Becci erklärt Wissenschaft

Mikroskop Beitragsbild

von Rebecca Haugwitz 

 In dieser Ausgabe der anp möchte ich euch gern den Wissenschaftsprozess erklären. Ich selbst studiere bereits im Master und habe deshalb schon einiges an theoretischem und praktischem Wissen gesammelt. Mir ist dabei aufgefallen, dass wissenschaftliche Prozesse gerade für Außenstehende nur schwer nachvollziehbar sind – total verständlich, mir ging es am Anfang meiner akademischen Laufbahn genauso. Gerade im Kontext unseres Titelthemas „Niemals einer Meinung“ finde ich es jedoch wichtig, das Ganze einmal auf die grundlegenden Strukturen zu reduzieren. Bis zu Aussagen à la „Wissenschaftler*innen sagen, dass…“ ist es nämlich ein langer Weg, der selten aus immer denselben Meinungen besteht.  

 1) Einarbeiten in das Forschungsfeld 

Hierzu gehört zunächst einmal eine ausgiebige Literaturrecherche. Bevor etwas Konkretes formuliert werden kann, muss nämlich der Überblick über das Forschungsfeld vorhanden sein. Wichtig sind hier zum einen die grundlegenden Theorien und Modelle, zum anderen die aktuellen Erkenntnisse und Forschungsschwerpunkte. 

 2) Fokussierung auf ein Theam

Nach Schaffen eines Überblicks über das Feld kann sich in diesem Schritt auf ein bestimmtes Thema fokussiert werden. Dann steht zunächst wieder Literaturrecherche an, hierbei kann aber auch schon darüber nachgedacht werden, worin der eigene Beitrag zur Forschung bestehen soll. Es können z.B. ganz neue Fragen gestellt oder bereits bestehende Fragen neu angegangen werden. Manchmal ist es nämlich sinnvoll, andere Forschungsarbeiten durch einen Wechsel der Methode zu ergänzen oder mithilfe neuerer Erkenntnisse zu überprüfen. 

 3) Aufstellen des Konzepts 

Ist das genaue Forschungsinteresse klar, kann ein Studienkonzept erstellt werden. Hierzu gehören ein kurzer Umriss der theoretischen Grundlagen und des aktuellen Forschungsstand, begründete Hypothesen und oder Forschungsfragen sowie die Vorstellung der wissenschaftlichen Methode, mithilfe derer Erkenntnisse gewonnen werden sollen. Das können beispielsweise eine Umfrage oder die Analyse von gesammeltem Material sein. 

 4) Diskutieren des Konzepts 

Im Rahmen der akademischen Ausbildung wird dieser Schritt vor allem von den betreuenden Professor*innen oder innerhalb von Seminaren durch Kommiliton*innen vorgenommen. Im professionellen Wissenschaftsprozess nennt sich das auch „Peer Review“, auch hier wird das Konzept von Wissenschaftler*innen aus demselben Feld kritisch hinterfragt und es werden Optimierungsvorschläge gemacht. Dieser Schritt ist sehr wichtig, denn die gegenseitige Kontrolle und Unterstützung gewährleisten Objektivität und sauberes wissenschaftliches Arbeiten. 

 5) Durchführen der Studie 

Nach Anpassen des Konzepts kann dann losgelegt werden – Daten erheben, auswerten und alles schriftlich festhalten. Häufig sind hier noch weitere Kontrollprozesse integriert, z.B. wird vor einer Befragung immer ein Pretest durchgeführt, mittels dem der Fragebogen überprüft wird. 

 6) Abgabe der Arbeit oder Publikation 

Ganz am Ende kann die fertige Arbeit dann endlich abgegeben werden. Bei einer Publikation wird noch einmal durch Expert*innen geprüft, ob wissenschaftlich sauber gearbeitet wurde und die gezogenen Schlüsse der Studie sinnvoll erscheinen.  

Wie ihr seht: Bis zu einem „Wissenschaftler sagen, dass…“ ist es ein weiter Weg, der durch viele Kontrollprozesse führt. Hier kann es natürlich immer Mal wieder vorkommen, dass verschiedene Meinungen aufeinandertreffen – aber genau das macht den Wissenschaftsprozess aus und sorgt dafür, dass wir uns letzten Endes auf die Ergebnisse verlassen können. 

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