Ich nenne ihn Herrn Schmidt

Ich kenne jemanden, dessen Namen geheim bleiben muss. Deswegen nenne ich ihn mal Herr Schmidt. Er ist nicht sonderlich reich oder berühmt. Er tut auch nichts sonderlich Verbotenes oder Geheimnisvolles. Und trotzdem darf ich seinen Namen nicht nennen. Er möchte es einfach nicht.

Das erste Mal, dass ich Herrn Schmidt begegnete, war wohl Anfang der Adventszeit. Gut 5 Jahre ist das nun her. Er klingelte einfach so an meinem Büro und wenige Minuten später saßen wir Kaffee trinkend an meinem Schreibtisch. „Sie kennen doch bestimmt Menschen, die in diesem Jahr alleine am Heiligabend sind.“ Ich stutze, er merkte es. „Sehen Sie, Herr Pastor, ich habe genug um gut über die Runden zu kommen, habe Familie und werde wohl einen schönen Heiligen Abend haben. Doch in den letzten Tagen musste ich immer mal daran denken, dass es anderen nicht so geht. Und denen möchte ich etwas schenken. Aber von wem das kommt, muss ja niemand wissen.“

In den nächsten Tagen gehe ich gedanklich immer wieder die Häuser in meinem Dorf durch. Schreibe hier und da ein paar Namen auf einen Zettel. Den Zettel bekommt Herr Schmidt und eine Woche später steht ein Pappkarton mit 12 kleinen Päckchen in meinem Büro. Ein jedes dieser Päckchen zaubert in den nächsten Tagen ein Lächeln in ein Gesicht, ein Träumen in den Blick oder auch mal ein Tränchen in einen Augenwinkel.

Seitdem packt Herr Schmidt jedes Jahr ein paar kleine Päckchen und wird für ein paar Tage in der Adventszeit zum Freudenzauberer, Erinnerungsschenker und Tränchenmacher. Und danach ist er dann einfach wieder Herr Schmidt. Es ist schon eine verzauberte Zeit, diese Adventszeit.

Pastor Christian Coenen

Emmaus-Kirchengemeinde Dassel-Solling

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