Pfadfinden international
Was tut man nicht alles für ein neugieriges Nagetier!
von Anna Sämisch
„Raff dich auf!“, sagt das Nagetier energisch und zwickt mich in die Seite. „Jaja, ich weiß“, erwidere ich schuldbewusst, während mich Miles so vorwurfsvoll anschaut wie ein flauschiges Kuscheltier zu schauen vermag. „Jetzt schiebst du es schon drei Monate vor dir her“, führt er fort. Ich schaue ihn an und seufze. Immerhin habe ich ja schon ab und an darüber nachgedacht, den Blog-Artikel zu tippen. „Einsicht ist eben nicht immer der Weg zur Besserung“, gibt Miles zum Besten. Schlaues Biberchen!
Ich gebe mich geschlagen. „Wo soll ich zu erzählen beginnen?“, frage ich. „Ganz von Anfang an“, kontert Miles, und ich beginne zu schreiben.
„Ganz am Anfang wusste ich nur, dass ich mit meinem Rucksack nach Australien reisen würde. Da kündigte sich ein blinder Passagier an. Mit einem Päckchen aus Kassel eingeflogen, stand Miles auf einmal neben meinem Rucksack und behauptete, sich hineinsetzen und mitkommen zu wollen. Und damit nicht genug. Er stellte auch noch die Bedingung, unterwegs Pfadfinder*innen zu treffen.
Also habe ich australische Guides und Scouts angeschrieben, ob ich mit Miles an einer ihrer Gruppenstunden teilnehmen dürfe. Was tut man nicht alles für ein neugieriges Nagetier!
Tatsächlich bekam ich mehrere Rückmeldungen, sodass Miles und ich den Souts in Cobargo bei den Vorbereitungen für eine Ausstellung auf dem Showground halfen und mit den ‚Cups‘, den Kindern der australischen Wölflingsstufe, Handpuppen nähten. Zu Beginn der Gruppenstunde wurde feierlich die australische Flagge enthüllt und Miles durfte sich der Gruppe vorstellen.
Einige Wochen später, im März 2018, haben wir noch einen Stamm in Melbourne besucht. Die älteren Gruppenkinder haben Miles und mich zu einer Radtour am Yarra River entlang eingeladen. Mit seinem Bericht von den Schwarzzelten, in denen man sogar Lagerfeuer machen kann, brachte Miles die australischen Pfadfinder sehr zum Staunen. Im Gegenzug erläuterten uns die Gruppenkinder, welche besonderen Gebäude und historischen Hinweise auf dem Weg zu sehen waren, und konnten so den Punkt ‚einem Gast die Gegend zeigen’ in ihrem Abzeichenheft abhaken. Auch die etwas jüngeren Gruppenkinder empfingen den flauschigen Biber zu einem Treffen im Park mit offenen Armen. Mit Pappkartons bauten sie Festungen, die sie anschließend vor den Angriffen der gegnerischen Mannschaft zu beschützen versuchten.“ – „So zumindest die Theorie“, hakt Miles ein, „denn das Spiel entfaltete sich zu einem kreativen Chaos, an dessen Ende viele Kinder noch mehr Pappstücke vom Rasen lasen.“