Bären und andere Herausforderungen

Von Verena Kunberger

Als ich letztes Jahr aufbrach, um zwei Semester Luft- und Raumfahrttechnik an der University of Windsor in Kanada zu studieren, wusste ich nicht genau, was mich erwartete.

In Windsor, Ontario, angekommen, musste ich mich an viel Neues gewöhnen. Die großartige Natur Kanadas findet man im landwirtschaftlich geprägten Süden nur nach stundenlanger Fahrt. Dafür ist Detroit nur wenige Minuten entfernt. Auch die Universität ist ganz anders, als ich das aus Deutschland gewöhnt war. Hausaufgaben, Kurztests und E-Mails des Professors waren ganz normal und manchmal auch ziemlich anstrengend. Wenn man mal nicht kommt, weil man krank ist, fragt der Professor gleich, was denn los sei oder lässt Mails verschicken, wenn man sich ein wenig verspätet. Bei nur drei Kursen im Semester gibt es trotzdem fast jede Woche etwas zum Abgeben: Die Hausaufgaben mit Stoff aus der Vorlesung, Berichte über die Labore, Berichte zu einem fachspezifischen Thema oder Vorbereitungen auf die Mid-Terms, die Prüfungen während dem Semester. Das alles wird benotet und ergibt am Ende die Gesamtnote. Auf der einen Seite ist das gut, weil man dann am Ende nicht mehr so viel lernen muss, aber es ist doch sehr viel mehr Arbeit.

Pfadfinden in Kanada – ganz anders als beim VCP

Nachdem ich mich eingelebt hatte, wollte ich wissen, wie Pfadfinden in Kanada aussieht. Nach einigem Organisationsaufwand, wie zum Beispiel Referenzen und eine Unbedenklichkeitserklärung wegen meines Verhaltens bekommen sowie mehreren Telefongesprächen, durfte ich als Leader zu meiner ersten Gruppenstunde bei den Girl Guides Canada. Dort angekommen hatte ich die Wahl zwischen Guides, die 9-11 Jahre alt sind, und Sparks und Brownies, die zwischen 5 und 8 Jahren alt sind. Da dort mehr Mädels waren, entschied ich mich für die Sparks und Brownies. Als erstes erhielt ich einen Guiding-Namen: Pearl, die anderen Leader waren Cupcake, Sparkle und Sunshine.

Die Gruppenstunden für die kleinen Mädchen laufen anders ab, als ich das von meinen eigenen Gruppenstunden beim VCP gewohnt war. Als erstes gab es für die Mädchen immer ein kleines Ausmalbild, danach wird mit einem Lied für Sparks und Brownies die Gruppenstunde offiziell begonnen. Danach richtet sich die Gruppenstunde meist nach den Badges, die man bekommen kann. Diese decken viele unterschiedliche Themenbereiche, wie Umwelt, Natur, Technik, aber auch Hausarbeit ab. Für jede Altersstufe gibt es ein Heft, in dem die Badges beschrieben sind, wie eine Art Richtlinie für die Gruppenstunden. Eine Gruppenstunde drehte sich zum Beispiel um das Thema Schokolade, in einer anderen bemalten und bepflanzten wir kleine Blumentöpfe, außerdem nähten wir einen kleinen Schlafsack für Kuscheltiere und besuchten die Feuerwehr.

Fly up – der Stufenübergang wird mit Spielen gefeiert

Am Ende des Guide-Jahres im April ging es für die Mädels ins Camp für eine Nacht, für viele das erste Mal. Leider war ich da schon nicht mehr dabei, da mein Semester vorbei war. Ich ging auf Reisen, um die großartige Natur Kanadas zu erkunden. Ebenfalls verpasste ich am Ende das „Fly-Up“ der Mädels, die von den Sparks zu Brownies werden und die Brownies, die zu Guides werden. Das wird richtig gefeiert und der „Stufenübergang“ wie es bei uns heißt, wird mit schönen Spielen symbolisiert, da wäre ich gerne dabei gewesen.

Durch die Girl Guides habe ich viele tolle Erfahrungen gemacht und Freunde gefunden. Allerdings hat mir ein bisschen der Abenteuer-Charakter des Pfadfindens gefehlt, wie ich den bei uns kennengelernt habe. Das lag aber auch sicher am Alter der Mädchen.

Da sind sie – die Bären

Auf meiner Reise durch Kanada habe ich jedenfalls viele Abenteuer erlebt und die große Weite und Natur Kanadas genossen.
Was natürlich alle wissen wollten – ob ich einem Bären begegnet sei. Ja. Mehreren. Meinen ersten Bären, einen Schwarzbär, habe ich in einem Nationalpark auf einer Wanderung gesehen. Ich lief den Pfad entlang und hörte ein Rascheln im Gebüsch. Zuerst dachte ich, mir würden andere Wanderer entgegenkommen, aber es war ein großer Bär.
Ich blieb stehen und starrte den Bär an. Der Bär schaute mich kurz an und ging einfach weiter.
Später in den Rockys habe ich dann noch mehr Bären gesehen, einmal sogar eine Grizzly-Bärin mit einem Jungen. Da hat man schon ein wenig Respekt, aber wenn man ruhig bleibt und dem Bären nicht als Bedrohung erscheint passiert auch nichts.

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