Wir haben Bock auf Bock!

von Johannes Malinowski

Schweden hat Abba, Mallorca hat Mickie Krause und wir Pfadis haben den Liederbock. Auf den ersten Blick ein Vergleich, der vorne und hinten hinkt. Aber: Geht es um die Popularität der Songs in dem Liederbuch, stehen die 460 Seiten mit 214 Pfadi-Liedern den Popschlagern – zumindest in unseren Kreisen – in nichts nach.

Die Gitarre ausgepackt, die ersten Akkorde von Bella Ciao angestimmt und schon kochen Hütte und Jurte. Da kann Helene Fischer einpacken. Bei uns geht es nicht um irgend welche atemlosen Nachtabenteuer oder Hulapalu, bei uns geht es um den baumelnden Piet und Jan und Hein und Klaas und Pit. Wir singen nicht sexistisch über zehn nackte Frisösen, sondern (ebenso sexistisch) über die flinke Krügerin und Mädchen, die auf singende Burschen reinfallen. Böser Vergleich? Denkt mal drüber nach! In Trinkliedern singen wir nicht über eisgekühlten Bommerlunder, sondern über Roten Wein im Becher und Nächte im Rausch, die Seeligkeit und Glück bedeuten.

Singen bedeutet Gemeinschaft. Singen bedeutet Ausdruck. Wenn eine Gruppe am Lagerfeuer die Edelweißpiraten an stimmt, bedeutet Singen Gänsehaut und Nachdenklichkeit. Es ist genau diese Mischung, die den Liederbock ausmacht. Historische und politische Songs wie die Moorsoldaten oder die freie Republik wechseln sich ab mit bündischem Liedgut (Dämmert von fern, Nordwärts Nordwärts, In die Sonne, die Ferne hinaus). Wer bekommt Jerchenkows Reiterschaaaaaaaaaaaaar am läääääängsten hiiiiiiiiiiin? Danke, liebe VCP-Bezirke Homburg und Harz für den Liederbock. Danke für die ewige Diskussion, ob Near to Banbridge Town auf Deutsch singbar ist. Danke für den Streit, ob Jalava getragen langsam oder schmissig schnell gespielt und gesungen wird.

Ein Liederbuch voll Märchen und Legenden, voll Zauber und Wir-Gefühl. Und im Bücherregal zuhause voll Lagerfeuergeruch und Erinnerung.

In diesem Sinne: Singt, Freunde!*

* Der Liederbock ist leider noch nicht gegendert.

Foto: © Benedikt Bahl

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