Coolness-Faktor Pfadfinden

Das schwierige Alter zwischen 12 und 16

von Johannes Malinowski

Oh, du schöne Kindheit. Einmal in der Woche ging es ins Gemeindehaus zur Pfadi-Gruppenstunde. Einen Nachmittag spielen, Zeit mit Freunden*Freundinnen verbringen und die nächste Aktion planen. Andere Leute treffen als täglich in der Schule. Deren Hobbys waren eh meist andere. Aber wen schert’s!

Lasst die Freunde*Freundinnen Fußball spielen, in den Schützenverein oder zur Feuerwehr gehen. Pfadfinden ist das einzig Vernünftige, denkt man sich.

Und dann kommt die Pubertät.

Gemeinschaft? Lasst mich bloß in Ruhe. Ehrlich mal: Mit einem neuen Computer kann ich mich prima beschäftigen, ich bin zu Hause, muss mein Zimmer im Idealfall den ganzen lieben Tag lang nicht verlassen.

Mich sinnvoll in die Gesellschaft einbringen? Pah! Die einzige Gesellschaft, in die ich mich einbringe, ist meine Fuß- ballmannschaft. Da geht mir keiner auf den Keks, ich kann mich abreagieren und nach dem Training ist der Spuk vorbei. Kontakte habe ich schließlich ausreichend auf Instagram und Snapchat.

Und sowieso und überhaupt ist die ganze Pfadfinderei aus der Zeit gefallen. Als ich ein Kind war, waren meine Eltern froh, mich einen Nachmittag in der Woche irgendwo unterzubringen. Wer heute noch dabei ist, der hat keine Freunde, zu viel Zeit und ist unbeliebt.

Es ist so eine Sache mit dem Erwachsenwerden als Pfadfinder*in. Entweder entwächst man der Kinderstufe und macht immer weiter. Als Gruppen- oder Stammesleitung zum Beispiel. Oder man hat irgendwann die Schnauze voll. Ist eh alles uncool, was man lange kennt. Die Freunde*Freundinnen halten nichts von deinem schrägen Hobby. Käfer essen und Omas über die Straße helfen, Aufnäher sammeln, Bäume umarmen und andauernd beten. Das Hobby Pfadfinden erklären? Vergiss es. Fußballspielen erklärt sich einfacher. Und ist auf den ersten Blick irgendwie auch sexier, eben cooler.

Bekehren sollte man niemanden. Das Verständnis kommt oft von alleine. Es soll schon so manchen gegeben haben, der sich nach der wilden Phase an die glückliche Pfadi-Zeit als Kind erinnert hat. An die Ausgelassenheit, die Nähe zur Natur. Das Gefühl, etwas Gutes zu tun. Schwupps ist eine neue Generation da. Und du? Steigst von Neuem ein. Etwas zurückgeben kann eben auch cool sein.

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