Herr Wecker und Tante Snooze

Eine gehassliebte Familie

Von Johannes Malinowski

Eingekuschelt im Bett liegen, sich an die Träume der vergangenen Nacht erinnern, vor sich hindösen und dem Regen an den Fenstern lauschen, und dabei bloß vergessen, dass der Endgegner eines jeden Menschen naht, der eine innige Beziehung zu seinen Federn pflegt: Rrrrring Mööp Tuut – aus der Traum, der Wecker klingelt. Welch verdammtes Morgenritual. Wer schläft, will nicht geweckt werden, ein Naturgesetz. Selbst wenn einen am Tag schöne, angenehme Dinge erwarten. Aufstehen ist nicht schön. Ob Wasserbett oder Schlafsack: Irgendetwas hält uns in unserer Komfort­zone fest wie angebrannte Nudeln im Hordentopf.

Dazu kommt: Herr Wecker hat eine gehassliebte Schwester. Fest verbaut, sorgt sie laut einem Sprichwort dafür, dass man den schlimmsten Moment des Tages achtmal wiederholen kann. Alleine der Name dieser unscheinbaren Taste erzeugt einen Hauch von Gänsehaut. Snooze. Als würde man im Bus dem Vordermann oder der Vorderfrau in den Nacken niesen.

Der Erfinder der Snooze-Taste (englisch für Schlummern) gehört geehrt. Man sollte ihm einen Feiertag widmen und sein Erstgeborenes nach ihm benennen. Eine heilige Taste auf den meisten Weckern und in jedem Smartphone, die einem fünf oder zehn Minuten Heimeligkeit unter der warmen Bettdecke schenkt. Zeit, in der man die letzten Minuten Schlaf auskostet. Oder in der man wie ein Pandabär mit gesenktem Haupt auf der Bettkante sitzt und über den Sinn des Lebens nachdenkt (Update 2019: In der man seine Insta-Story aktualisiert).

Eigentlich ist die Snooze-Taste etwas für faule Menschen. Wer es ernst meint, der stellt sich fünf verschiedene Wecker und verteilt sie im Raum.

Auf einen Wecker kloppen oder ihn gegen die Wand pfeffern kann jeder. Entschiedener Nachteil der Snooze-Taste: Nach ein paar Minuten ist der Zauber vorbei. Rrrrring Mööp Tuut. Das Ganze machst du ein paar Mal, dann wird die Zeit knapp.

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