Systemisches Konsensieren – gemeinsam klug entscheiden 

Auch wir Pfadis sind nicht immer einer Meinung. 

Wir diskutieren zum Beispiel wo das nächste Sommerlager stattfinden soll, was wir heute Abend zum Essen kochen möchten oder wer denn nun am Besten geeignet ist, um als nächstes die Stammesführung zu übernehmen. 

Ganz selbstverständlich stimmen wir über diese Dinge ab. Der Vorschlag mit den meisten Stimmen gewinnt. 

Spätestens seit der Wahl Trumps wissen wir aber, dass schon die Auswahl der Abstimmungsmethode das Ergebnis beeinflussen kann. 

In den USA ist Stimme nämlich nicht gleich Stimme. Mehr Amerikaner*innen haben Hillary Clinton gewählt, als Donald Trump. In Amerika wird aber mit dem Wahlmännerprinzip gewählt, bei dem jeder Bundesstaat je nach Größe eine bestimmte Anzahl an Wahlmännern hat, die die Stimme stellvertretend für die Bevölkerung dieses Staates abgeben. Die Wahlmänner sind allerdings disproportional verteilt. So repräsentiert ein kalifornischer Wahlmann mehr als 700.000 Menschen, während ein Wahlmann aus Delaware nur 300.000 Personen repräsentiert. Trump die Wahl also gewinnen, obwohl er in der gesamten Bevölkerung weniger Stimmen bekommen hat.  

Die Fachgruppe Partizipation hat hinterfragt wieso wir eigentlich in der Regel per Mehrheitsabstimmung entscheiden und sich mit einer alternativen Abstimmungsmethode, dem systemischen Konsensieren, auseinandergesetzt. Hierbei wird nicht nach der Zustimmung, sondern nach der Ablehnung gefragt. Es geht also darum, welche Vorschläge du akzeptieren kannst und welche für dich katastrophal wären. 

So kommt man zu einem Ergebnis, das die Gruppe zufriedener macht, eine langfristige Lösung darstellt und die Meinungen von Minderheiten mit einbezieht. 

Das folgende Beispiel soll dir das systemische Konsensieren etwas mehr verdeutlichen. 

Eine Sippe übernachtet im Stammesheim und überlegt, was es zum Abendessen geben soll. 

Yannick möchte Pizza bestellen. Marla verträgt allerdings kein Gluten und schlägt daher das neue asiatische Restaurant vor. Dort könnte sie viel leichter etwas zu Essen finden. Jose würde gern griechisch essen, weil er so Lust auf Gyros hat und Ronja als Veganerin möchte gern den Hipster-Burger-Laden ausprobieren. Die restlichen Sipplinge haben keine eigenen Vorschläge gemacht, aber natürlich dennoch eine Meinung zu den Vorschlägen der anderen. 

Die Gruppe würde im Normalfall abstimmen, wer was essen möchte und dann dort bestellen. Fiele das Ergebnis jetzt aber zum Beispiel auf Pizza, so wäre es Marla mit ihrer Zöliakie nicht möglich mit den anderen zu essen. Es käme zu Spannungen und Streit in der Gruppe und Marla wäre unzufrieden. 

 

Würde man mit dem systemischen Konsensieren abstimmen, so könnte Marla durch einen hohen Ablehnungswert deutlich machen, dass sie keine Pizza essen kann und so als Minderheit Einfluss nehmen. 

 

Beispiel Mehrheitsabstimmung: Jede*r wählt worauf sie*er Lust hat. Die Gruppe kommt zu keiner Lösung. 

 

  Pizza  asiatisch  griechisch  Burger 
Yannick  I       
Marla    I     
Jose      I   
Ronja        I 

 

 

Beispiel SK: Jede*r gibt den Widerstand an (0=kein Widerstand; 10=höchster Widerstand). 

 

  Pizza  asiatisch  griechisch  Burger 
Yannick  0  4  3  1 
Marla  10  0  5  7 
Jose  5  3  0  4 
Ronja  4  1  9  0 
Ergebnis  19  8  17  12 

Das asiatische Essen erfährt am Wenigsten Ablehnung. Die Gruppe kommt zu einer Entscheidung und ist mit dieser auch zufriedener. 

Uns im VCP ist wichtig, dass auch leise Stimmen gehört werden, Abstimmungen partizipativ gestaltet werden und langfristige Lösungen entstehen, die der Gruppe dienen. Daher hat die Fachgruppe Partizipation das systemische Konsensieren erlernt und möchte es im Verband verbreiten. 

Wenn auch du wissen möchtest, wie genau man die Methode umsetzt, komm beim Bundeslager zu den SK-Workshops der Partipeople!

 

 

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