Ökumenischer Gottesdienst am Tag der Deutschen Einheit aus Sankt Nikolai zu Kiel

Moin ihr Lieben,

ich bin shanty, 21 Jahre alt und seit meinem 7. Lebensjahr Pfadfinderin im VCP. Heute bin ich ein Teil der Landesleitung in Schleswig- Holstein. Am Tag der Deutschen Einheit in Kiel, hatte ich die Möglichkeit ganz besonders mitzuwirken. Ich durfte ein Teil des bundesweiten Gottesdienstes sein und ein Statement vor Millionen Fernsehzuschauern und der Vertretung der Bundesregierung zum Thema Jugend und Klimaschutz abgeben. Hierüber möchte ich euch ein bisschen Berichten und von dem besonderen Tag erzählen.

7.00 Uhr Die Kieler Innenstadt ist großräumig mit einer Sicherheitszone abgesperrt. Um als Mitwirkendende überhaupt zutritt zu erlangen, musste ich durch eine Schleuse wie beim Flughafen gehen. Meine Tasche wurde durchleuchtet und ich selbst wurde nach Waffen und spitzen Gegenständen abgetastet. Die Sicherheit wurde sehr sehr großgeschrieben. Dann ging es für mich in Richtung Nicolaikirche, wo der Gottesdienst stattfand.

8.00 Uhr Nun ging es für mich in die Maske- Ja in die Maske für einen Gottesdienst. Irgendwie verrückt, oder? Die Maskenbildnerinnen vom NDR, die sonst für den Tatort oder Tagesschau stylen und schminken, waren nun dabei mich für den Live-TV Auftritt fertig zu machen.

9.00 Uhr Dann ging es für mich noch zum Verkabeln und Mikro anlegen mit einem kleinem Soundcheck. Und so langsam wurde es ernst. Die Kirche füllte sich Stück für Stück. Die letzten Ansagen wurden gegeben und der Text wurde ein letztes mal durchgegangen. Am Tag zuvor haben wir den gesamten Gottesdienst mehrere Stunden geprobt und bis ins kleinste Detail besprochen. Wann muss ich in welche Kamera schauen? Wo muss ich wann stehen? Und wie sind die Auf- und Abgänge?

9.45 Uhr Wir kommen alle nochmal zu einem letzten Gebet zusammen und wünschen uns Gottes Segen und Beistand für den Gottesdienst. Der Gottesdienst war ökumenisch und wurde durchgeführt und begleitet von der Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, Kristina Kühnbaum-Schmidt, und der katholische Erzbischof von Hamburg, Stefan Heße.

9.50 Uhr Viele Mitglieder des Bundeskabinetts betreten die Kirche, darunter die Bundeskanzlerin und der Bundespräsident. Meiner Aufregung steigt immer mehr. Wir stehen alle im Foyer der Kirche, vor mir ca. 700 Menschen, hinter mir hunderte Reporter und Scharfschützen, die auf den Dächern rund um die Kirche plaziert waren. Dies war so ein merkwürdiges, mulmiges Gefühl.

10.00 Uhr Nun ging es los! Wir liefen in die Kirche ein und waren Live im Fernsehen zu sehen. Alles verlief ohne Probleme und Patzer. Schließlich gab ich mein Statement ab und machte deutlich, was momentan in unserer Welt falsch läuft. Lebensmittelverschwendung, Poolkappenschmelzen oder Plastik im Meer- Das können wir so nicht mehr hinnehmen und müssen als junge Generation jetzt laut werden und handeln. Es war ein unglaubliches Gefühl, so schonungslos und ehrlich das Auszusprechen, was so viele von uns denken.

Im Anschluss hatte ich noch beim Segensgruß die Möglichkeit, Frau Merkel und den anderen Vertretern der Regierung mit einem Handschlag „Friede sei mit dir“ zu Wünschen. Es war erst ein komisches Gefühl, so hohe Persönlichkeiten zu duzen. Doch sind wir alle Brüder und Schwestern und werden alle gleich von Gott geliebt, warum sollte man dann diese so wichtigen und wertvollen Worte, wie „Friede sei mit dir“ mit einem förmlichen Schleier verdecken.

11.00 Uhr Als, der Gottesdienst vorbei war, ging es für uns an vielen Fotografen und Menschen vorbei, mit einem Shuttelservice zur Sparkassen-Arena, wo im Anschluss ein großer Festakt mit vielen Reden und Acts und einem großem Essen stattfand. Wie verrückt, um mich herum so viele „hohe Tiere“ unserer Gesellschaft, Delegierte aus fernen Ländern der ganzen Welt und mitten drin ich, die Pfadinderin, die eben mit ein paar Worten viele Menschen erreicht hatte. Es war für mich so unwirklich, dass ich an diesem Tag von Menschen auf der Straße erkannt wurde und mir Fremde für meine Worte dankten.

Wenn ich jetzt auf diesen Tag zurückblicke, bin ich unglaublich stolz, ein Teil dessen gewesen zu sein. Ich konnte mein Statement in der gesamten Bundesrepublik verbreiten und zeigen, dass uns als VCP und uns als junge Generation, die schwerwiegende Situation der Umwelt bewusst ist und das wir handeln. Ich bin sehr dankbar, dass ich diese Möglichkeit von Jugendklimakonferenz und der Nordkirche bekommen habe.

Wenn ihr den Gottesdienst, oder nur mein Stament anschauen (ab Minute 28:00) möchtet, könnt ihr dies in der ARD Mediathek bis zum 31.09.2020 tun.

https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/kirchliche-sendungen/sendung/oekumenischer-gottesdienst-am-tag-der-deutschen-einheit-100.html

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