Buchrezension: Exit Racism von Tupoka Ogette

Das Buch Exit Racism von Tupoka Ogette behandelt sehr ausführlich und verständlich das Thema Rassismus in Deutschland. Sie selbst ist eine Schwarze Frau und Antirassismus-Trainerin. Ihr Ziel ist es, dass sich die Leser*innen intensiv mit dem Thema Rassismus beschäftigen und verstehen wie tief der Rassismus in der Gesellschaft verankert ist.

Die Autorin beschreibt den Zustand von Weißen Menschen, bevor sie sich mit Rassismus auseinandersetzen, als „Happyland“. Im „Happyland“ gibt es keinen Rassismus bzw. Rassismus hat nichts mit einem selbst zu tun. Dort wohnen nur Weiße Menschen und ganz wichtig, die Bewohner*innen von „Happyland“ sind keine Rassisten. Das Ziel ist der Auszug aus diesem „Happyland“ und genau dafür ist dieses Buch gedacht.

Das Buch ist nicht nur als gebundene Variante erhältlich, sondern auch als Hörbuch auf den unterschiedlichsten Plattformen, wie z.B. Spotify oder Audible und viele mehr. Ich persönliche finde es sehr angenehm, dass das Buch auch als Hörbuch und dazu fast ohne Kosten erhältlich ist, da es dadurch für alle einfacher zugänglich gemacht wird.

Ich habe mich für das Hörbuch entschieden. Das Hörbuch ist so aufgebaut, dass es nach den Kapiteln meistens einen interaktiven Teil gibt. Dieser enthält Erfahrungsberichte, sogenannte „Logbucheinträge“ von Student*innen, die an einem Anti-Rassismus-Seminar von Tupoka Ogette teilgenommen haben.

Die Autorin erklärt, dass es verschiedene Phasen im Umgang mit Rassismus gibt. Dazu gehört das „Happyland“, der Abwehrmechnismus, der Scham, die Schuldgefühle und die Anerkennung von Rassismus. Der Abwehrmechnismus tritt bei fast allen Menschen auf, die sich mit Rassismus beschäftigen. Man selbst ist nicht rassistisch oder von Rassismus betroffen, es ist eine hohe Anschuldigung, wenn man als rassistisch bezeichnet wird, deshalb begeben wir uns direkt in eine Abwehrhaltung, so Tupoka Ogette.

Weiter behandelt die Autorin die Geschichte des Rassismus und seine Grundsteine. Angefangen bei der Sklaverei und der Maafa. Menschen werden zu einer Handelsware gemacht und die Sklaverei in Politik und Gesellschaft verankert, um den eigenen Wohlstand zu sichern.

Das erschreckende ist, dass das nicht in Schulen und im Geschichtsunterricht unterrichtet wird, noch werden die Kinder über Rassismus aufgeklärt und das ist eines der größten Probleme. Das heißt das Bildungssystem ist schuld an der Unwissenheit über Rassismus und damit einhergehend die Leugnung von Rassismus. Denn nur weil man nicht über Rassismus spricht, es nicht zum Thema macht, heißt es nicht dass es keinen Rassismus gibt!

Rassismus ist tief in unserer Gesellschaft verwurzelt und dadurch auch im System und unseren Institutionen und das bringt uns zum Hauptproblem, dem institutionellem Rassismus.

Nach den einzelnen Kapiteln gibt die Autorin immer wieder Hinweise zu weiterführenden Materialien, die auf der Webseite exitracism.de zu finden sind. Ich finde diese Materialien sehr hilfreich und gut ausgewählt. Sie ergänzen die behandelten Themen und lassen einen noch tiefer in die Materie eintauchen. Die Videos sind kurz, knapp und bringen verständlich die Problematik von Rassismus rüber. Es ist auf jeden Fall lohnenswert sich ebenfalls die weiterführenden Materialien anzuschauen oder durchzulesen.

Im Laufe des Hörbuches wird klar, dass bei rassistischen Äußerungen oft Intention und Wirkung weit auseinander liegen. Nur weil es nicht rassistisch gemeint war, heißt es nicht, dass es kein Rassismus ist. Wir müssen also ein Gespür dafür bekommen was wir sagen sollten und was nicht und wie es unserem Gegenüber dadurch vielleicht geht.

Auch ist das Thema White Privileg ein unumgängliches Thema im Zusammenhang mit Rassismus. Weißen Menschen ist oft gar nicht bewusst, was für Privilegien sie haben. Es ist vollkommen normal diese Privilegien zu besitzen, daher fällt oft nicht auf, dass andere Menschen diese Privilegien nicht besitzen. Als Weißer Mensch muss man sich keine Gedanken darüber machen, ob man die Wohnung oder den Job aufgrund der eigenen Hautfarbe nicht bekommen hat. Man muss keine Angst haben auf der Straße rassistisch angegangen zu werden, oder mit der Gewissheit leben, dass die eigenen Kinder schon früh Rassismus Erfahrungen machen werden.

Es ist schwer gegen Rassismus anzukämpfen, da er so tief verankert ist und man durch Institutionellen Rassismus schon früh so erzogen wird. Spiele, die man in der Kita spielt, die rassistische Tendenzen haben, Kinderbücher, in denen nur Weiße Personen vorkommen und Schwarze als Ausnahme oder gar kriminell dargestellt werden.

Die Autorin zeigt dem*der Leser*in einen Perspektivwechsel und erzählt von eigenen Erfahrungen und den von anderen Schwarzen Menschen die tagtäglich von Rassismus betroffen sind. Das macht es einfacher sich in die Rolle einer Schwarzen Person hineinzuversetzen.

Ich finde die Art und Weise mich mit dem Thema Rassismus auseinanderzusetzen mit Hilfe des Buches Exit Racism empfehlenswert, da man sich zum einen aussuchen kann, ob man das Buch lesen oder über die unterschiedlichsten Plattformen hören möchte. Der Aufbau des Hörbuches ermöglicht es einem sich wirklich mit dem Thema auseinander zu setzen, da man immer wieder interaktive Teile hat, in denen man sich selbst Gedanken zu dem Thema machen kann oder das Gesagte reflektieren kann. Zu dem kommen noch die Erfahrungsberichte der Seminarteilnehmer*innen, die das ganze nochmal auflockern und meiner Meinung nach das Thema Rassismus besser zugänglich machen, in dem sie über eigene Erfahrungen berichten. Es ist schön die Erfahrungen von anderen Personen im Umgang mit Rassismus zu hören oder ihrem Auszug aus dem „Happyland“, da man sich oft in einer sehr ähnlichen Situation befindet. Wenn man sich noch intensiver mit dem Thema auseinandersetzen möchte, gibt es auf der Webseite des Buches noch weiterführende Materialien in Form von kurzen Videos oder Artikeln. Mir hat das sehr zugesagt.

Ihr wollt mehr über Rassismus erfahren und euch mit der Problematik auseinandersetzen, dann kann ich euch das Buch Exit Racism wärmstens empfehlen.

von: Paula Thum

 

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