DBJR-Position: Adultismus erkennen und Strategien zur Gleichberechtigung entwickeln

Der DBJR-Hauptausschuss hat am 14.09.2022 die Position „Adultismus als eine der ersten erlebten Diskriminierungsformen junger Menschen erkennen und Strategien zur umfassenden Gleichberechtigung von Kindern und Jugendlichen entwickeln“ beschlossen:

Oftmals gehen wir aufgrund des Alters eines Menschen davon aus, zu wissen, was ein Mensch kann, nicht kann und ist. Wir haben vorgefertigte Bilder von „Jugend“ im Kopf, wie „Jugend“ ist und die damit verbundene Interpretation. Wir leben in einer Gesellschaft, die ihre Mitglieder nach Alterszugehörigkeit einteilt und in verschiedener Hinsicht, etwa in den Bereichen Rechte, Pflichten, Teilhabe und zugeschriebene Bedürfnisse, klar zwischen Altersgruppen unterscheidet.

Bei dieser Einteilung der Gesellschaft nach Alter werden aber nicht nur Unterschiede aufgrund biologischer Entwicklungsprozesse abgebildet. Sondern es wird zusätzlich eine Ungleichheit auf Basis von nicht belegbaren Zuschreibungen konstruiert, die untrennbar mit weiteren Dimensionen sozialer Ungleichheit verknüpft ist. Diese Form der Diskriminierung nennt sich Adultismus und sie wird vor allem von Kindern und Jugendlichen erlebt.

Adultismus als eine der ersten erlebten Diskriminierungsformen ist vielfach auf das Machtverhältnis in der Beziehung zwischen Erwachsenen und Jugendlichen zurückzuführen und fast jeder Mensch hat sie bereits erlebt.

Die Diskriminierung von jungen Menschen hat unterschiedliche Erscheinungsformen und äußert sich zum Beispiel in einer herabsetzenden Sprache, in alltäglichen, physischen und psychischen Grenzüberschreitungen, im Machtgefüge in Familien, im mangelnden Respekt, in der Stigmatisierung bestimmter Altersgruppen oder in fehlenden Beteiligungsmöglichkeiten und -rechten in Schule und Politik.

Die Erfahrung von Adultismus begünstigt andere Formen von Diskriminierung. Junge Menschen haben gelernt, was Unterdrückung bedeutet. Die gelernte Unterdrückung durch erwachsene Menschen selbst anzuwenden, ist ein nachvollziehbares Verhalten, dass sich möglicherweise reproduziert.

Was zu tun ist – eine adultismuskritische Haltung entwickeln

Es ist notwendig, sich mit gängigen Vorurteilen gegenüber Kindern und jungen Menschen auseinanderzusetzen, die Normen, Werte und Regeln sowie das Bild von Jugendlichen zu hinterfragen und persönliche wie gesellschaftliche Werte und Normen neu zu definieren. Ebenso ist die Reflexion von selbst erlebtem Adultismus Voraussetzung dafür, sich der eigenen Macht gegenüber Kindern und Jugendlichen bewusst zu werden.

Deshalb fordert der Bundesjugendring:

  • von Politik und Gesellschaft, Adultismus in seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen erfassen und erkennen zu lernen. Gerade die Erfahrungen aus der Pandemie und die fehlende Einbindung von Kindern und Jugendlichen in Entscheidungen bei gleichzeitiger Reduzierung der Persönlichkeiten junger Menschen auf Schüler*innen und der Bedarfe innerhalb des Schulbetriebes beweist die Notwendigkeit dieser Erkenntnisse.

  • von Politik und Gesellschaft, sich gegen die Diskriminierung junger Menschen sowie für umfassende Mitbestimmungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen einzusetzen. Wir als Vertreter*innen der Jugendverbandsarbeit wollen hier mit Best Practice-Projekten Unterstützung leisten.

  • die Bundesregierung auf, Strategien für eine strukturelle Gleichberechtigung junger Menschen in der Gesellschaft zu erarbeiten.

  • die Bundesregierung auf, eine kritische Perspektive Adultismus gegenüber in ihr politisches Handeln aufzunehmen.

Einstimmig bei 2 Enthaltungen beschlossen im Hauptausschuss am 14.09.2022.

 

Quelle: https://www.dbjr.de/artikel/adultismus-erkennen-und-strategien-zur-gleichberechtigung-entwickeln

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