Das Spiel beginnt! – Stammesgründung

Foto: Waldläuferzeichen Spielbeginn

In anp1704 ging es um den Aufbruch nach der Schulzeit, fort von zuhause, in eine andere Stadt. Wie man wieder Fußfassen kann, haben wir jetzt Johanna Mellin (Niestetal bei Kassel) und Simon Dürsch (Berlin) gefragt.

Waldläuferzeichen Spielbeginn

Für sie beginnt die Stammesarbeit erneut. Beide sind umgezogen und haben in ihrer gegenwärtigen Heimat die Pfadi-Arbeit vermisst. Zusammen mit weiteren Interessierten gründen sie nun jeweils einen neuen VCP-Stamm.

Hier lest ihr die kompletten Interviews:

Niestetal

„Man nimmt das Pfadisein mit – auch wenn man seinen Stamm in seiner Heimat verlässt“, beschreibt

Foto: Johanna Mellin

Johanna einen der Gründe für die Initialzündung. Gemeinsam mit drei weiteren Pfadis und der Unterstützung des VCP Land Hessen suchten sie sich unter 80 Möglichkeiten eine Gemeinde in Kassel und der näheren Umgebung. In Niestetal soll nun dieses Pfadisein für Kinder und Jugendliche erlebbar gemacht werden.

Gemeinsam mit der Pfarrerin und engagierten Mitgliedern aus der Gemeinde organisierten sie im vergangenen Oktober einen Schnuppertag. Zu diesem kamen um die 50 Kinder zwischen 6 und 13 Jahren. Anschließend ging die Arbeit richtig los, sodass sie nun eine Meute mit etwa 20 Kindern, eine Jungpfadfindersippe, sowie eine Pfadfindersippe haben.

Als Rückblick über die letzten Monate lässt sich sagen, dass sich sich recht gut in der Gemeinde eingelebt haben und die Führungsrunde allmählich zu einem echten Team zusammenwächst. Zwar war so eine Neugründung für alle mit einiger Anstrengung verbunden aber mit einem Team um sich, in dem jede*r das Projekt mitträgt, kann man sich durchaus so etwas zutrauen.

Foto: Johanna Mellin

Aus Johannas Sicht kann sie nur jede/r*m, der*die sich an einer Stammeneugründung versuchen will, raten sich ein Team zu suchen und dann einfach loszulegen. Wie die einzelnen Schritte im Detail aussehen werden, das ergibt sich während der Arbeit, sozusagen „learning by doing“, und in Gemeinde, Region und Land kann man bestimmt immer Helfer*innen und Unterstützer*innen finden.

Berlin

Schon länger hatte Simon das Gefühl, dass ihm irgendetwas in seinem Kreuzberger Kiez fehlt, nach dem er vor einigen Jahren von Ingelheim am Rhein (Rheinhessen) in die Bundeshauptstadt gezogen ist. Motiviert durch ein Landeslager des VCP Hessen 2016 auf unserem Bundeszeltplatz in Großzerlang kam dann die Idee: Wieso eigentlich gibt es noch keinen VCP Stamm in der Mitte Berlins?

Foto: Simon Dürsch

Über einen engen Kontakt zum Landesbüro, Landesrat und zur Landesleitung wurde alles ins Rollen gebracht.
Als nächstes mussten Räumlichkeiten gefunden werden. Also wurden Pfarrer und Mitarbeitende der Kirchengemeinden angeschrieben und erste Termine zum Besprechen und Besichtigen ausgemacht.

Zeitgleich wurde nach Personen gesucht, die mithelfen. Dafür wurden an den großen Unis und Hochschulen Aushänge an sämtlichen Schwarzen Brettern aufgehängt. Aber auch im Kiez an jedem Geschäft, das dazu bereit war. Insgesamt über 100 Aushänge. Auch virtuell wurde gesucht: Eine Seite bei Facebook zu erstellen ist ganz einfach. Diese dann in den einschlägigen Gruppen und Seiten teilen in der sich viele Pfadinder austauschen. Jeder kennt irgendwen in Berlin und so wurde die Seite verbreitet.

Ende Januar 2017 war es dann soweit. Sie hatten genügend Kinder beisammen, um eine erste Gruppenstunde anbieten zu können. Diese war vor allem geprägt durch viele Fragen. Sie konnten, die Kinder so begeistern, dass alle in den kommenden Wochen mit dabei geblieben sind und später sogar Freunde mitgebracht haben.

Foto: Simon Dürsch

Auf das Landespfingstlager 2017 hatten sich alle sehr gefreut. Aus dem Stand waren sie mit unschlagbaren 19 Teilnehmer*innen angereist. Da sie noch kein Material hatten, halfen das VCP Land und andere Stämme aus.

Zum Bundeslager in Wittenberg sind sie dann mit 13 Teilnehmer*innen gefahren.

Das Glänzen in den Augen und die Freude in den Gesichtern der Kinder nach der Ankunft am Bahnhof, zurück in Berlin war unbeschreiblich. Begeisterung pur!

Simon und sein Team haben sehr viel Arbeit, Zeit und Mühen und vor allem viel Herzblut in dieses Projekt gesteckt. In Berlin Kreuzberg gibt es nun den VCP Stamm Fredy Hirsch mit ca. 50 aktiven Pfadis, in 4 Gruppen, die regelmäßig zu Treffen kommen und es kommen stets Neue dazu. Dass es so viele nach so kurzer Zeit werden, hatte niemand erwartet.

 

Welch einen Unterschied macht es aus, wenn ihr etwas aus Liebe zur Sache tut.“ Lord Robert Baden-Powell

 

Tipps für die Stammesgründung

Strukturiert vorgehen!

Macht euch einen genauen Plan und analysiert die Situation vor Ort.

Zur Standortsuche ist es hilfreich die umliegenden Kirchgemeinden anzufragen. Wer kann Räume zur Verfügung stellen? Wer ist offen für Pfadfinder*innenarbeit? Bietet die Gemeinde besondere Unterstützung? Welche Bedingungen gibt es? Sinnvoll ist es auf jeden Fall in gutem Kontakt mit der Gemeinde zu verbleiben und für Transparenz zu sorgen.

Um den Stamm langfristig zu halten solltet ihr euch fragen woher Mitglieder kommen und wer Gruppenleitungen übernehmen kann. Sehr wichtig ist, dass ihr motivierte Menschen für euer Team findet!
Sucht euch auch Unterstützung  z.B. durch Coaching, Mentoring oder einen Partnerstamm. Eine gute Anlaufstelle sind da oft die Landesbüros oder die Landesleitungen.

In euren strategischen Erwägungen solltet ihr euch ebenfalls die Frage stellen wie ihr anfangen wollt. Dabei sollte man z.B. auch den zeitlichen Horizont der gewonnen Mitarbeiter*innen im Auge behalten.

Startet ihr in der Kinder- oder Pfadfinderstufe oder mit der Ranger*Rover-Runde um potenzielle Gruppenleiter*innen zu ködern? Welche Kapazitäten hat euer Team? Wann gilt ein Stamm als selbsttragend, also wann ist man so aufgestellt, dass alle Stufen gut besetzt sind und immer wieder neue Gruppenleiter*innen aus den Sippen folgen können?

Wir wünschen viel Erfolg!

Waldläuferzeichen Weg über Hindernis

Ihr wollt auch einen Stamm gründen? Hier findet ihr den Kontakt zu den Landesbüros!

 

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