von Marta „momo“ Nahlik und Felix Scheliga
„Wie schön das wäre, endlich Friede! Alle Völker gemeinsam auf dem Weg. Ohne Machtinteressen und Gewinnstreben. Kein Volk besser als das andere. Keines, das sich auf Kosten anderer bereichert. Keines, das sich als Richter erhebt. Keine Rache, Keine Strafe. Keine Vergeltung. Man übt nicht mehr für den Krieg. Man lebt von dem, was die Erde hergibt. Ausreichend für alle. Wie schön das wäre! Alle Menschen gemeinsam auf dem Weg. Miteinander statt gegeneinander. Kein Mensch ist besser als der andere. Kommt, lasst uns beginnen, jetzt, Du und Ich …“ (Judith Gaab)
Ja, wie schön das wäre … der Jahresrückblick verkündete keine Rekordausgaben im Rüstungsgeschäft. Es gäbe keine aus flüchtender Not ertrinkende Menschen im Mittelmeer. Keine zu unrecht inhaftieren Menschen …
Aber wie fange ich denn an? Lebe ich nicht in Frieden? Lebe ich nicht völlig friedlich mit dir oder jeder*jedem anderen Pfadfinder*in? Zusammen sind wir unterwegs, gemeinsam auf dem Weg, vereint in einer großen weltweiten Bewegung. Und wir verstehen uns auch als Friedensbewegung. Also lasst uns doch anfangen mit dem Frieden!
Dazu sind wir auf dem Weg in Berlin gewesen: je zwei Personen aus den Verbänden der Ringe deutscher Pfadfinderinnen- und Pfadfinderverbände (rdp): DPSG, VCP, BdP, BMPPD und PSG. Der VCP war dabei durch Felix aus Hessen und Marta (momo) aus Mitteldeutschland vertreten.
In zwei Delegationen aufgeteilt, haben wir es uns zur Mission gemacht, das Friedenslicht in alle Bundesministerien zu bringen, denn schließlich werden HIER die Entscheidungen getroffen, die wirklich zum Frieden bei uns und in der ganzen Welt beitragen können. Mit der Botschaft, Frieden zu schaffen, kurz auf das kleine Licht zu schauen und innezuhalten im Alltagsgeschäft, besuchten wir sie ganz persönlich die Bundesminister*innen.
Aber natürlich konnten wir selbst auch in einer sehr bunt gemischten Gruppe Berlin drei Tage lang genießen. Zusammen konnten wir zum Beispiel die Reichstagskuppel besichtigen und gemeinsam verbrachten wir die Abende. Das gab uns genug Zeit, uns über unsere unterschiedlichen Hintergründe, Alltage, die Verbandsrealitäten und politische Ansichten auszutauschen. Wir diskutierten, spielten und erzählten. Vielleicht ist auch diese so klein beginnende und völlig unscheinbare Erfahrung – Begegnung – ein erster und wichtiger Schritt zum Frieden?
In den Ministerien wurden wir ganz unterschiedlich empfangen: die Minister*innen nahmen sich selbst bis zu zweieinhalb Stunden Zeit für Gespräche mit uns, organisierten einen Kinderchor oder das Polizeiquintett für die Übergabe, luden uns zu ihrer Weihnachtsfeier ein oder entsendeten Stellvertreter*innen. Drei Tage Berlin, drei Tage voller Besuche bei Teilen der Bundesregierung. Da entwickelte sich schnell eine Routine an der Sicherheitskontrolle, wie zu erklären ist, dass das Licht auch nicht nur ganz kurz ausgepustet werden darf, um es durch die Durchleuchtungsanlage zu fahren oder die ständig sich wiederholende Erklärung, wo das Friedenslicht herkommt, welchen Weg es nimmt und wie lange der rdp an der Aktion teilnimmt. Und trotzdem geht uns auch bei der siebten Übergabe immer noch ein Schauer über den Rücken: „Wie schön wäre das. Endlich Friede!“.
Als Stellvertreter*innen für viele tausend Pfadfinder*innen in Deutschland haben wir das Friedenslicht zu den Menschen gebracht, die in Deutschland die wichtigsten politischen Entscheidungen treffen. Stellvertretend für euch haben wir zu erklären versucht, dass Friede weltweit geschehen muss. Mit uns, mit euch, mit allen Kindern und Erwachsenen. Dass Frieden so empfindlich ist, wie die kleine Flamme, die in der Geburtsgrotte dieses kleinen so verletzlichen Kindes, das dort vor über 2000 Jahren geboren worden ist. Dass Frieden nicht zu fassen ist und mit all unserer Kraft beschützt werden muss. Dass wir ein Teil der Gesellschaft sind und uns als Teil der weltweiten Gemeinschaft für den Frieden einsetzen wollen.
Darum lasst uns anfangen. Jetzt. Du und ich.