfadfinderinnen und Pfadfinder finden diese Idee so gut, dass wir die Pilger verpflegen wollen. Unter dem Motto „Verschwenden beenden“ suchen wir nun Lebensmittel, die leider in den Müll geschmissen werden müssen. Wir denken, dass diese Lebensmittel immer noch gut sind und möchten diese weiter verarbeiten. Haben Sie da etwas für uns?“ Manches Mal haben wir uns zwar wie eine Bandansage angehört und auch gefühlt, dennoch haben wir viele Filialleiter mit unserem Anliegen erreicht. In manchen Fällen haben die Leute die Artikel in den örtlichen Zeitungen gelesen gehabt. Wir denken aber, dass uns das gemeinsame Auftreten in VCP-Kluft viel weitergeholfen hat.
„Das habe ich doch gerade in den Abfalleimer geschmissen“
In vielen Läden mussten wir uns natürlich durchfragen. Kassierer haben wir nach kurzer Zeit nicht mehr gefragt, da sie uns an den Filialleiter weitergeleitet haben. In großen Warenhäusern mit Informationen im Eingangsbereich haben wir leider nie etwas bekommen. Die Angestellten waren hier eher weniger motiviert und haben unsere Anfragen entsprechend auch weitergegeben.
Daher empfehlen wir hier, immer im Laden Verkäufer anzusprechen. Aber auch von diesen bekommt man zahlreiche Antworten, warum sie uns keine Lebensmittel geben können: „Das dürfen wir aus firmenpolitischen Gründen nicht. Wenn die Ware schlecht ist, könntet ihr uns immer noch verklagen.“
„Ich kann euch leider nichts geben. Das habe ich grade in den Abfalleimer geschmissen.“
„Das geben wir der Tafel. Da haben wir einen exklusiven Vertrag geschlossen.“
„Habt ihr denn ein Zertifikat?“ „Wir können Ihnen unseren Pfadfinderausweis zeigen.“ „Das reicht mir leider nicht. Damit kann ich eure Gemeinnützigkeit nicht nachvollziehen.“
Auf der Suche muss man sich ein hartes Fell zulegen und sich über komische Antworten nicht ärgern. Viele andere Filialleiter haben uns aber auch positiv überrascht. Sie waren sofort begeistert für unsere Sache und haben eingesehen, dass die Verschwendung von Lebensmitteln nicht notwendig sein sollte. In manchen Supermärkten haben wir Kisten voller Lebensmittel bekommen. Hier ein kleiner Einblick, was wir zum Beispiel bekommen haben:
Manchmal konnten die Läden uns nicht am gleichen Tag nichts geben, aber Termine für den nächsten Tag vereinbart. In Bäckereien haben wir mit den Inhabern der Filialen telefoniert und bekamen dann abends Brot und Brötchen. Wenn man dann erfolgreich ist und etwas bekommt, ist der Jagdinstinkt sofort wieder geweckt. Nach unserer Aktion sind wir an vielen Läden vorbeigekommen und waren so begeistert von unserem Erfolg, dass wir auch ohne den Verpflegungsauftrag noch weiter sammeln könnten.
Bei uns gibt’s nicht nur Suppe
Natürlich erhielten wir aus den Läden viel Obst und Gemüse, das schnell verarbeitet werden musste. So gab es bei uns die ersten drei Tage Suppen und Eintöpfe und danach übertrafen wir uns selbst mit Kuchen, vielfältigen Frühstücken und einem Grillbuffet.
Die Pilger sind von unserem Essen so begeistert, dass sie in jeder neuen Unterkunft davon schwärmen. Den bestellten Suppen vom Partyservice stehen sie mittlerweile eher skeptisch gegenüber.
Erfolg kann man teilen
Unterbrochen wurde die Aktion Klimapilgern von unserem Landesrat III in Glückstadt. Mit einem vollbeladenen Auto haben wir uns von Rendsburg auf den Weg gemacht. Da unser Jagdtrieb für fast zu viele Lebensmittel sorgte, haben wir Brote auf dem Landesrat verspeist und konnten die Stämme mit Brühwürfeln und Kaugummis versorgen. So konnten wir unseren Erfolg mit allen teilen.
Habt ihr Interesse, euer eigenes „Verschwenden beenden“-Projekt auf die Beine zu stellen, aber euch fehlen noch Infos und Anregungen? Schreibt Anka einfach eine Mail (anka.mertz@vcp-sh.de) Wir sind gespannt auf eure Erfahrungen.