Eine Heimat … im nicht ganz so dunklen Mittelalter

Burg Rieneck mit FahnenFoto: Burg Rieneck mit Fahnen

Sonntagmittag, im Jahre des Herren 1320

Auf der Stadtstraße Rienecks steigt ein blasser Mensch unter Keuchen auf ein wackeliges Podest. Zwei Buben sitzen daneben und spucken Kirschkerne auf eine Horde Schweine. Der Mann räuspert sich kurz und sucht die Fenster nach Publikum ab. In der drückenden Stille ertönt nun die zittrige Stimme des Beamten:

„Hör..ch ,ch..ähem.. Höret … hüstel HÖRET HÖRET!

Der Handel in Rieneck sei offen und frei.

Reisende Händler so kommet herbei!

Ob Krämer, ob Trödler, ob Scharlatan

Bringt herrliche Waren für‘n Markt heran.

Kauft Säcke und Fässer und Beutelein

und handelt das Bier gegen spanischen Wein!

Verreck numalno …. Mir hört doch kei Sau zu!“ Verärgert stopft er die Rolle in den Gürtel und stolpert die Holzstufen herunter, ein Schwein blickt ihn aus treuen Äugelchen an und die Buben ziehen sich Kirschkerne aus den Ohren: „ Eh, hat der Mo was gsocht?“.

Hat ihm wirklich keiner zugehört? Ihm nicht…. Aber so viele Botschaften und Gesandschaften des Grafen haben die Kunde in die Welt getragen. So lasst nur ein bisschen Zeit in Land gehen. Es wird sich schon zeigen, was der Markt zu bieten hat.

Montagmorgen, Monate später, im Jahre des Herren 1321

Ebenjene Burschen liegen amBrunnen. Auf einmal hebt der Dümmere von beiden den Kopf: „Sachamal, riechst du des ooch?“. Der weniger Gescheite schüttelt aber nur abwehrend den Kopf. „ Doch, doch!“, der erste ist sich aber sicher: „Da kocht doch wer was Feines! Aber a so a Gwürz, des hab ich no nie gerochen…“ .

Kurz darauf blickt der andere fragend herum: „ Sachamal, hörstes ooch? Da klapperts und trommelts von Fern!“. Beide horchen gespannt. Lautenklänge und unbekannte Gesänge dringen immer deutlicher an ihre Ohren. Ein Lufthauch trägt die Gerüche von Zimt, Koriander und Kardamom durch die Straßen, doch die Buben, können sie nicht zuordnen. Aus dem Tal kündigen Hufgeklapper und ratternde Räder die Ankunft fremder Reisender an. „Ui, wer da wohl komm`n mag?“ hektisch stolpern die Buben den Neuankömmlingen entgegen.

Als sie am Stadteingang angelangen, eröffnet sich ihnen der Blick auf ein tolles Schauspiel. Vorne zieht ein Gespann edler Rappen einen Wagen voller Felle, weiter hinten zerren zwei starke Ochsen einen Karren mit Eichenfässer. Dort sitzt ein in prächtige Tücher geschlungener Mann rückwärts auf einem Esel, während er eine herzzerreißende Melodie auf einer Flöte spielt. Daneben rennt eine Horde Kinder in den wunderlichsten Gewändern den Berg herauf, in fremden Zungen kreischend und johlend. Geschlossene Fuhrwerke, die mit mystischen Zeichen bemalt sind, reihen sich an offene Kutschen, voller Kisten und Körbe. Dazwischen reiten und laufen einzelne Personen, die alle beladen sind mit großen Säcken und die am Gürtel zahlreiche Beutel, Waffen und ungewöhnliche Gegenstände tragen. Sogleich fällt einem die Vielzahl an funkelnden Steinen, glänzendem Geschmeide und wunderlichen Apparaturen auf, die von den Männern wie den Frauen stolz zur Schau getragen werden.

Knarrend öffnen sich nun Reihen an morschen Fensterläden entlang der Gasse. Das Rienecker Volk kriecht aus allen Ecken, um die sonderbaren Neuankömmlinge zu bestaunen. Überall wird gemunkelt und getuschelt:

„ Die kommen gewiss aus Unteraltenkaffingen!“

„Niemals, mich dünkt es seien Spanier!“

„ Welch Unsinn! Ich sehe echte nordische Bärenfelle. Also mögen es Händler aus Schweden sein!“

„ Aber dort hinten, Glas und Perlen! Die gibt’s doch gewiss nur in Italien…“

Recht haben die Rienecker wohl alle ein bisschen. Denn aus aller Herren Länder kommen die Handelnden in die kleine Stadt Rieneck, um hier zu feilschen, zu bieten, zu riskieren und letztendlich zu triumphieren.

Der Dumme und der wenig Gescheite rennen hier hin, rennen dort hin. Bald mit den fremden Kindern, bald zu den geheimnisvollsten Wägen. Lüften Zeltplanen um Geheimnisse auszuspähen, mopsen sich sonderbare Früchte und genießen den Aufruhr!

Sei auch du dabei! Tummle dich auf dem wundersamen Markt von Rieneck. Lerne die Künste weit gereister Handwerker kennen, handele und wandele zwischen den ehrwürdigen Mauern der Burg und frohlocke ob der bunten und rauschenden Lebenslust, die hier, wie selten in diesem provinzialen Lande die Herzen beseelt.

Wo geht es ins Mittelalter?

Auf der Netzseite mittelalterwoche.de findest du alle Informationen und das Formular zur Anmeldung.

Wann und wo? 1.-8.8.2021 auf der Burg Rieneck

Kosten: 230-310€. Frühbucherrabatt bis 1.2.2021

Zielgruppe: R*R und junge Familien

Wir freuen uns auf Dich!

Euer Mittelalterwochenteam (info@mittelalterwoche.de)

Paul, Felix, Katha, Sophia, Nils

Interview mit Dr. Klaus Wölfling von der Universitätsklinik Mainz und Mittelalterwoche 2021

VCP-Blog