Kein Bock auf ­Politik?!

Foto: u18 Wahl Andreas Kläger

von Lena Simosek

Über die angebliche Verdrossenheit Politik der Jugend und wie unsere Demokratie Jugendliche diskriminiert.

Erst hat sich die ältere Generation die Politikverdrossenheit von Jugendlichen ausgedacht, nun fliegt den ­engagierten Schüler*innen von Fridays for Future viel Spott und Häme entgegen. Viele Politiker*innen nehmen die Proteste nicht ernst – die Kinder sollten lieber zur Schule gehen, die können doch auch in ihrer Freizeit demonstrieren. Die Bewegung, angestoßen von der Schwedin Greta ­Thunberg, hat bereits viele Jugendliche mobilisiert – jeden Freitag finden unglaublich große Demonstrationen für eine bessere Klimapolitik statt – weltweit.

Doch eigentlich ist alles wie immer. Jungen Menschen wird die politische Mündigkeit abgesprochen. Interessieren die sich überhaupt für Politik? – Kann doch gar nicht sein! Oh doch. Junge Menschen haben ein großes Interesse d ­ aran, ihr Lebensumfeld aktiv mitzugestalten und sich zu engagieren. Sozialwissenschaftliche Studien zeigen, dass Kinder bereits ab 12 Jahren (und immer früher) über das eigene ­Lebensumfeld hinausblicken und sich für Vorgänge interessieren, die nicht nur sie selbst betreffen. Politik hat keinen Bock auf junge Menschen; Belange von Jugendlichen sind nicht Teil der politischen Agenda. ­Warum? – Ganz einfach: Sie sind nicht wahlberechtigt und können damit eh nicht für den Machterhalt von Parteien und Politiker*innen sorgen. Somit sind sie auch nicht ­Zielgruppe von Parteiprogrammen und Wahlversprechen. Dass sie ­jedoch die Gruppe sind, die am längsten, oder überhaupt, mit den jetzt durch Politiker*innen getroffenen, zum Teil irreversiblen, Entscheidungen leben müssen, wird vollkommen außer Acht gelassen.

Der*die durchschnittliche Abgeordnete im Bundestag oder im Europäischen Parlament ist zwischen 50 und 55 Jahre alt. Nur wenige sind unter 30. Können junge Menschen so überhaupt in den Parlamenten repräsentiert werden? Ein Konflikt der Generationen und gleichzeitig zwischen klimapolitischen und sozialen sowie wirtschaftlichen Interessen stellt sich ein. Europa, unsere Demokratie und die Parteien müssen sich stark reformieren, um zukunftsfähig zu sein und jugendfreundlich zu werden.

Was macht die Beteiligung von Jugendlichen so schwierig? Was kann verbessert werden?

Zunächst sollte das Wahlalter gesenkt werden. Diese ewig alte Debatte ist noch lange nicht abgeschlossen und ein Wahlalter mit 16 reicht da nicht. Warum schreibt die Gesellschaft jungen Menschen immer wieder vor, wann Beteiligung erwünscht ist und wann nicht? Das bedeutendste politische Gestaltungsrecht unserer Demokratie – die Wahl – bleibt ihnen bisher jedenfalls verwehrt. Wie wäre es zusätzlich mit einer „Jugendquote“ in Parlamenten? – Die Hälfte der Ab­geordneten unter 40 Jahren? Oder U30?

Die Reaktion einiger Politiker*innen zum Engagement von Jugendlichen oder Videos von YouTubern zeigt, wie viel Angst sie vor Machtverlust oder dem Verlust ihrer Daseinsberechtigung haben. Die U18-Wahlergebnisse zeigen den Trend der Zukunft. Vergesst nie:

Die Jugendlichen von heute sind die Wahlberechtigten von morgen!

Pfadis im Einsatz für den Klimaschutz! – ein Nachbericht aus Dresden

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