Wo wäre ich ohne die Pfadfinderei?

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Was macht Pfadfinden aus? Verändern diese Erfahrungen das Leben und die Persönlichkeit?

Das erzählt die VCPerin Birthe Bröcker in einer Sonderausgabe von Chrismon. Der VCP und das evangelische Magazin hatten schon einige journalistische Begegnungen. Hier sind einige Auszüge aus dem Gespräch.

„Was wäre ich ohne die Pfadfinderei! Das merkte ich auch im Bewerbungsgespräch fürs Polizeistudium – die fragten so schnell, dass mir fast nur Beispiele aus der Pfadfinderei einfielen, weil ich da schon so viel erlebt habe. „Waren Sie schon mal in einer Situation, wo eine Person Hilfe brauchte?“ Ich war 16, leitete eine Gruppe, ein Junge fiel von einer großen Baumschaukel. Oder sie fragten, ob ich mal was freiwillig gemacht habe, was ich nicht hätte machen müssen – ja, ich habe den Rettungsschwimmer gemacht, damit die Kinder mit mir schwimmen gehen können. (…)

Du darfst total viel ausprobieren bei den Pfadfindern. Zum Beispiel ein Floß bauen aus Baumstämmen. Mit Feuer rumkokeln. Oder rauskriegen, was der dickste Baumstamm ist, den du mit der Axt noch durchkriegst. Natürlich zeigen dir Ältere, wie es geht und passen auf dich auf. Man lernt spielerisch seine Stärken und Schwächen kennen, nicht unter Zwang wie in der Schule. Wie viele Kinder kann man beschäftigen als Gruppenleiterin? Bei mir waren es mal zwölf. (…)

Pfadfinden heißt aber nicht nur, einen Weg durchs Gelände zu finden, sondern auch seinen eigenen Weg durchs Leben. Ohne die Pfadfinderei wäre ich bestimmt nicht so selbständig. Ich habe immer ein Ziel vor Augen – jetzt das Studium bei der Polizei und danach das Ziel, als Kriminalkommissarin einen Einsatzbereich zu finden, der mir Spaß macht. Ich hab natürlich auch kleine Nebenziele, ich spiele ja Klavier und Fußball.

Dieses Jahr, mit 21, habe ich ein neues Halstuch bekommen, das „Rentnerhalstuch“. Wir Älteren dürfen dem Stamm helfen, aber wir haben nichts mehr zu sagen. Die Jüngeren entscheiden auch, ob ich auf Fahrten mitkommen darf, zum Beispiel zum Kirchentag. Wir sind jetzt die Erwachsenen.

Aber einmal Pfadi, immer Pfadi. Ich kann zum Beispiel nicht verstehen, dass Leute im Park ihren Müll liegen lassen. Manchmal räume ich sogar den Müll von anderen weg. Und ich gehe weiterhin zu den Pfadfinderandachten, zum Beispiel im Advent, wenn das Friedenslicht weiterverteilt wird. Die meisten Erwachsenengottesdienste finde ich nicht so interessant. Da bin ich nur an Weihnachten.“

Beitrag auf chrismon.de:
http://chrismon.evangelisch.de/artikel/2015/31650/pfadfinder-ehrenamt 

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