Pfadfindung: Offen sein

In einer kleinen Blog-Reihe gehen wir auf die von der Bundesversammlung 2016 beschlossenen Handlungsfelder ein und stellen Menschen, Projekte und Ideen vor, die dazu passen. 

2026 wird der VCP in der Öffentlichkeit durch sein Wirken als tolerant, modern und aufgeschlossen wahrgenommen. Alle die sich zu unseren Grundwerten

bekennen, sind willkommen, Teil unserer Gemeinschaft zu sein. Menschen mit Einschränkungen haben teil.

Im Gespräch dazu Jamal, der mittlerweile in Bremen wohnt und mit dabei war auf dem Bundeslager.

Jamal, wie war es auf dem Bundeslager?

Ganz gut – sehr gut!

Wie kam es, dass Du gemeinsam mit zwei weiteren Geflüchteten dabei gewesen bist?

Wir haben bei unserem Haustreffen über Urlaub geredet, weil wir in den Ferien nicht wegfahren. Jost hat dann vom Bundeslager erzählt und irgendwann hat er uns gefragt, ob wir mitwollen.

Wie wohl habt ihr euch auf dem Bundeslager gefühlt?

Es war gut nicht zuhause zu sein und richtig weg zu sein. Die frische Luft tat sehr gut und es war schön, viele nette Leute kennenzulernen. Manchmal war es auch langweilig, vor allem abends gab es nicht viel zu tun.

Ward ihr bei einer Gruppe mit dabei?

Ja, wir selber waren mit Jost zu viert und wir waren mit einer Gruppe aus Berlin da. (Anmerkung der Redaktion: Stamm Otto Witte aus Berlin Pankow). In unserer Kochgruppe war noch eine Gruppe aus Trier.

Was habt ihr auf dem Bundeslager so alles gemacht?

Wir waren einmal im Wittenberg. Wir haben Wasserspiele im Teillager gemacht und zu Musik getanzt. Wir haben auch an ein paar Workshops teilgenommen. Das Fotografieren war toll.  Wir haben uns Fahrräder geliehen und sind nochmal in die Stadt gefahren. Wir haben auch immer mit den anderen Abendessen gekocht, am letzten Tag wussten dann alle, dass ich gut kochen kann. Außerdem waren wir oft Tee und Kaffee trinken. Der Kaffee war richtig lecker!

Was waren Herausforderungen?

Manche Workshops haben wir nicht gefunden und wir hatten dann nichts zu tun.

Was nehmt ihr zurück mit nach Bremen?

Die Mückenstiche.

…vielleicht gab es besonders schöne Momente?

Am ersten Abend haben wir mit dem Stamm am Feuer gesungen, Gitarre und Spiele gespielt, das war sehr schön und witzig.

 

Jost, du warst mit der Gruppe da, mit denen du sonst hauptamtlich arbeitest. Aus Betreuersicht – was war aufwendig, was leicht?

Leicht war es über den rdp Mittel zur Finanzierung zu bekommen und Material für das Lager zu finden. Auch eine Partnergruppe war nicht schwer zu finden. Von allen Seiten gab es eine große Bereitschaft, das Vorhaben zu unterstützen

Aufwendig war der Anmeldeprozess. Es waren unglaublich viele Ebenen daran beteiligt. Der Jugendhilfeträger, die Amtsvormundschaft, die Bundeszentrale (welche Beitragsstufe ist die richtige), der Stamm, der rpd (es konnte erst richtig losgehen als der Antrag bewilligt wurde). Auch mit der Stammeskasse ging alles nur über drei Ecken. Dabei war die Zeit war knapp. Die Anmeldung konnte dann erst auf dem Lager abgeschlossen werden und es gab dann erstmal keine Halal-Verpflegung. Wir mussten erstmal selber einkaufen.

Auch die Programmanmeldung auf dem Lager war extrem aufwendig. Für die Onlineanmeldung waren wir leider zu spät. Ich musste jeden einzelnen Workshop erklären, das ging oft nur mithilfe von YouTube und Bildern. Das machen wir auf der Arbeit auch oft so. Nächstes Mal lerne ich vorher Farsi, Paschto und Arabisch, eventuell auch Mandinka, Wolof und Fula.

Aufwendig gestaltet sich auch die Abrechnung. Sowohl der Stamm als auch der rdp brauchen die Originalbelege.

 

Was sind deine Empfehlungen aus der Erfahrung auf dem Bundeslager?

In Bezug auf den Anmeldeprozess wäre eine Idee für Großlager Kontingentsplätze für Jugendliche aus benachteiligten Milieus zu schaffen. Für diese könnten bereits finanzielle Mittel (gefördert zum Beispiel durch den rdp) bereitstehen, so dass diese nicht von jeder Gruppe einzeln beantragt und verwaltet werden müssen. Solche Plätze ausschließlich für Geflüchtete zu schaffen ist meines Erachtens nicht ausreichend. Die Geflüchteten der Jahre 2015 und 2016 werden in den nächsten Jahren immer seltener in Großunterkünften untergebracht sein, so dass die Lebenswelten von Geflüchteten und Nicht-Geflüchteten in schwierigen Lebenslagen zusehends verschwimmen. Unterstützung bedürfen sie jedoch weiterhin.

In Hinblick darauf stellt sich dann auch die Frage nach mehrsprachigen Anmeldeinformationen.

Die Programmdarstellung, sollte mit Bildern oder Videos unterstützt werden. Alle buchbaren Programmangebote wurden ausschließlich in geschriebener Bildungssprache vorgestellt. Die Angebote waren teils so speziell, dass sie nicht ohne Weiteres mit einfachen Worten erklärt werden konnten. Oft helfen nur Google und YouTube, um deutlich zu machen, worum es sich handelt. Auch dies ist meines Erachtens ein Thema, dass über den Rahmen Geflüchtete hinausgeht. Unzählige Studien weisen darauf hin, dass ein großer Anteil von Kindern und Jugendlichen den Inhalt auch einfacher Texte (z.B. Schulbuchtexte) nicht erfasst.

 

Die Jungs haben zusätzlich geäußert, dass alles noch besser gewesen wäre, hätten sie gute Freunde dabeigehabt, dann wären die Abende nicht so langweilig gewesen. Es sind zwar alle nett, aber manchmal fehlt einfach jemand, mit dem man sich richtig in seiner Sprache unterhalten kann. Sollte ich so etwas noch einmal machen, würde ich besser kommunizieren, dass auch so etwas geht und nicht nur Jungs mitkönnen, die bei unserem Träger untergebracht sind. Einige haben Freunde, die schon eine Ausbildung begonnen haben oder schon richtig mit ihren Familien in eigenen Wohnung untergebracht sind.  Mehr Geld haben die Jugendlichen und Familien in der Regel aber auch nicht zur Verfügung. Gerade für solche Fälle kann es wieder sinnvoll sein auch über die Förderkriterien nachzudenken und es so zu organisieren, dass Menschen mitkönnen, die schon länger in Deutschland sind.

Vieles davon ist leider nicht einfach so umzusetzen und bedeutet einen gewissen Ressourceneinsatz. Ich glaube aber das wäre es Wert. Dazu sollte sich der Verband dann allerdings bewusst entscheiden.

Ist der VCP offen für alle?

VCP-Blog