Borreliose: Die häufigste in Deutschland von Zecken übertragene Infektionskrankheit. Was du als Pfadfinder*in tun kannst.

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Pfadi-Gesundheit: Borreliose

Zusammenfassung: Die Borreliose ist die häufigste der in Deutschland von Zecken übertragene Infektionskrankheit. Sie kommt auf der gesamten Nordhalbkugel der Erde vor. Die Wanderröte, eine sich langsam ausbreitende, blasse, randbetonte und meist runde Hautrötung und das „Ohrläppchen-Lymphozytom“ sind eindeutige Frühzeichen, die unbedingt erkannt und umgehend antibiotisch behandelt werden sollten, um die Ausbreitung auf Gehirn, Nerven, Herz und Gelenke zu vermeiden. Die Infektion kann vermieden werden, wenn Zecken noch am gleichen Tag entfernt werden.

Borreliose. In ganz Deutschland tragen 10 – 30 % der Zecken diese spiralförmigen Bakterien in ihrem Darm. Für eine Infektion müssen sie von dort in den Speichel gelangen.

Weil das viele Stunden dauert, ist eine Infektion unwahrscheinlich, wenn eine Zecke in den ersten 12 bis 18 Stunden vorsichtig entfernt wird. So sollte man sich jeden Abend sorgfältig absuchen, der tagsüber draußen war. Liebe Pfadfinder*innen, weist eure Teilnehmenden darauf hin, sich jeden Abend (gegenseitig) abzusuchen!

Allgemeines zur Prävention und Entfernung von Zecken siehe: https://www.vcp.de/pfadfinden/1-hilfe/zecken

Borrelien wurden auch schon in Flöhen, Wespen, Bremsen, Kriebel- und Stechmücken nachgewiesen. Inwieweit diese zusätzlich denkbaren Übertragungswege relevant sind, ist derzeit offen.

Nach einem Zeckenstich kommt es in 2,6 bis 5,6 % zu einer symptomfreien, also erfolgreich vom Körper selbst bekämpften Infektion (nur Bildung von Antikörpern) und nur in 0,3 bis 1,4 % zum Ausbruch einer Borreliose-Krankheit.

Das ist jährlich bei 100-250 (D), 120 (CH) bzw. 280 (A) von 100.000 Einwohnern der Fall, zumeist nur die Wanderröte.

Die Symptome der Borreliose sind:

  • Grippeartige Beschwerden wie Müdigkeit, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen und leichtes Fieber sind so unspezifisch, dass sie nur als Borreliose gedeutet werden können, wenn der Zeckenstich noch in Erinnerung ist.
  • Die Wanderröte („Erythema migrans“, Abb. 1) breitet sich ein bis sechs Wochen nach dem Zeckenstich von der Einstichstelle kreisförmig aus („wandert“). Zentral kann die Haut zunächst etwas dunkler oder bläulich erscheinen, bis sie dort wieder normal erscheint. Dann ist nur noch ein blass-roter Ring zu sehen. Auf Druck verschwindet die Rötung, durch Sonnenlicht oder eine warme Dusche springt sie mehr in Auge, weil die Haut stärker durchblutet wird. Ein Durchmesser von fünf Zentimetern oder mehr spricht für eine Borreliose. Da 80 bis 90 % aller Erkrankten diese gut behandelbare Form der Borreliose aufweisen, sollte in den Wochen nach einer Zeckenentfernung auf dieses leicht erkennbare Hautmal geachtet werden. In dieser Phase fallen Labortests nur zu 50 % positiv aus – und sind damit überflüssig. Aber: Eine ein bis zwei Zentimeter große Rötung des Einstichs unmittelbar nach der Zeckenentfernung hat noch nichts zu bedeuten.
  • Selten kommt es an Ohrläppchen, Brustwarzen oder im Intimbereich zu einer rot-bläulichen, prall-elastischen Schwellung, dem Borrelien-Lymphozytom (In Abb. 2 nur diskret ausgeprägt, aber klar erkennbar im Vergleich zu gesunden Gegenseite, Abb. 3).
  • Nach weiteren Wochen und Monaten kann die Entzündung auf Nervenwurzeln und Rückenmarkshaut übergreifen. Die Folge sind Rückenschmerzen besonders nachts, an wechselnden Stellen, die in Arme und Beine ausstrahlen. Zusätzlich kann eine einseitige Gesichtslähmung auftreten, selten eine Hirnhautentzündung mit Kopfschmerzen und Nackensteife („Meningitis“). Auch das Herz kann es treffen. Außerdem kann eine Borreliose-Unterform die Ursache von abwechselnd geschwollenen Gelenken sein, meist Knie, Knöchel oder Ellenbogen, die aber kaum schmerzen.

Fazit: Jede Borreliose-Form muss antibiotisch behandelt werden, um die Ausbreitung auf Gehirn, Nerven, Herz und Gelenke zu vermeiden. Dazu sollte eine hausärztliche Praxis aufgesucht werden. Ein Zeckenstich allein ist kein Grund für eine Antibiotika-Einnahme.

Zeckentests: Die Untersuchung einer einzelnen Zecke auf Borreliose-DNA kostet in einem medizinischen Labor 25 Euro. Im Versandhandel ist für 4 bis 13 Euro ein einfacherer Test erhältlich, mit dem jeder selbst die entfernte Zecke auf Borrelien-Antikörper untersuchen kann. Dieser funktioniert jedoch nur, wenn die Zecke munter Blut gesaugt hat, das sollte man lieber vermeiden! Sicher stillen solche Untersuchungen die eigene Neugier, aber wie erläutert ist die Infektionsgefahr gering, wenn man sich abends konsequent von den kleinen Schmarotzern befreit. Laut den US-amerikanischen Centers of Disease Control and Prevention (www.cdc.gov/lyme/diagnosistesting/labtest/testing/index.html) ist 

„Allgemein ist das Testen einzelner Zecken nicht sinnvoll,

  1. denn wenn der Test zeigt, dass die Zecke Krankheitserreger enthält, bedeutet das nicht zwingend, dass der Gestochene angesteckt wurde,
  2. wenn der Gestochene angesteckt wurde, wird er wahrscheinlich Symptome entwickeln, bevor ein Testergebnis vorliegt – man sollte nicht auf das Ergebnis warten, bis mit der notwendigen Therapie begonnen wird und
  3. können negative Testergebnisse in falscher Sicherheit wiegen. Zum Beispiel kann man unbemerkt von einer anderen Zecke gestochen worden sein, welche die Erreger trug.“

Das Robert Koch-Institut betont:  „Allein aus positiven Ergebnissen von Zeckenuntersuchungen sollte keine Indikation zur Antibiotika-Prophylaxe abgeleitet werden.“ (Robert Koch-Institut. Lyme-Borreliose, RKI-Ratgeber für Ärzte https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_LymeBorreliose.html#doc2398672bodyText3) Stattdessen werden Antibiotika erst bei den oben genannten Symptomen notwendig – auch wenn der Erregernachweis in der Zecke dem Labor nicht gelungen ist.

Gut Pfad!

Uli & Römi

Dr. Uli Eiden, VCP Stamm Johannes Gutenberg Mainz, GAB, RP/S

Michael Römer, VCP Stamm Franz von Sickingen Hambach, Neustadt, GNB, RP/S.

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