Europäische Jugendziele: Gleichberechtigung aller Geschlechter

Foto: Ziel 2: Gleichberechtigung aller Geschlechter

von Antonia Manns

Wohin soll sich Europa aus Sicht junger Menschen entwickeln? Welche Themen sind wichtig? Und was hat das mit dem VCP und mir zu tun? Die Europäischen Jugendziele – Youth Goals – fassen zusammen, welche Themen junge Menschen in Europa bewegen und, was sie von der Politik erwarten.
Um euch die Europäischen Jugendziele näher zu bringen und zu zeigen, wie auch der VCP am Erreichen der Ziele mitwirkt, welche Aktionen bereits am Laufen bzw. in Planung sind und auch, welche Möglichkeiten ihr habt, eure Forderungen und Wünsche an die europäische Politik zu tragen, stellen wir euch dieses Jahr an jedem 11. Tag im Monat eines der Europäischen Jugendziele vor.

Gleichberechtigung aller Geschlechter

Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene haben in der europäischen Union so viele Möglichkeiten sich zu entwickeln, wie kaum junge Menschen vor ihnen. Gleichzeitig ist der Zugang zu diesen Möglichkeiten immer noch nicht gleich verteilt. Geschlechtsspezifische Stereotype beeinflussen junge Menschen oft in Richtungen, die sie frei nicht wählen würden.

Stereotype- klischeehafte Bilder

Was sind Stereotype überhaupt? Stereotype sind Eigenschaften, die als typisch für bestimmte Personen oder Gruppen gelten – man könnte auch sagen, dass Stereotype verallgemeinerte und klischeehafte Bilder von Gruppen von Menschen sind. Alle Menschen nutzen Stereotype, weil es uns hilft Situationen und Personen schneller einzuschätzen. Die „Anwendung“ von Stereotypen läuft oft unbewusst und zum Teil auch automatisch.

Und wo ist das Problem?

Stereotype sind starr, unflexibel und weit verbreitet. Sie schreiben allen Personen aus einer Gruppe dieselben Eigenschaften zu. Da Menschen innerhalb einer Gruppe sich jedoch sehr unterscheiden können und zudem jeder Mensch auch noch verschiedenen Gruppen angehört, wird dieses „Schubladendenken“ schnell zum Problem. Ich bin eine Frau, Pfadfinderin und Psychologin. Zu jeder dieser Rollen gibt es starke Stereotype, in denen ich mich zum Teil wiederfinde, zum anderen Teil aber nicht.

Problematisch ist nicht, dass jeder Mensch Stereotype hat. Es wird zum Problem, wenn wir uns dessen nicht bewusst sind und vor allem Kinder und Jugendliche dadurch beeinflussen. Eine amerikanische Studie hat geschlechtsspezifische Stereotype bei Kindern untersucht und herausgefunden, dass bereits 6-jährige Mädchen das eigene Geschlecht als weniger intelligent einschätzen. Im Alter von 5 Jahren schätzen sie Mädchen und Jungen jedoch noch als gleich intelligent ein. Das hat zur Folge, dass sie sich für bestimmte Aktivitäten als nicht geeignet ansehen.

Unsere Medien reproduzieren oft Stereotype, rosa Puppenhaus für Mädchen, Chemiebaukasten für Jungs. Denkt frau*man an schlaue Figuren in den Medien, so fallen einem vielleicht Sheldon Cooper und Scherlock Holmes ein. Klar gibt es auch Hermine Granger, die ist zwar ziemlich klug, wird anfangs aber auch als nicht besonders schön und Streberin bezeichnet. So verwundert es nicht, dass angenommen wird, Mädchen seien einfach nicht so klug, und wenn doch, dann stimmt etwas Anderes mit ihnen nicht.

Was können wir tun?

Der VCP ist ein koedukativer Verband. Stellen wir an Jungs und Mädchen die gleichen Erwartungen und Wünsche? Akzeptieren wir, wenn sich ein Kind oder ein*eine Jugendliche*r nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifiziert (also transident ist)? Oder wenn sich ein Kind oder ein*e Jugendliche*r sich nicht als Mädchen oder Junge identifiziert? Achten wir darauf, dass es akzeptiert wird in der Gruppe?

Erwarten wir von den Mädchen, dass sie Streits eher schlichten als Jungs? Lassen wir Jungen wildes und aufmüpfiges Verhalten eher durchgehen? Wichtig ist, immer wieder zu hinterfragen, ob unsere Einschätzungen auf das jeweilige Kind passen – beispielsweise, weil es einfach gut im Streitschlichten ist oder, ob wir das nur erwarten, weil es ein Mädchen ist. Wir sollten auch geschlechtsunübliche Interessen anerkennen und fördern, damit Kinder ihre Interessen frei entwickeln können und nicht schon früh denken, dass sie etwas Bestimmtes nicht können oder sich nicht dafür interessieren sollten.

Eine Gruppenstundenidee

Eine einfache Methode für Gruppenstunden, um über das Thema Stereotype und Vorurteile ins Gespräch zu kommen ist das Vorurteils-/Stereotypebarometer:

Der*die Gruppenleiter*in liest Stereotype oder Vorurteile vor und die Kinder oder Jugendlichen sollen sich im Raum zu den Aussagen positionieren. Dabei können sie zwischen zwei (Stimme zu/Stimme nicht zu) Antwortalternativen wählen. Die Fragen müssen natürlich je nach Altersgruppe angepasst werden. Beispiele wären „Alle Mädchen mögen rosa.“, „Jungs können besser Zelte aufbauen (Feuer machen) als Mädchen.“ Dann kann die Gruppenleitung fragen, warum die Kinder/Jugendlichen das so sehen und, ob sie denken, dass solche Aussagen schwierig sind.

Früh mit Kindern und Jugendlichen über Stereotype zu reden, warum es sie gibt und was dagegen gemacht werden kann, fördert ein gesundes Selbstbewusstsein und, dass sie ihre Interessen frei wählen können.

Die EU-Jugendstudie

Die aktuelle EU-Jugendstrategie läuft noch bis 2027. Verantwortliche aus Politik und Verwaltung können in dieser Zeit die Jugendziele als Anregung nutzen, um Politik im Sinne junger Menschen zu gestalten. Auch der VCP wird weiterhin seinen Teil leisten das Ziel zu erreichen die EU mit der Jugend zusammenzubringen.

Weitere Informationen zu den Youth Goals und dem EU-Jugenddialog findet ihr hier: http://www.jugenddialog.de

 

Quellen:

  • Sarah-Jane Leslie & Andrei Cimpian: Why Young Girls Don’t Think They Are Smart Enough
  • Thomas Eckes: Geschlechterstereotype: Von Rollen, Identitäten und Vorurteilen

Der VCP und die Europäischen Jugendziele

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