Friedenslicht in Flüchtlingsfamilien

von Andreas Kläger

Kurz vor Weihnachten hatten einige Pfadfinderinnen und Pfadfinder des VCP Land Schleswig-Holstein die Gelegenheit das Friedenslicht zu Flüchtlingsfamilien in Kiel zu bringen. Wir durften dabei Leute von einem Freundeskreis für Flüchtlinge in Kiel begleiten. Wir haben dabei sehr eindrückliche Begegnungen gehabt.

Stellvertretend für alle, hier ein kleiner Eindruck vom Besuch von zwei Familien: Bei der Familie Suleiman wurden wir sehr herzlich aufgenommen und gleich ins Wohnzimmer gebeten und mit Kaffee und Keksen bewirtet. Die Familie war auch in Syrien eine Ausnahme: er Moslem und sie Christin. Aber genau über diese Offenheit berichten sie, vor dem Krieg war es ganz normal, dass auch Moslems an Weihnachten mit in die Mitternachtsmesse gegangen sind und das man auch religiöse Feste zusammen gefeiert hat. Suleimans Traum ist es, hier wieder arbeiten zu können. Er ist It-Ingenieur, sie Apothekerin. Der 10jährige Sohn versteht schon sehr viel Deutsch und hat in der Schule deutsche Weihnachtslieder in sein Heft geschrieben. Nach einer Kennenlernphase traut er sich und liest sie uns vor und schon bald sitzen wir im Wohnzimmer der syrischen Familie und singen zusammen Weihnachtslieder. Irgendwann fällt es uns auch auf, wie leicht Völkerverständigung eigentlich sein könnte. Wir würden zwar keinen Preis gewinnen für unseren Gesang, aber es singen alle zusammen, der syrische Moslem mit seiner christlichen Frau, der norddeutsche Pastor, die Pfadis mit zum Teil türkischen und westafrikanischen Wurzeln und dem Schweizer…

Die zweite Familie treffen wir mitten in ihrem Umzug an. Sie waren bis den Tag zuvor im Kirchenasyl. Da sie bei ihrer Flucht übers Meer beim Untergang ihres Schiffes von verschieden Booten gerettet wurden, hätte ein Teil der Familie zurück nach Italien geschafft werden sollen. Damit dies nicht geschah, hat die moslemische Familie in einem Pastorat Zuflucht gefunden. Die Pastorin hatte für die Familie drei Zimmer geräumt. Da hat die Familie die letzten Wochen gelebt. Am Tag zuvor haben sie jetzt die erlösende Nachricht bekommen, dass Deutschland von einer Rückführung absieht. Dem Vater ist es ein starkes Bedürfnis, über die Hilfsbereitschaft, die sie erfahren haben, zu berichten. Ferner outet er sich als Jesus-Fan: Jesus sei ja aus Palästina, also einer von ihnen. Für ihn seien Mohamed und Jesus wie Cousins und beide hätten viel gutes getan.

Auffällig ist, dass beide Familien ganz viel über die erfahrene Hilfsbereitschaft und über Menschen, die auf sie zugehen und ihnen Kontakt zu ihrem Gastland ermöglichen berichten und nicht von den Leiden der jahrelangen Flucht und der Diskriminierung die sie erfahren haben, geschweige denn von Folter die sie erleiden mussten. Einerseits ist das schön, andererseits beschämt einem diese Dankbarkeit fast ein bisschen, wenn weiss, wie wenig Deutschland und die EU für Flüchtlinge tut. So beherbergt der Libanon mit 5 Millionen Einwohnern 1 Million Flüchtlinge (im Vergleich wären das für Deutschland 20 Millionen), in Deutschland wurden unter 200’000 Anträge auf Asyl gestellt und gleichzeitig marschiert Pegida… Mit der Operation „Mare Nostrum“ der Italiener wurden innerhalb eines Jahres über 150’000 Menschen aus dem Meer gerettet (unter anderem wahrscheinlich auch eine der von uns besuchten Familien).Da Italien die Kosten von rund 9 Mio Euro pro Monat nicht alleine tragen will, wird sie eingestellt und es folgt die Operation „Triton“ der EU, die nur noch drei Millionen kostet, und nicht mehr das ganze östliche Mittelmeer bis an die Lybische Küste, sondern nur noch die küstennahen Gewässer Italiens umfasst…

In diesem Sinne: Friede sei mit dir – Shalom – Salam
Das fällt auf:

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