Buchecke: Es wird keine Helden geben

Anna Seidl, Verlag Friedrich Oetinger GmbH, Hamburg 2014

Es wird keine Helden gebenMiriam ist 15 Jahre alt und hat alles, was sich ein Teenager wünschen kann. Einen tollen Freund, in den sie sehr verliebt ist und eine wunderbare Mädchenclique, einschließlich ihrer bester Freundin. Doch an einem völlig normalen Schultag wird dieses glückliche Leben komplett zerstört – und zwar durch einen Amokläufer. Sie kann mit ihrer besten Freundin noch auf das Jungenklo flüchten. Aber dort muss sie hilfl os erleben, wie ihr Freund Tobi von dem Amokläufer erschossen wird. Starr vor Todesangst traut sie sich nicht, irgend etwas zu tun. Kurz bevor sie selbst ins Visier des Amokläufers gerät, wird er von einem Sondereinsatzkommando erschossen.

Miriam muss sich nun mit etwas Schlimmeren auseinander setzen als dem Tod. Nämlich mit dem Weiterleben. Aber wie soll das überhaupt funktionieren? Ihre beste Freundin will nicht mehr mit ihr reden. Ihre große Liebe ist tot.

Die erst 16-jährige Autorin hat ein brisantes Thema angefasst und zu einer berührenden und spannenden Geschichte entwickelt. Dabei hat sie kein Blatt vor den Mund genommen. Die Geschichte wirkt sehr authentisch und gibt einen guten Einblick in die Lebenssituation von Jugendlichen. Beeindruckend ist auch, wie sich Miriam die Schuldfrage stellt. Vielleicht hätte das alles nicht passieren müssen, wenn sie sich anders verhalten hätte. Der Amokläufer war ein typisches Opfer. Miriam und Tobi, aber auch alle anderen Jugendlichen hatten ihn verspottet und gemobbt. Was, wenn Miriam freundlicher gewesen wäre? Wenn Tobi ihn nicht so fies geärgert hätte? Hätte Miriam Tobi retten können, wenn sie sich nur getraut hätte?

An einigen Stellen wirkt das Buch etwas zäh. Trotzdem wird gut gezeigt, wie Miriam innerhalb kürzester Zeit wird zum Erwachsenwerden gezwungen wird. Das Buch ist keine leichte Kost, mich hat es teilweise zu Tränen gerührt hat. Für empfindliche Gemüter eher nicht geeignet.

4eselohrenvergibt Sandra Grünewald

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