Nachruf Uli Nübel

Ich vergesse was hinter mir liegt, und

Strecke mich aus nach dem, was vor mir liegt.

Phil. 3.13b

Hans Ulrich Nübel 15.5.1933 – 11. 6.2017
Uli Nübel ist von uns gegangen, ein langer, von vielen Ehrenämtern geprägter Lebensweg ging zu Ende.

Uli war einer der ersten, die im 1947 neu gegründeten Stamm Nürtingen die Pfadfinder kennenlernten. Nicht die großen Aktivitäten waren seine Stärke, er war mehr der Stille, der Beobachter, der Zuhörer und der Erklärer.

Als um 1950 die Idee eines eigenen Pfadfinderheimes in Nürtingen im Raume stand, unterstützte er, gerade mal 17 Jahre alt, die Ideengeber, die Brüder Uli und Eberhard Weinbrenner und den Gauführer Gotthilf Kurz wesentlich bei den anstehenden Verhandlungen mit der Stadt und beim Zusammentragen der notwenigen Sach- und Geldspenden. 1953 konnte dieses Heim eingeweiht werden.

Die Aufgabe als Landesmarkführer, die er von 1964 – 1970 in Württemberg innehatte, war auf ihn zugeschnitten. Als hervorragender und beliebter Theologe und Gymnasiallehrer, war er zuvorkommend und sehr geduldig. Vor allem was die pädagogische Pfadfinderarbeit betraf, war er ein Visionär, ein Vordenker.

Dies waren gute Voraussetzungen für eine anstehende bewegte Zeit in der CP.

Ende der 60er Jahre, als die CP und der EMP sich den Herausforderungen einer koedukativen Arbeit stellten, löste dieses Aufeinandertreffen einen wichtigen Prozess in unserer Pfadfindergeschichte aus. Uli Nübel, damals Landesmarkführer, war nicht nur dabei, er war an vielen Endscheidungsprozessen bei der Fusion von EMP und CP zum VCP im Land und im Bund maßgeblich beteiligt.

Doch er war, wie wohl alle CPer, unerfahren was die EMP-Arbeit anbelangte. Er war jedoch interessiert und auch „lernfähig“. Uli konnte streiten, zuhören und vermitteln.

Er ging auf den EMP zu, versuchte ihre völlig andere Arbeitsweise, die sehr von einem pädagogischen erzieherischen Ansatz geprägt war, zu verstehen und die Erkenntnisse in die nicht immer einfachen Verhandlungen einzubringen.

So war er z. B. überrascht wie wichtig den EMPlerinnen eine neue Formulierung der Grundsätze war. Einfach die alten CP Formulierungen zu übernehmen, ging für den EMP gar nicht. Die CP, verhaftet in bündischen und stark strukturierten Traditionen, fiel es u.a. schwer sich von ihren vertrauten Grundsätzen und dem Führerprinzip zu verabschieden.

Die Diskussionen und Verhandlungen endeten 1970. In einer konstituierenden Landesversammlung, wurde der Zusammenschluss von CP und EMP zum CPB (Christlichen Pfadfinderbund) beschlossen. Hier war Württemberg war Vorreiter. Der Zusammenschluss im Bund erfolgte erst 1973. Die Zeiten als Landesmarkführer waren vorbei. Uli wurde Mitglied in der neu gebildeten Landesleitung. Aus den damals zahlreichen Gesprächen und Entwicklungen konnte er, wie er selbst sagte, in seinem späteren Berufsleben des öfteren profitieren.

Doch nicht nur das, mit dieser damals neuen Erfahrung war er auch in den jugendpolitischen Streitjahren mit dem Jugendwerk ein Partner, freundlich im Ton, aber fest und fundiert in der Sache.

So war es nicht verwunderlich dass er von 1976 bis 1978 ein Teil der Bundesleitung war. Es fiel ihm oft schwer sich mit seinen Gedanken, Ideen und Visionen in das Team, das aus Christa Eisenhut, Jürgen Flohr, Gebhart Groth und Uli Nübel bestand, zu integrieren. Schnelle Umsetzung lag ihm mehr als das Ringen um Kompromisse.

Neben den Aufgaben in der Pfadfinderarbeit trat er nach seinem Studium der ev. Theologie, das er 1959 mit einer Promotion abschloss, 1962 in den Dienst der Ev. Landeskirche in Württemberg ein. Von 1963 bis 1969 war er Pfarrer der Württembergischen Bibelanstalt in Stuttgart.

In dieser Zeit arbeitete er an verschiedenen Bibel-Projekten, Bibelübersetzungen und -Revisionen (Schulbibel, Luther-Bibel, Gute Nachricht 1968 – NT) sowie bibeldidaktischen Umsetzungen mit.

Es folgten 5 Jahre, von 1969 bis 1974, als Oberstudienrat am Albert Einstein Gymnasium in Böblingen für Religion, Sport und Mathematik.

1974 wurde er als Professor für Evangelische Theologie (Religionspädagogik und Sozialethik) an die neu gegründete Evangelische Fachhochschule Freiburg – Hochschule für Sozialwesen, Diakonie und Religionspädagogik berufen. Er hatte u.a. die Aufgabe als Dekan und Rektor inne. Doch vielleicht viel wichtiger war sein vielfältiges meist ehrenamtliches Engagement, das ihm zuletzt wichtig war.

In Freiburg wurde er Ende der 1980er Jahre bekannt durch die Konzeption und Gestaltung einer Ausstellung um den so genannten Freiburger Kreis. Der akademische Widerstandskreis wurde in der Nazi-Zeit gegründet und hatte sich u.a. im ehemaligen Pfarrhaus der Christuskirche in der Maienstraße 2 getroffen.

Bekannt war Uli Nübel auch vielen Radio-Hörern: Im Südwestrundfunk gestaltete er über etliche Jahre hinweg immer wieder das „Wort in den Tag“.

Außerdem engagierte sich Hans Ulrich Nübel zusammen mit seiner Frau Irmengard in der Christuskirche im Stadtteil Wiehre und dort besonders im Arbeitskreis Behinderte an der Christuskirche (ABC).

Zu vielen Weggefährten hatte er bis zuletzt Kontakt, mal um Erinnerungen auszutauschen, mal um neue Visionen miteinander zu diskutieren.

Wir wünschen ihm „Allzeit Gut Pfad“ auf dem Weg* der nun vor ihm liegt.

für den Freundes- und Förderkreis des VCP in Württemberg

Beate Weißhaar-Elzmann

* Ich vergesse was hinter mir liegt, und strecke mich aus nach dem,

was vor mir liegt. Phil. 3.13b

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